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AusstellungBunter Erlebnispfad im Erholungshaus

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Kunst an der Wand und im Raum: Eileen Dreher (r.) begutachtet mit Peter Bömmels ihr an der Decke hängendes „Sonnendeck“.

Kunst an der Wand und im Raum: Eileen Dreher (r.) begutachtet mit Peter Bömmels ihr an der Decke hängendes „Sonnendeck“.

Wiesdorf – Bis zum Beweis des Gegenteils ist anzunehmen, dass die Bayer-Kultur mit ihrem Konzept, regelmäßig ganze Klassen von Kunsthochschulstudenten einzuladen und deren Arbeiten im Erholungshaus ausstellen zu lassen, einzigartig ist. Das ist eigentlich verwunderlich, denn die Idee ist so faszinierend wie einfach: Man gewährt dem Besucher der Ausstellung einen Blick auf eine Kunst, die noch im Wachsen begriffen ist. Eine Kunst von jungen Menschen, die noch Jahrzehnte in Ateliers und Galerien vor sich haben und keine Spur von Abgeklärtheit und Routine zeigen, sondern experimentieren und ausprobieren. Zudem ist es für Bayer ein Leichtes, diese angehenden Künstler zu verpflichten: Sie sind keine Superstars. Sie haben keine großen Ansprüche. Und sie sind doch mit Eifer bei der Sache. Kurzum: In einem besseren Rahmen kann Kunst nicht präsentiert werden. Und genau das macht auch die neue Ausstellung „Im Bilde“ im Erholungshaus – die erste in diesem Jahr – einmal mehr zu einem Projekt, über das der Volksmund sagen würde: „Muss man gesehen haben.“

Zu Gast ist ab Sonntag die Klasse von Professor Peter Bömmels an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK). Beziehungsweise: Eigentlich ist sie schon eine gute Woche hier – zumindest einige der Studenten und der Meister. Bömmels – der als Mitglied der Künstlergruppe „Mülheimer Freiheit“ in den 80er Jahre bekannt wurde und Mitbegründer der Popkultur-Zeitschrift „Spex“ war – weilt bereits seit einer guten Woche in Leverkusen, um gemeinsam mit einem seiner Meisterschüler – dem Tutor Marius Comanns – die Arbeiten von 30 Studenten aufzuhängen. „Er hat sich da richtig reingekniet“, sagt Andreas Peters. Sie ist die Kuratorin der Bayer-Kultur, konzipierte diese vierte Ausstellung der Reihe „Kunsthochschulklassen zu Gast“ und sagt über Bömmels Eifer: „Das ist nicht selbstverständlich.“

Die Ausstellung „Im Bilde“ wird am Sonntag, 19. Januar, um 11 Uhr in Gegenwart der Künstler eröffnet. Sie ist bis zum 30. März zu sehen: samstags, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr sowie bei Veranstaltungen im Hause. Führungen gilt es an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat (jeweils 11.15 Uhr). Infos: ☎ 0214/3041283. (frw)

Es zeigt jedoch genau das, was Bömmels auszeichnet: die unbedingte Begeisterung für die Arbeit seiner Schüler. Es ist eine Gruppe, die sich zusammensetzt aus Anfängern im dritten Semester, aus Fortgeschrittenen, Meisterschülern und Ehemaligen, die auch als „fertige“ Künstler den Kontakt zum alten Lehrer halten.

Das, was Bömmels Klasse zeigt, ist eine Fülle von Kunststilen, Eindrücken, Formaten und Motiven, die einen Gang durch Erd- und Obergeschoss des Erholungshauses zum Pfad des bunten Erlebens machen. Es gibt Bilder, bei denen der Maler ebenso offensichtlich wie vom Lehrmeister bestätigt „einfach alles rausgeknallt hat“ – überbordend im Farbreichtum, mal eine Antarktisexpedition, mal die russische Revoluzzerpunks Pussy Riot zeigend (Justus Bräutigam). Oder die Collage Comanns’, zusammengesetzt aus Porträts von Film- und Sportstars sowie Verwandten, Freunden und Bekannten. Namen stehen nicht unter diesen Bildern. Und gerade deshalb fordern sie heraus, zu enträtseln, wer da vor einem abgebildet sein könnte. Plötzlich hat auch ein Unbekannter seinen Augenblick des Ruhmes, wenn er gleichberechtigt zwischen Stars und Sternchen hängt. Und eine wie Eileen Dreher rundet diese tolle Schau ab, indem sie mit ihrem an Gummis von der Decke hängenden „Sonnendeck“-Flügel dem Erholungshaus den Hingucker der „Kunst im Raum“ beschert. Wie gesagt: Große Vielfalt. Große Ideen. Und das alles von vielleicht irgendwann einmal großen Künstlern.

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