„Speed Capture”Neues Passbild-System im Leichlinger Rathaus

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Bürgermeister Frank Steffes hatte seine Daten und Fingerabdrücke gestern bei der Premiere in drei Minuten eingegeben.

Bürgermeister Frank Steffes hatte seine Daten und Fingerabdrücke gestern bei der Premiere in drei Minuten eingegeben.

Leichlingen – Die gute alte Passfoto-Kabine, hinter deren Vorhang manche Grimasse geschnitten wurde, ist passé. Wer ein Bild für einen neuen Ausweis braucht, kann im Leichlinger Rathaus jetzt Speed Capture entern. Ein elektronisches Selbstbedienungs-Terminal zur Erfassung biometrischer Daten. Der Automat des digitalen Zeitalters braucht keine Münzen und keine Entwicklungszeit. Und er weckt auch keine bangen Erwartungen auf mehr oder weniger gelungene Porträts, die gleich aus dem Ausgabeschlitz gleiten.

Neue Station sendet Daten sofort weiter

Die neue Station, die gestern in Betrieb genommen wurde, sendet Fotos und Fingerabdrücke, die man ohne fremde Hilfe aufnehmen kann, verschlüsselt ins benachbarte Bürgerbüro, wo sie sofort benutzt werden können. Sie kann ab jetzt für die Beantragung von Personalausweisen und Reisepässen eingesetzt werden, nicht aber für Führerscheine.

Speed Capture steht in der Ecke gleich am Eingang links im Foyer der Stadtverwaltung. Bürgermeister Frank Steffes probierte die Anlage am Dienstagmorgen nach der Installation als Erster aus – und die Bedienung funktioniert kinderleicht. Man steht vor einem Terminal, das sich je nach Körpergröße automatisch auf die richtige Höhe einstellt und die integrierte Kamera leise surrend auf Kopfhöhe hochfährt. Das System funktioniert auch bei Kindern und Rollstuhlfahrern.

Im Rücken hat man eine von innen beleuchtete Trennwand, die nicht nur als Sichtschutz dient, sondern auch den fürs Passfoto erforderlichen neutralen Bild-Hintergrund schafft. Der Benutzer wird automatisch durch das Programm geführt und muss nur wenige Felder auf dem Bildschirm-Menu antippen, um zum Ziel zu kommen.

Der Vorgang läuft automatisch ab

Sechs Sprachen stehen zur Auswahl: Neben Deutsch auch Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch und Türkisch. So können das Gerät auch Bürger mit Migrationshintergrund nutzen. Zur Identifizierung muss man lediglich Tag und Monat seines Geburtsdatums eingeben, keinen Namen. Vor der Foto-Aufnahme sieht man Beispielbilder, welche Anforderungen das Porträt erfüllen muss. Ein neutraler Gesichtsausdruck ist gefragt. Also bitte keine Grimassen, kein Lächeln, kein Hut, keine Sonnenbrille – ein Kopftuch ist aus religiösen Gründen erlaubt. Drei Fotos werden mit LED-Blitz geschossen, das schönste darf man sich aussuchen.

Die Erfassung des Fingerabdrucks erfolgt ähnlich wie bisher auch an den kleinen Geräten im Bürgerbüro. Die Unterschrift schreibt man auf ein Pad, wie man es vom Paketboten kennt. Eine Stunde lang werden die Daten gespeichert, danach gelöscht. Das soll reichen, denn die Zeitersparnis für die Kunden und das Verwaltungspersonal ist der große Vorteil des neuen Systems. Die Selbstbedienung am Automaten dauert nur wenige Minuten und erspart zumal Gehbehinderten den Gang in die benachbarte Kfz-Schilder-Stelle.

Amtsleiterin Brigitte Gutendorf rechnet damit, dass die Bearbeitung im Bürgerbüro, das man nach der Datenerfassung aufsuchen muss, etwa zehn Minuten schneller geht: „Das macht sehr viel aus“, erwartet sie einen spürbaren Abbau der Wartezeiten für alle.

Sechs Euro für den Hersteller

Mit Speed Capture ist Leichlingen in der Region ein Vorreiter. Im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es bisher nur in Wermelskirchen ein solches Gerät. Die Ratinger Firma Speed Biometrics GmbH hat es bislang in 50 Kommunen installiert, Leverkusen ist noch nicht darunter. Die Stadt kostet die neue Technik nichts. Die sechs Euro für die Datenerfassung, die dem Kunden mit der Passgebühr in Rechnung gestellt werden (und die er beim Fotografen spart), bekommt der Betreiber.

„Das Gerät ist ein Angebot, das uns die Arbeit erleichtert, aber man muss das nicht machen“, beruhigt Brigitte Gutendorf Skeptiker. Das heißt: Wem die ganze neue Technik nicht geheuer ist, der kann sein Passfoto auch weiterhin in der Schilderstelle im Rathaus, beim Fotografen oder in der guten alten Fotokabine mit dem Vorhang machen lassen.

Empfang des Bürgerbüros wird umorganisiert Im September werden Mitarbeiterinnen des benachbarten Bürgerbüros den Kundenservice am Empfangsschalter der Stadtverwaltung im Foyer des Leichlinger Rathauses übernehmen. Mit der Umbesetzung der Info-Theke im Erdgeschoss ist der Wegfall der bisherige Wartemarken-Anlage und die Einführung einer Online-Terminvergabe über die Homepage des Amtes verbunden.

Von der Umstellung verspricht man sich eine zügigere Bedienung, ein besseres Kundenmanagement und weniger Wartezeiten. Wer vorher einen Besuchstermin vereinbart hat, soll pünktlich bedient werden. Andere Besucher werden je nach Anliegen nach einer Vorprüfung der Unterlagen an Schalter für schnelle Erledigungen oder längere Beratungen zugeteilt.

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