„Absurde Rechtsprechung“Kampf um verkaufsoffene Sonntage in Leverkusen

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Verkaufsoffener Sonntag in Wiesdorf: dringend nötig, sagt Frank Schönberger, Chef der Werbegemeinschaft City.

Verkaufsoffener Sonntag in Wiesdorf: dringend nötig, sagt Frank Schönberger, Chef der Werbegemeinschaft City.

Leverkusen – Geht’s noch? Das fragt sich Frank Schönberger mit Blick auf verkaufsoffene Sonntage. Am Montag zeigte sich der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City besorgt über „absurde Rechtsprechung“ und andere Erschwernisse. Etwa den Kampf der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft gegen die Sonntagsarbeit. Oder das Missfallen der Kirchen daran.

Schönberger, von Beruf Anwalt, sieht den Offenen Sonntag von „realitätsfremden Richtern“ geradezu systematisch kaputt gemacht: Die in einem Urteil erhobene Forderung, dass Läden nur im Rahmen eines Festes öffnen dürfen, das doppelt so viel Platz einnimmt wie die Geschäfte Verkaufsfläche bieten, sei „nicht machbar“: Wolle man diese Regel in der Wiesdorfer City anwenden – es gäbe hier keine Offenen Sonntage mehr. Damit versetze man dem Handel einen empfindlichen Schlag. Vor allem Fachhändler seien auf die Umsätze an den Sonntagen angewiesen. „Das sichert die Investitionsfähigkeit dieser Unternehmen.“ Es sei zudem lebensfremd zu behaupten, die Angestellten wären grundsätzlich gegen gelegentliche Sonntagsarbeit. Zulagen oder Freizeitausgleich würden durchaus geschätzt, sagte Schönberger auf dem Neujahrsempfang der Werbegemeinschaft. Die Einzelhandelslobby müsse um die verkaufsoffenen Sonntage kämpfen.

Lücken schwer auszufüllen

Den Vorsitzenden des Vereins treibt nämlich die Sorge um, dass es für den einen oder anderen Kaufmann ohne Sonntagsumsätze nicht mehr reicht. Werde ein Geschäft erst mal aufgegeben, „haben wir keine Aussicht, einen Laden neu zu besetzen“. Es sei denn, eine Kette fülle die Lücke. Aber auch das gelte nur in guten Lagen. Schlechtere Standorte würden veröden. Das zeige die Erfahrung. „Niemand geht in eine schlechte Lage, um sie wieder zu beleben.“ Dazu fehle auch das Kapital.

Wie man mit schlechten Lagen auch umgehen kann, beschrieb der Oberbürgermeister. Uwe Richrath lobte die Konsequenz, mit der inzwischen der Problemfall City C angegangen werde. „Wir müssen mutig sein wenn wir sehen, dass etwas nicht mehr funktioniert“, betonte der erfahrene Einzelhändler. Der grundlegende Umbau der seit Jahren weitgehend verödeten Einkaufspassage sei richtig.

Empfindlicher Dämpfer

Wichtig sei, die City wieder besser mit dem Werk zu verzahnen. Mit dem Neubau der Krankenkasse Pronova am Südende der Breidenbachstraße sei der Anfang gemacht. Ein Auftakt, der ohne das Gutachten über die Effekte der Seveso-II-Richtlinie gar nicht möglich gewesen wäre, sagte Richrath. Tatsächlich haben die in Brüssel ausgetüftelten Regeln, was in der Nachbarschaft von Chemiewerken noch sein darf, der City erst einmal einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Der Neubauplan von Lorenz Smidt wurde vereitelt. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass dieser Rückschlag die Entscheidung des Möbelhändlers beschleunigt hat, sein Unternehmen zu verkaufen. Smidts persönliches Engagement in der Stadt wird freilich durchaus kompensiert: Jörg Kopp, Standortchef des Möbelhauses Ostermann, war auch am Montag im Kaufhof präsent. Der dortige Schulungsraum ist nicht das inspirierendste Ambiente. Trotzdem ist der Neujahrsempfang der Werbegemeinschaft regelmäßig ein Anlass für regen Austausch. Das geht immer.

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