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Bahnhof LeichlingenGleisarbeiten gehen in rasantem Tempo voran

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Ein Zweiwege-Bagger, der auf Schienen und Gleisen fahren kann, koffert das Schotterbett aus. Mit der Planierraupe wird der Boden für das neue Material gleich anschließend verdichtet.

Ein Zweiwege-Bagger, der auf Schienen und Gleisen fahren kann, koffert das Schotterbett aus. Mit der Planierraupe wird der Boden für das neue Material gleich anschließend verdichtet.

Leichlingen – Gleis 2 ist weg. Wer am Montagmorgen ahnungslos zum Leichlinger Bahnhof kam, stand verdutzt vor einem leeren Schotterbett. Da, wo normalerweise der Zug nach Köln abfährt, klafft jetzt hinter den Absperrgittern an der Bahnsteigkante ein Graben. Schienen und Schwellen sind über Nacht verschwunden. Ein abgesägtes Gleisstück an der Schranke markiert die Stelle, wo die Erneuerung der Gleise zwischen Solingen und Opladen abrupt begonnen hat.

Die Arbeiter haben am Wochenende einen bemerkenswerten Schnellstart hingelegt. In einem Affenzahn hat der Bautrupp losgelegt und die angekündigte Baustelle der Deutschen Bahn AG in Angriff genommen. Die von Posten bewachte Schranke bleibt bis zum 22. August geschlossen und kann nur von Fußgängern und Radfahrern passiert werden. Es wird Tag und Nacht gearbeitet.

Sechs Wochen Zeit

Der Fahrplan ist ehrgeizig und die Zeit läuft: Bis zum Ende der Sommerferien will das Unternehmen auf der Spur Richtung Köln zehn Kilometer neue Gleise verlegt und 16 000 Schwellen montiert haben. Dafür ist am Leichlinger Bahnhof ein beachtlicher Fuhrpark zusammengezogen worden. Ein über 500 Meter langer Güterzug mit Flachwaggons und gelben Dieselloks an beiden Enden rangiert langsam zwischen dem Tunnel Moltkestraße und der Brücke Windgesheide hin und her, um auskofferten Schotter wegzubringen und neue Steine anzuliefern. Ein Bagger mit Zweiwege-Fahrgestell, der mit Gummipneus auf der Straße und mit Zugreifen auf Bahnschienen fahren kann, schürft das Gleisbett mit seiner Schaufel sauber aus. Ein Kollege folgt ihm mit der Planierraupe und verdichtet und befestigt den Boden gleich für den neuen Belag. Nebenan warten die Züge der RB 48 auf dem verbliebenen Gleis 1 auf die nächste Abfahrt Richtung Opladen und Köln (siehe „Kopfbahnhof“). Nach Solingen fährt in den nächsten drei Wochen kein Zug mehr. Die Strecke ist in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.

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Die Passagiere werden auf dem unterbrochenen Stück ersatzweise mit Bussen hin und her transportiert. Und die vermehren den Fuhrpark der Baustelle auf dem Vorplatz. Hier parken startklar zusätzlich zum Linienverkehr zeitweise bis zu drei lange Gelenkbusse. Es sind keine heimischen Exemplare von Wiedenhoff, Wupsi oder Hüttebräucker. Den Auftrag der Bahn für den Ersatzverkehr haben Unternehmen aus dem Aachener Raum bekommen. So kommt man derzeit in den Genuss, zum Beispiel mit „Eifelgold Reisen“ durchs Bergische zu kutschieren.

Folie unter dem Schotter

Sieben Millionen Euro investiert die Bahn in die Sanierung der stark befahrenen Strecke. Die zwei Jahrzehnte alten Schienen und ihr Unterbau – beide werden regelmäßig vermessen und geprüft – sind verschlissen und werden komplett erneuert. Zunächst werden Metall und Betonträger demontiert und entsorgt. Dann wird der Schotter bis aufs Erdreich ausgebaggert und in Waggons des Transportzuges auf dem Nebengleis gekippt – 33 000 Tonnen werden insgesamt bewegt. Noch brauchbares Material wird gewaschen und wieder eingebaut. Zu verschmutzte und abgenutzte Steine werden ersetzt, wenn sie im Laufe der Zeit so rund geworden sind, dass sie sich nicht mehr wie gewünscht zu einem federnden Untergrund verkeilen.

Um lange Transportwege zu vermeiden, werden neue Steine, Basalt, Granit oder Grauwacke, aus der Eifel geholt. Unter den Steinen wird eine Gewebeplane eingebaut. Aus Umweltschutzgründen. Die Folie soll verhindern, dass Betriebsstoffe aus den Zügen ins Grundwasser tropfen. Die blau verpackten Rollen liegen am Bahnhof schon bergeweise bereit.

Kopfbahnhof

Leichlingen ist in den Sommerferien ein Kopfbahnhof. Bis hierher und nicht weiter fahren die Züge der von National Express bedienten Regionalbahn 48 aus Köln im zurzeit laufenden Bauabschnitt 1, der bis zum 1. August dauert. Sie laufen auf Gleis 1 ein und bleiben hier bis zur nächsten planmäßigen Abfahrt Richtung Opladen stehen. Fahrgäste Richtung Solingen/Wuppertal steigen in die wartenden Ersatzbusse um. Die Bahnen verkehren nach dem regulären Fahrplan. Auch Besucher der „Kölner Lichter“ können also mit dem Zug nach Köln fahren.

Im zweiten Bauabschnitt (vom 1. bis 22. August) wird der Bahnhof in umgekehrter Richtung zur Sackgasse. Dann wird die Strecke nach Opladen gesperrt, Züge aus Solingen stranden in Leichlingen, Bahnen aus Köln in Opladen. (hgb)

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