Urnenstele in LeichlingenErstes Kolumbarium am Friedhof Kellerhansberg

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Diese Stele aus grauem Granit ist das neue Kolumbarium auf dem Leichlinger Friedhof Kellerhansberg.

Diese Stele aus grauem Granit ist das neue Kolumbarium auf dem Leichlinger Friedhof Kellerhansberg.

Leichlingen – Eine Säule aus poliertem Granit empfängt die Besucher neuerdings auf dem Leichlinger Kommunalfriedhof Kellerhansberg. Die noch etwas verloren auf einem freien Platz gleich rechts hinter dem Eingangstor stehende Stele wirkt wie ein unfertiges Denkmal ohne Inschrift. Zwei leere Fundamente daneben lassen ahnen, dass an der Anlage noch gearbeitet wird. Es wird keine Gedenkstätte, sondern eine Grabkammer. Bei der Säule handelt es sich um das erste Kolumbarium auf einem Friedhof in Leichlingen. In ihr werden bald Urnen beigesetzt.

Mit der oberirdischen Alternative zum Erdgrab entspricht die Friedhofsverwaltung der immer größer werdenden Nachfrage nach Bestattungsformen ohne aufwendige Grabpflege. Auch die Ratsfraktionen von SPD und BWL hatten sie beantragt. Die Säule, die vor drei Wochen aufgestellt, aber noch nicht in Betrieb genommen worden ist, hat in 16 Kammern Platz für bis zu 32 Urnen.

Witzhelden folgt

Die Stadt rechnet damit, dass das neue Angebot rege genutzt wird und hat bereits für eine Erweiterungsmöglichkeit gesorgt: Das erste Kolumbarium kann um zwei weitere Elemente ergänzt werden. Die dafür nötigen Fundamente sind bereits vorbereitet worden. Dann stehen allein am Kellerhansberg fast 100 zusätzliche Urnenplätze zur Verfügung. Eine Bepflanzung rund um die Stelen soll im Frühjahr folgen, damit der prominent im Blickfeld gelegene Ort einen würdigen Rahmen erhält.

Auch in Witzhelden wird es ein Kolumbarium geben. Auf dem Kommunalfriedhof im Höhendorf ist die Aufstellung des gleichen Modells vorgesehen. Es handelt sich um eine kreuzförmig gestaltete Anlage des auf Urnenstelen und -wände spezialisierten Unternehmens Weiher aus Freiburg. Seine auf einem Würfelsystem basierenden Kammern sprießen mittlerweile überall in Deutschland aus dem Boden. Die von allen vier Seiten begehbare Säule besteht aus hellem Granitgestein mit dunkel abgesetzten Verschlussplatten. Die mit Nanotechnologie konservierten Oberflächen sollen nachhaltig wetterfest sein.

Was die Urnenbeisetzung in der Stele kosten wird, steht noch nicht fest. Die Ergänzung der kommunalen Gebührenordnung ist laut Verwaltung noch in Arbeit und soll im Februar vom Rat beschlossen werden. Für die Neubauten sind im Etat künftig jährlich rund 70.000 Euro vorgesehen plus 5000 Euro für dazugehörige Grünanlagen und Sitzbänke. Die ersten Urnenbestattungen im neuen Kolumbarium sollen im Frühjahr 2017 möglich sein.

Die Anlage am Kellerhansberg ist zwar die erste auf einem Friedhof in der Stadt. Aber es ist nicht die erste in Leichlingen. Bereits Mitte 2015 hat das Bestattungshaus Schlage ein privates Kolumbarium eröffnet. Es befindet sich in einem separaten Trakt des Trauerhauses am Further Weg. Den Anlagen im Freien hat diese Stätte voraus, dass sie einen intimen Raum für die Trauerkultur bietet.

300 Urnenplätze im Trauerhaus

Als Ort der Begegnung, der Erinnerung und des Abschieds kann das mit Sitzgruppen, einem Wasserbecken mit Kerzen sowie Toiletten ausgestattete Kolumbarium von den Angehörigen jederzeit aufgesucht werden. 300 Urnenplätze stehen in den Schrankfächern zur Verfügung – Erweiterungen sind möglich. Mit der bisherigen Nachfrage ist Inhaber Jens Schlage „sehr zufrieden“.

Das Angebot sei gut angenommen worden, müsse sich aber noch herumsprechen, sagte er auf Anfrage. Genaue Belegungszahlen möchte Schlage nicht nennen. Aber aus Vergleichen gehe hervor, dass sein Kolumbarium am Further Weg eines der am stärksten nachgefragten seiner Art sei. Sein moderner Friedhof, für den gesonderte Nutzungsgebühren anfallen, steht Menschen aller Glaubensrichtungen und auch ohne Konfession zur Verfügung. Er wird von Schlage in Trägerschaft der Altkatholischen Kirche betrieben. Nach Ablauf der Ruhezeit, üblicherweise 15 Jahre, erfolgt eine endgültige Beisetzung der Urnen auf einem Friedhof.

Wie ein Taubenschlag

Columba ist das lateinische Wort für Taube. Ein Columbarium ist demnach ein Taubenschlag. Weil die über- und nebeneinander wie in einem Regal angebrachten Fächer für Urnen oder Särge so ähnlich aussehen wie ein solches Vogelhaus, wird der Begriff seit der Römerzeit auch für die Grabkammern auf Friedhöfen, in Gewölben und Krematorien verwendet.

Auf Friedhöfen in Südeuropa gehören die seit der Antike bekannten Kolumbarien zum üblichen Erscheinungsbild. In Deutschland sind die ersten Anlagen um 1900 entstanden. Einen regelrechten Aufschwung erlebt diese Beisetzungsform hierzulande mit dem Trend zu Feuerbestattungen aber erst seit den 1990er-Jahren.

Auch in Burscheid wird auf dem städtischen Friedhof in diesem Jahr die erste Kolumbarien-Wand mit über 60 Urnenkammern errichtet.

In Leverkusen gibt es bereits mehrere Kolumbarien, seit 2008 auch das erste in einer Kirche, im Turm der evangelischen Hoffnungskirche in Rheindorf. (hgb)

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