UmzugLeichlinger Tafel vor der Schließung gerettet

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Leichlingen – Schneller als erwartet kommt der Leichlinger Tafel-Verein in Existenznot. Die Befürchtung, dass die Lebensmittelspender ihre Räume im Gewerbegebiet an der Hochstraße verlieren und dringend eine neue Bleibe brauchen, ist rasch eingetreten: Zum 30. September 2016 hat der Vermieter, der die maroden Altbauten auf der Industriebrache nach und nach saniert, der Tafel gekündigt.

Die schlechte Nachricht gab die SPD-Fraktion gestern in der Ratssitzung bekannt und ließ den Hilferuf der Ehrenamtler, der in der Sozialausschuss-Sitzung vor drei Wochen wie berichtet noch vertagt worden war, kurzfristig auf die Tagesordnung setzen. Er wurde erhört: Nach langer Debatte beschloss der Rat, dem Verein mit einer Ausfallbürgschaft aus der Patsche zu helfen. Mit dieser Sicherheit im Rücken kann sie in neue, teurere Räume umziehen. Sonst hätte die Schließung der Einrichtung gedroht. Denn städtische Räume hat die Verwaltung nicht zu bieten, auch nicht am Bauhof, wie Bürgermeister Steffes die CDU beschied, die dies beantragt hatte.

Frese-Park

Die Tafel hat im Frese-Park an der Moltkestraße zwar gut geeignete größere Räume angeboten bekommen. Die Miete dafür ist aber teurer, monatlich knapp 2000 Euro, von denen der Verein nur die Hälfte aufbringen kann. Die auf Spenden angewiesenen Ehrenamtler können den Mietvertrag daher nicht ohne das Risiko unterschreiben, persönlich dafür zu haften.

Der Stadtrat wollte eigentlich erst im Rahmen der im Herbst beginnenden Etatberatungen überlegen, wie man der sozialen Einrichtung helfen könnte. Angesichts der entstandenen akuten Notlage sah er sich in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause gestern aber gezwungen, die Tafel sofort zu retten. Und das taten die Fraktionen dann auch – trotz Bauchschmerzen wegen der möglichen finanziellen Folgen für den Etat. Es wurde einstimmig beschlossen, der Tafel eine Ausfallbürgschaft zu gewähren. Sie greift, wenn sie in der Vertragsdauer der nächsten fünf Jahre ihre Miete nicht mehr alleine bezahlen kann und ihre Rücklagen bis auf einen kritischen Rest von einem Drittel des angesparten Vermögens aufgezehrt sind.

Die Höhe der Bürgschaft beträgt 12 000 Euro pro Jahr, entspricht also dem Mietzuschuss von monatlich 1000 Euro, den die Tafel beantragt hatte. Der Rat hofft, dass das Geld nicht ausgezahlt werden muss, sondern die Tafel ihre Einnahmen durch Spenden so aufbessern kann, dass dies nicht nötig wird. Als Gegenleistung darf die Verwaltung den Aufenthaltsraum, der im neuen Domizil im Frese-Park geschaffen wird, für Veranstaltungen mit Flüchtlingen nutzen. Im Rahmen ihres Integrationskonzeptes ist die Stadt nämlich auf der Suche nach einem solchen Treffpunkt, den sie anmieten müsste. Inwieweit sich die Tafel-Räume dafür eignen, konnte auf die Schnelle nicht geprüft werden. Aber vielleicht spart die Stadt durch die Kooperation etwas Geld.

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