Alles verlorenLeverkusener Auswandererfamilie wurde Opfer einer Feuersbrunst

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Verkohltes Holz, Asche und Trümmer. Das blieb von der Badgers-Lodge der Auswanderer aus Fettehenne übrig.

Verkohltes Holz, Asche und Trümmer. Das blieb von der Badgers-Lodge der Auswanderer aus Fettehenne übrig.

Leverkusen – Das Feuer in London hat vielen das Leben gekostet und Hunderte obdachlos gemacht, in Portugal brennt der Wald. Bisher gibt es dort mehr als 60 Tote, mehrere Dörfer sind zerstört.

Meldungen, die man hört, aber auch schnell wieder verdrängt. Es sei denn, es gibt einen persönlichen Bezug. Den hat Familie Heinen aus Fettehenne. Denn sie haben Verwandte, die gerade einen schweren Brand erlebt haben.

Bereits 2000 nach Südafrika ausgewandert

Der Bruder des Dachdeckers Johannes Heinen, Joachim Heinen, und dessen Frau Katrin aus Ropenstall, sind im Jahr 2000 nach Südafrika ausgewandert. Dort hat es letzte Woche einen verheerenden Waldbrand gegeben. „Sie haben in zwei Stunden alles verloren, was sie in 17 Jahren dort aufgebaut haben“, sagt Brigitte Heinen.

Sie sitzt mit ihrem Mann Johannes und der Tochter Johanna am Küchentisch und erzählen von der Misere, die sich gerade bei den Verwandten am Südzipfel Afrikas abgespielt hat. Der Ort heißt Knysna, eine Stadt, die dem Tourismus braucht, mit viel Umland und viel streng geschütztem Wald an Bergen, liegt ein paar hundert Kilometer östlich des Kap der Guten Hoffnung.

Beim Namen Knysna findet die Suchmaschine: Katastrophenbilder. Einen Großteil der Ortschaft hat es schlimm erwischt. Von der ehemals schönen „Badgers Lodge“ der Leverkusener Auswandererfamilie steht nur noch ein Carport. Ansonsten: schwarz verkohlte Bäume, Asche und Trümmer.

Vater blieb alleine zurück

Es hat auch bei dem Brand in Südafrika Tote gegeben, Medien berichten von vier Opfern, aber die Heinens und ihre Kinder leben. Sowohl für die Leverkusener, als auch für die Südafrikanischen Familienmitglieder sei das Feuer sehr plötzlich gekommen. Johannes Heinen: „Am Mittwochnachmittag hieß es noch, da ist ein Waldbrand ausgebrochen, mehr nicht, wir haben uns erstmal gar nicht viel gedacht“. Dann war wohl kaum noch Zeit zum Telefonieren.

Bis zum Nachmittag harrte die Familie gemeinsam in ihrer Ferien-Anlage aus. Dann blieb der Vater noch eine Stunde alleine zurück. Der ausgetrocknete Mischwald in der Nähe der Ferienunterkunft des Bruders sei von einem Gewitter ohne Regen entzündet worden und von einem extrem starken und trockenem Wind angefacht worden.

Versucht mit Wasser aus dem Pool die Häuschen zu wässern

Der ausgewanderte Bruder habe noch versucht, seine mit Reet gedeckten Häuschen mit dem Wasser aus dem Pool zu wässern, aber es half nichts. Seiner Heimatzeitung erzählte Joachim Heinen, er habe das Grundstück verlassen, als schon zwei seiner Unterkünfte abgebrannt waren. Das war eine Stunde nach Frau und Kindern.

Er nahm die Tiere mit: Vögel, Kaninchen, einen Hahn und Hunde. Die Familie sei erst bei Freunden untergekommen, aber auch dort sei es in der Nacht zu gefährlich geworden. Wie viele andere suchten die Heinens den letzten sicheren Ort auf: eine Insel, die in der Bucht vor der Stadt liegt.

Die Feuerwalze ist schneller als ein Rennwagen

Mit dem Auto weiter weg zu fahren, wäre keine gute Idee gewesen, denn die Feuerwalze sei bei Sturm schneller als jeder Rennwagen. In Knysna seien 520 Häuser zerstört. Obwohl das keine arme Gegend sei, habe die Feuerwehr nur wichtige Gebäude der Infrastruktur schützen können.

„Jede Hilfe ist jetzt willkommen“, sagt der Leverkusener Bruder Johannes. Wie er ist der ausgewanderte Bruder Dachdecker, eigentlich wie alle in der Familie seit Generationen. Die Fähigkeiten des Bruders als in Leverkusen ausgebildeter Handwerksmeister sind jetzt beim Aufbau vermutlich gefragt.

In der Region soll es schon seit zwei Jahren nicht mehr geregnet haben

Es geht nach drei Tagen auch schon wieder vorwärts: Das Wasser läuft schon wieder, Strom fehle noch, im stehengebliebenen Carport habe der Bruder sein Wiederaufbau-Büro eingerichtet. Im Netz kündigt Joachim Heinen an, schon 2018 wieder Gäste beherbergen zu wollen. „Wir sind schon oft dort gewesen“, sagt Johannes Heinen, „es war zu spüren, dass sich das Klima in der letzten Zeit änderte. Es gab eine unheimliche Dürre. Das Wasser wurde rationiert, nicht mal Gießen war mehr erlaubt.“

Laut Medienberichten soll es schon zwei Jahre nicht geregnet haben, entsprechend trocken ist der Wald. Die Heinens aus Fettehenne wollen spätestens im November zu ihren Verwandten reisen. Das wird sicher eher ein arbeitsreicher Urlaub.

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