„Lev muss Leben“Vergnügen am Bauwerk des Grauens

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Unter der Stelze gab es Würstchen, Getränke und Informationen rund um die Forderung nach einem langen Autobahntunnel.

Unter der Stelze gab es Würstchen, Getränke und Informationen rund um die Forderung nach einem langen Autobahntunnel.

Leverkusen – Erhard T. Schoofs gab sich am Tag vor der politisch wichtigsten Woche der jüngeren Vergangenheit recht entspannt: „Ich lege mich heute Abend ins Bett und wenn das Licht ausgeht, dann bin ich weg. Und genauso wird es auch am Sonntag sein. Und am Montag.“ Er habe eben eine guten Schlaf. Wahl hin, Termin am Dienstag vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wegen der Tunnel- und Brückenfrage her.

Überhaupt: An diesem Tag solle erst einmal gefeiert werden. Erst das Vergnügen. Dann die Arbeit. Und feiern taten die Mitglieder der Initiative „Lev muss leben“ genau dort, wo ihr persönliches Bauwerk des Grauens steht: unter der Autobahn 1 beim „Fest unter der Stelze“ nahe der Straße Am Neuenhof. Wobei aller Lockerheit zwischen Hüpfburg, Grill und Getränkewagen zum Trotz natürlich immer und immer wieder vor allem dieses eine große Thema bei Kölsch und Bratwurst diskutiert wurde: Schoofs und seine Mitstreiter wollen keine Stelze und keine neue Rheinbrücke auf dem Gelände der nahen Giftmülldeponie haben.

Um dieses Vorhaben des Landes zu stoppen, hatten sie ja Anfang des Jahres erst jene Klage eingereicht, die sie nun am Dienstag mit Bussen und Privatautos in den Osten des Landes führen wird. Nein: Schoofs und Co. wollen den Tunnel. Und bei so einem großen und wichtigen Plan taugt so ein „Fest unter der Stelze“ natürlich ganz hervorragend, um sich der eigenen Meinung und Überzeugung und des eigenen Selbstbewusstseins noch einmal zu vergewissern.

Banner von den Bayer-Ultras

Als Mitvergewisserer kamen zahlreiche Besucher jeden Alters vorbei, die sich am „Lev muss leben“-Infostand von Rainer Jerabek und Wiete Godthardt noch einmal genau das Anliegen der Bürgerinitiative erklären und sich sagen ließen, dass dich Chancen auf einen erfolgreichen Auftritt vor dem Leipziger Gericht durchaus bei „Fifty-Fifty“ lägen. Karl Lauterbach ließ sich blicken – jener SPD-Politiker also, der sich vehement für die Forderungen der Tunnelbefürworter einsetzt und das Thema im Wahlkampf zuletzt noch einmal mit Nachdruck auf seine persönliche Agenda gesetzt hatte.

Und dann war da auch noch die mehrere Dutzend Personen umfassende Abordnung der Ultras von Bayer 04 Leverkusen, die den Fest-Organisatoren gutes Gelingen für die Zukunft wünschte. Die Fußballfans der Werkself hatten sich bereits in der Vergangenheit immer wieder eindeutig für die Belange von Gruppierungen wie „Lev muss leben“ eingesetzt. Und – das wurde nach Aussage von Schoofs nun klar – sie waren es, die in den vergangenen Tagen zahlreiche Banner mit der Forderung nach einem Tunnel an Leverkusener Brücken gehängt hatten.

Am Ende des Tages, nach sieben Stunden „Fest unter der Stelze“, saßen die Organisatoren bei den letzten Kölschrunden zusammen. Und Schoofs erklärte nicht nur noch einmal, dass er trotz aller Spannung gut schlafen werde, sondern was der Plan sein soll, wenn es in Leipzig nicht gut ausgeht: „Dann berappeln wir uns. Und kämpfen weiter.“

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