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DiepentalsperreDarum wurde der Pegel gesenkt

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Viele Wanderer am Leverkusener Naherholungsgebiet wundern sich, wohin das Wasser der Diepentalsperre verschwunden ist.

Viele Wanderer am Leverkusener Naherholungsgebiet wundern sich, wohin das Wasser der Diepentalsperre verschwunden ist.

Leichlingen – Der niedrige Wasserpegel in der Diepentalsperre wird derzeit heiß diskutiert. Grund für den ganzen Ärger ist eine Anordnung der Bezirksregierung Köln. Der Wasserstand der Talsperre musste im vergangenen Jahr um 80 Zentimeter gesenkt werden, um Reservestauraum bei extremem Starkregen vorzuhalten. Die Diepentalsperre soll bei tagelangem Dauerregen in der Lage sein, den Wasserstand des Murbachs zu regeln. Ist die Talsperre randvoll, ist dies – nach Ansicht der Behörden – nicht mehr hinreichend möglich.

Der Hochwasserschutz gab also den Ausschlag. Die Anlage zur Hochwasserentlastung der Talsperre entspreche nicht mehr dem Stand der Technik, erklärt die Bezirksregierung. Sie kalkuliert ein 500-jähriges Hochwasser. Tagelang ließen die Betreiber der Turbine rund 15 000 Kubikmeter Wasser pro Tag ab. Schließlich war die neue Marke erreicht, der Wasserspiegel auf 103,13 Meter gesenkt. Durch die Anordnung kommt die Bezirksregierung den verschärften Auflagen des Hochwasserschutzes nach. Wie die Umwelt reagiert, ist offenbar nachrangig. Zwar betont die Behörde damals, dass der Stauspiegel "Zum Schutz der Fischpopulation täglich um 20 Zentimeter gesenkt wird." Ob die Fische aber am Ende gut durch den Winter kommen, war unklar. Eine Umrüstung ist für die Kraftwerksbetreiber entsprechend der neuen Behördenauflagen zu teuer.

Die Bezirksregierung schlug schon vor fünf Jahren den Bau einer Hochwasserschutzwand vor. Bei Starkregen könnte der Stauteich überlaufen, in Minutenschnelle der Pegel ansteigen. Laufe das Wasser über, knabbere es in Windeseile am Damm. Das Kraftwerk könnte die Modernisierungskosten bis zu 200 000 Euro nach Einschätzung Halbachs wohl kaum einspielen. Zwei Häuser werden versorgt, der überschüssige Strom ins öffentliche Netz gespeist - ideal zu Zeiten der Energiewende. Aber Starkregen, bei denen seit einigen Jahren kein Gully, Kanal oder Bach mehr weiß, wohin mit den Wassermassen, haben die Kommunen dazu gebracht, umzurüsten. Das müssten auch die Betreiber der Talsperre tun, doch wachsen die Kosten für das Wasserkraftwerk über den Kopf. Gerne überließen sie dem Wupperverband das Ruder. Der hätte Interesse und habe das Gelände vermessen. Aber, so der Betreiber im Dezember, der Verband wäre erst dann im Boot, wenn Leichlingen und Leverkusen sich beteiligten.

Der Wupperverband hat in einer Studie die wasserwirtschaftliche Bedeutung der Talsperre begutachtet. Sprecherin Susanne Fischer erklärte im Dezember, dass die Anlage als großes Regenrückhaltebecken in Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz attraktiv für den Verband wäre. Man sei in der Anfangsphase. Auf die Kommunen wolle man zugeben, die Mitglieder des Verbands müssten einbezogen werden. Wie die Sprecherin der Bezirksregierung Köln erklärt gibt es keine gesetzliche Verpflichtung der Kommunen, Kosten zu übernehmen. Den Privateigentümern könne die Behörde keine Frist setzen, die Hochwasserentlastung zu modernisieren. Solange das nicht geschehe, müsse der Stauspiegel abgesenkt bleiben. "Es war keine Gefahr im Verzug. Aber die Berechnungen für ein 500-jähriges Hochwasser haben ergeben, dass die Absenkung notwendig ist." (mit ger)

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