EheCarola Preuß hat in 25 Jahren als Standesbeamtin 1366 Ehen getraut

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Carola Preuß ist seit 25 Jahren Standesbeamtin. Neben Trauungen gehören das Personenstandsregister, Einbürgerungen sowie Beurkundungen von Sterbefällen und Geburten zu ihrem Job.

Carola Preuß ist seit 25 Jahren Standesbeamtin. Neben Trauungen gehören das Personenstandsregister, Einbürgerungen sowie Beurkundungen von Sterbefällen und Geburten zu ihrem Job.

Burscheid – Dass die Standesbeamtin bei einer Trauung zuerst ein paar Worte über sich selbst spricht, ist ungewöhnlich. Am Freitag hatte Carola Preuß aber einen guten Grund dazu. Genau vor 25 Jahren, am 20. Oktober 1992, traute sie das erste Paar. Viel habe sich in diesem Vierteljahrhundert getan, resümierte Preuß. „Früher hat keiner gelacht, es gab keine Musik, und geheiratet wurde zu den Öffnungszeiten des Parkhauses.“

Eine Sache auf den Punkt zu bringen, das ist das offenkundige Talent der 54-Jährigen. Kurzweilig, launig, mit Tiefgang und treffsicheren Pointen gestaltete sie am Freitag auch ihre 1366. Trauungsrede in der Lambertsmühle. Natalia und André Hobusch aus Leverkusen gaben sich das Jawort. Es wurde viel gelacht, die Stimmung war gelöst und zu einem Teil dürfte das auch an dem gelegen haben, was Carola Preuß aus den Angaben der Brautleute nachträglich recherchiert hatte: Dass es zwischen ihnen bei einem Lied schnackelte, in dem der Satz „Hau einfach ab“ fällt, spricht für die Anziehungskraft des Paares.

Ob es ein Patentrezept für dauerhafte Beziehungen gibt, dieser Frage geht Preuß regelmäßig bei lang verheirateten Paaren auf den Grund. Die Quintessenz? „Man sollte viel miteinander reden und gut zuhören, um über den Partner auf dem Laufenden zu bleiben und sich nicht zu entfremden.“

Fröhlichere Reden

„Jede Ehe“, weiß Preuß, „ist einmalig.“ Wie der gemeinsame Weg gestaltet werde, liege an sehr persönlichen Entscheidungen. Wie allerdings die Trauzeremonie gefeiert wird, da hat sie nach 1366 Trauungen eine Menge Erfahrung. Als sie zur Silberhochzeit vor einem Jahr die Fotos von der eigenen Hochzeit rauskramte, konstatierte die Tochter, dass keiner auf den Bildern lache. Und aus dem eigenen Beruf weiß Preuß, dass die Reden damals auch nicht zum Fröhlichsein animierten: „Eheglück lässt sich nicht erzwingen“ stand in den Redemanuskripten oder Sätze wie „Es gibt Entscheidungen, die sind wie Markierungssteine“. In Bad Salzschlirf, wo Standesbeamten ihr Handwerk lernen oder verfeinern, tauscht man sich seit Jahren über neue Wege aus. Und laut Preuß kommen auch die Hochzeitsgesellschaften gut damit klar, wenn mitunter unorthodoxe Dinge gesagt werden. Der Trauzeuge rutschte in der Lambertsmühle denn auch etwas tiefer in seinen Stuhl, als sie von amerikanischen Gepflogenheiten sprach, denen gemäß der Trauzeuge am späten Abend eine große Rede hält. Und bezahlen solle er auch.

Dorina und Robert Krieger vom Förderverein Lambertsmühle überreichten Carola Preuß zum Jubiläum einen Strauß. Und mit Blick auf ihr Fest staunte die Standesbeamtin selbst nicht schlecht: „Hätte man mir in der Schulzeit einmal gesagt, dass ich einmal Traureden halten werde, hätte ich es nicht geglaubt.“ Jedes Referat sei ein Schrecken gewesen.

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