ArmutRund ein Fünftel der Leverkusener Kinder lebt in sozialschwachen Familien

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Über 5000 Kinder in Leverkusen leben in Familien mit Einkommen in Form von Sozialleistungen nach Hartz IV.

Über 5000 Kinder in Leverkusen leben in Familien mit Einkommen in Form von Sozialleistungen nach Hartz IV.

Leverkusen – Es sind Zahlen, die schockieren und zugleich alarmieren.

„5044 der insgesamt 22 958 Kinder im Alter bis 15 Jahren in Leverkusen leben in Familien mit Einkommen in Form von Sozialleistungen nach Hartz IV. Das sind etwa 22 Prozent oder mehr als ein Fünftel der Gleichaltrigen“, trägt Josef Nieder, Jugendhilfeplaner bei der Stadt, die offiziellen Zahlen mit Stichtag 31. Dezember 2015 vor.

Und in einzelnen Stadtteilen sei der Anteil jener Kinder in diesem Alter, die mit ihren Eltern in Armut aufwachsen, allerdings noch dramatisch höher.

Der betrage zum Beispiel in Alkenrath 48 Prozent, 40 Prozent in Wiesdorf-West und 32 Prozent in Manfort. Tendenz steigend – und die Dunkelziffer ist in den Zahlen natürlich nicht enthalten.

Für das Thema sensibilisieren

„Das Thema Kinderarmut ist in Leverkusen faktisch schon lange vorhanden, in der Bevölkerung allerdings nicht angekommen“, betont Reiner Hillken vom Netzwerk Kinderarmut.

Da werde es Zeit, dass Bewusstsein der Menschen zu schärfen. Aus diesem Grund hat das Netzwerk, ein Zusammenschluss von Fachleuten auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendhilfe und dem Sozialwesen, eine „umfangreiche Kampagne“ ausgearbeitet.

Mit Hilfe von Bannern und Plakaten, einer Vielzahl Veranstaltungen und mit Flugblättern sollen die Leverkusener für das Thema Kinderarmut sensibilisiert werden. Gerade der in mehreren Tausend Exemplaren gedruckte Flyer wird als wesentlicher Teil der Aktion betrachtet.

„Er enthält aktuelles Zahlenmaterial, geht auf die Bedeutung von Kinderarmut für die Betroffenen ein und ebenso auf die Frage, wie geholfen werden kann“, sagt Hillken.

Und helfen könne jeder – auf vielfältige Weise. Sei es als Ehrenamtler (zum Beispiel Hausaufgabenhilfe, Klavierunterricht, Reparatur von Fahrrädern), mit Geldspenden (für die Essensversorgung) – und Sachspenden (ausgedienter PC, Kleidung etc.), durch inhaltliche Mitwirkung im Netzwerk Kinderarmut, bei der Planung und Organisation von Benefizveranstaltungen und der Durchführung besonderer Kursangebote oder Workshops (Golf, Segeln, Experimente).

Rüdiger Porsch vom Jugendhaus Opladen erlebt und erfährt Tag für Tag, was es für Kinder bedeutet, von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nahezu ausgeschlossen zu sein.

„Vielfach fehlen die finanziellen Mittel für die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder für einen Kinobesuch. Im letzten Drittel des Monats haben Familien oft kein Geld mehr. Auch aus diesem Grund ist Hunger ein großes Thema“, sagt Porsch. Und die latente Auseinandersetzung mit Armut führe bei Kindern und Jugendlichen zu Verhaltensauffälligkeiten. 

„Daher sind Strukturen, sind Orte, wo all das abgefedert werden kann, immens wichtig“, merkt Porsch an. Und daher sei jede Hilfe sehr willkommen.

Wer Interesse an einer Mitarbeit oder an Informationen hat, oder Anregungen geben möchte, der kann unter 0214 / 468 96 oder per E-Mail das Netzwerk Kinderarmut kontaktieren. Außerdem bietet die neu gestaltete Internetseite eine Übersicht zu Projekten, aktuellen Terminen und Themen.

info@netzwerk-kinderarmut.de

www.netzwerk-kinderarmut.de

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