Aktion im ErholungshausKunst im Zehn-Minuten-Takt

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Leverkusen – Das Erholungshaus wird ja von den Bayer-Verantwortlichen seit geraumer Zeit „Kulturhaus“ genannt – weil das zeitgemäßer und griffiger klingt. Die Leverkusener haben als Antwort auf diese Umbenennung zwei Reaktionen parat: Die einen schimpfen und wollen den alten Namen resolut verteidigen. Den anderen ist es schnuppe – für sie ist und bleibt das Erholungshaus eben das Erholungshaus. Aufregen ist nur Zeitverschwendung. Immerhin: Beide Gruppen hätten jetzt erleben können, dass das „Kulturhaus“ erstmals durch und durch ein Kulturhaus war – und nicht unbedingt eines, das Erholung bot.

Es war ordentlich etwas los: Einen Tag lang nahmen Schüler das Haus in Beschlag und präsentierten ihre Kunst. Hinter dem Namen der Aktion, „10x10x10“, versteckte sich ein an diesem Ort bislang beispielloses Sammelsurium kreativer Ideen: In zehn Gruppen führten Schüler der Rheindorfer Käthe-Kollwitz-Gesamtschule an zehn verschiedenen Stellen im Haus zehnmal hintereinander das auf, was sie in den vergangenen Monaten in den Klassen und Kursen ihrer Schule vorbereitet und geprobt hatten.

Logistische Herausforderung

Die Dauer jeder Aufführung: Natürlich zehn Minuten. Die 150 Besucher wurden im Wechsel – und in zehn Gruppen natürlich – von einem Ort des Geschehens zum anderen geführt. „Das ist eine ganz schöne logistische Herausfordrung“, sagte Reiner Ernst Ohle, Dramaturg für Theater bei Bayer-Kultur.

Martina (17), Malavi (18) und Nadia (18) aus der Oberstufe tanzten Hip-Hop und Samba im Pausenfoyer und Martina betonte: „Dieses Projekt macht unheimlich Spaß.“ Vor allem, weil die Schüler stets beteiligt waren am Ausarbeiten von Choreographien, Theatertexten, Bildmotiven. Künstlerisches Arbeiten im Rundumschlag quasi. Und Ideen im Überfluss.

Das galt vor allem für die Aufführungsorte: Programm geboten wurde nämlich überall – nur nicht dort, wo es im Erholungshaus normalerweise hoch hergeht: im großen Saal. Der blieb leer. Dafür nahmen die Rheindorfer Schüler die Werkstätten im Keller ein, wo ein Poetry Slam stattfand. Das Studio im Obergeschoss natürlich – hier ging es um Pantomime und Tanz. Das Treppenhaus, in dem ein von den Schülern selbst gedrehter Film an die Wand projiziert wurde. Oder den Orchestergraben. Der ist eigentlich das Allerheiligste eines Theater- und Konzertsaales. Dieses Mal aber war in ihm die „Wunderkammer“ untergebracht: Schüler hatten gemalte Stadtbilder, gezeichnete Porträts, gebastelte „Traumzimmer“ oder Masken aufgehängt. Bis hinein in den „Hochsitz“ des Souffleurs schlängelte sich die Kunst. Ohle sprach nicht umsonst von einem „Wahnsinns-Anblick“.

Stolz waren am Ende – neben den Zuschauern natürlich – alle Beteiligten: Ohle, Musikreferentin Caroline Sturm und alle anderen Bayer-Mitarbeiter. „Weil wir nicht nur die Jugendlichen an dieses Haus heranführen, sondern selber neue Facetten daran entdeckt haben“, wie Ohle sagte. Und die Schüler und Lehrer – allen voran Jutta Steiwer, die in der Rheindorfer Einrichtung Kunst, Deutsch, Literatur und Darstellen unterrichtet, selber eine Theatergruppe leitete und eine der Haupt-Initiatoren der Aktion war. „Es ist so wichtig, dass unsere Schüler nach draußen gehen, raus aus der Schule, und dort zeigen, was sie können“, sagte Steiwer und betonte: „Wir wurden hier so freundlich aufgenommen und unterstützt – ich würde das sofort wieder machen.“

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