SicherheitsgründeE-Bike-Tankstellen in Leichlingen und Burscheid stillgelegt

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Leichlingen/Burscheid – Wer eine richtig große E-Bike-Tour plant oder einen alten Akku mit wenig Kapazität besitzt, hat beim Nachtanken im Rheinisch-Bergischen Kreis derzeit schlechte Karten. Denn der regionale Energieversorger Belkaw, wichtigster Anbieter von E-Bike-Tankstellen hierzulande, hat seine Stationen aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen. Von dem Ausfall sind auch die beiden öffentlichen Stromquellen in Leichlingen (auf dem Marktplatz im Brückerfeld und vor dem Rathaus am Büscherhof) und in Burscheid (am Schwimmbad Im Hagen und am Restaurant Haus Kuckenberg) betroffen. Dass die Stationen momentan nicht funktionieren und man bei der Verleihstelle nebenan keinen Schlüssel mehr bekommt, liest man erst, wenn man direkt davor steht. Mit Klebeband befestigte Zettel informieren darüber, dass die Automaten „vorübergehend außer Betrieb sind“.

„Vorübergehend“ ist in diesem Falle allerdings sehr lange. Der Ausfall dauert mehrere Monate. Ohne Bekanntmachung sind die Kästen bereits Anfang des Jahres vom Netz genommen worden. Und es kann zum Leidwesen der Radfahrer noch bis zum Sommer dauern, bis sie wieder zur Verfügung stehen.

Die Stilllegung erfolgte nicht wegen einer technischen Störung, sondern aus Sicherheitsgründen. Denn bei Kontrollen ist festgestellt worden, dass die Schließfächer, hinter denen sich die Steckdosen befinden, nicht ausreichend wasserdicht sind.

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Die im Freien stehenden Kästen haben zwar ein kleines Schutzdach. In der Praxis kann nach Worten von Belkaw-Sprecher Igor Hradil aber nicht ausgeschlossen werden, dass bei ungünstigen Wind- und Wetterverhältnissen Regen in die Stationen eindringt.

Belkaw will Risiko vermeiden

„Wasser und Strom, das verträgt sich nun einmal nicht gut“, bedauert er. Das Unternehmen wolle kein Risiko eingehen und habe sich deshalb dazu entschlossen, alle Ladestationen vorsichtshalber stillzulegen und sie umzurüsten. Im Laufe des Jahres, möglichst bis zur Zweirad-Hochsaison in den Sommerferien, sollen die unsicheren Belkaw-Anlagen durch Geräte eines anderen Herstellers ersetzt werden, kündigt Hradil an. Einen konkreten Zeitpunkt kann die Belkaw jedoch ebenso noch nicht nennen wie die Kosten, die durch den Austausch auf das zum Teil im kommunalen Eigentum stehende Unternehmen zukommen. Betroffen sind laut Hradil knapp ein Dutzend Stationen im Geschäftsgebiet der Belkaw. So bedauerlich der Ausfall für die E-Bike-Radler sei, stellt er ihnen aber auch eine Verbesserung in Aussicht. Für die Stationen wird man künftig keinen Leih-Schlüssel mehr benötigen, der bisher in der Nähe deponiert wird, beispielsweise im Eiscafé im Brückerfeld, im Rathaus oder im Schwimmbad. Die neuen Stromkästen lassen sich mit dem Einwurf einer Pfandmünze öffnen.

Bei Kooperationspartnern der Belkaw, Gaststätten, Tourismus- und Fahrrad-Lobbyisten hat die Abschaltung zu Irritationen geführt. „Gut, dass Sie anrufen“, beklagt sich Franziska Heuser, Chefin im Café-Restaurant Heuser in Odenthal-Scheuren, als sie gefragt wird, ob sie eine Ladestation habe. Ja, aber die Belkaw habe sie abgestellt. „Wir haben hier alles so schön eingerichtet, und dann so etwas! Neulich mussten wir Gästen mit Strom aus der Küche aushelfen.“

Verwundert zeigen sich auch die Macher vom Bergischen Wanderland, der Tourismus-GmbH der Kreise Rhein-Berg und Oberberg, darüber, dass ihre E-Bike-Tankstellen-Liste im Internet nun in die Irre führt. „Wir haben die Daten noch im letzten Herbst aktualisiert“, sagt eine Mitarbeiterin. Wer sich auf diese oder andere Serviceseiten für Radler verlässt, riskiert es aktuell, in den Tiefen des Bergischen Landes zu stranden und dann betteln gehen zu müssen: „Haste mal ne Steckdose?“

Standorte mit Stationen, die derzeit nicht funktionieren, sind auch das Freilichtmuseum Lindlar, das Café Heuser in Odenthal-Scheuren, Hotel Wisskirchen in Odenthal sowie die Diepeschrather Mühle und die Fahrrad-Station am S-Bahnhof in Bergisch Gladbach.

Der Gladbacher Fahrrad-Experte Sven Bersch warnt anderseits davor, die Bedeutung von E-Bike-Tankstellen überzubewerten: Die Kapazität der Akkus sei in den vergangenen Jahren so gestiegen, dass es kaum noch Bedarf zum Nachladen gebe. Das Nachtanken sei zudem schon deshalb relativ unpraktisch, weil der Radfahrer das passende Ladegerät selbst mitbringen müsse.

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