Kolumne zu Bayer und MonsantoDer Fluch des Glyphosat

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Die Übernahme von Monsanto bereitet Bayer große Probleme. Auf der Hauptversammlung im Mai gab es Proteste.

  • Im zweiten Prozess wurde der Schadensersatz stark verringert
  • Für Bayer geht es aber weniger ums Geld als ums Prinzip
  • Die Richter folgen der WHO: Glyphosat kann krebserregend sein
  • Die Aktionäre reagieren und verkaufen das Papier in Massen

Leverkusen – Wenn das so weitergeht, ist Bayer bald gerade noch so viel wert, wie die Firma für Monsanto ausgegeben hat. 63 Milliarden Dollar hat der Deal gekostet – am Dienstag rutschte der Börsenwert des Konzerns zwischendurch unter 63 Milliarden ab – immerhin in Euro. Das ist aber das einzige, was trösten könnte.

Trotzdem muss man sich längst fragen: Was ist bloß aus dieser ach so ruhmreichen Firma geworden? Seit der Übernahme von Monsanto gibt es nur noch eine Bewegungsrichtung: abwärts. Jedenfalls für die Aktie.

Vor Gericht passieren Dinge, mit denen man offenkundig nicht gerechnet hatte an der Kaiser-Wilhelm-Allee. Bayer und sein Vorstand Werner Baumann können tausend Mal wiederholen, dass der Monsanto-Blockbuster Glyphosat nicht gefährlich ist. Und auf 800 Studien verweisen, nach denen die weltweit massenhaft versprühten Unkrautvernichter à la „Roundup“ und „Ranger Pro“ kein Problem für die Anwender darstellen: Das Urteil der Weltgesundheitsorganisation, die den Unkrautvernichter im Verdacht hat, krebserregend zu sein, prägt derzeit die Wahrnehmung. Und zwar nicht die von Spinnern, sondern von Richtern.

Von 289 auf 78 Millionen

Da nützt es nichts, wenn die Richterin Suzanne Ramos Bolanos in San Francisco ein Vorgängerurteil kassiert, das dem schwer krebskranken früheren Schul-Platzwart Dewayne Johnson astronomische 289 Millionen Dollar Schadensersatz zuspricht. Auch 78 Millionen Dollar sind viel – vor allem, wenn man an 8700 Leute denkt, die im Moment gegen Monsanto und damit neuerdings gegen den Käufer Bayer klagen.

Doch das ist noch nicht mal das größte Problem. Sondern: Auch die zweite Richterin glaubt der WHO mehr als Bayer und Monsanto. Deshalb gilt auch nach zwei Verhandlungen: Gerichte in Amerika halten es für wahrscheinlich, dass Glyphosat unter Umständen Krebs erzeugt. Das ist das, was zählt.

Und was für Bayer richtig gefährlich ist.

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