AutobahnSo oft wurden Sichtschutzwände gegen Gaffer in Leverkusen eingesetzt

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Zwischen 20 und 90 Minuten dauert es, die mobilen Sichtschutzwände aufzubauen, bis zu 100 Meter lang können sie werden.

Zwischen 20 und 90 Minuten dauert es, die mobilen Sichtschutzwände aufzubauen, bis zu 100 Meter lang können sie werden.

Leverkusen – Bei Unfällen auf der Autobahn sind sie immer wieder zu beobachten: die Gaffer. Menschen, die mit ihren Handys Fotos und Videos von Unfallstellen und Rettungseinsetzen aufnehmen. Das ist nicht nur schamlos, es kann mitunter auch gefährlich sein und sogar Leben gefährden. Etwa, wenn Schaulustige Rettungswagen den Weg versperren. Oder wenn Autofahrer an einer Unfallstelle plötzlich abbremsen und so Auffahrunfälle provozieren.

„Der Verfall der Sitten einiger Menschen schockiert mich sehr“, sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek. Seit 2015 setzt Nordrhein-Westfalen deshalb als erstes Bundesland auf mobile Sichtschutzwände gegen Gaffer bei Unfällen auf Autobahnen. Rund 470000 Euro hat der Landesbetrieb Straßen NRW in insgesamt zwölf Sichtschutzsysteme investiert. Die Wände sind so auf die Autobahnmeistereien im Land verteilt, dass das rund 2200 Kilometer umfassende Autobahnnetz in Nordrhein-Westfalen komplett abgedeckt ist. Jedes der zwölf Systeme besteht aus einem Anhänger mit 40 einzelnen Stahlrahmen, in denen eine grüne, blickdichte Folie verspannt. Aufgestellt sind diese jeweils 2,5 Meter lang und 2,1 Meter hoch. Vor Ort angekommen, können die Mitarbeiter der jeweiligen Autobahnmeisterei somit eine bis zu 100 Meter lange Wand errichten. Steht diese, gibt es außer grüner Folie nichts zu sehen.

Sechsmal in Leverkusen, zweimal in Burscheid

Ob und wann solch eine Sichtschutzwand aufgestellt wird, entscheidet die Polizei am Unfallort. Dabei kommt es nicht nur darauf an, wie potenziell ablenkend ein für andere Verkehrsteilnehmer ein Unglück ist. Der Einsatzleiter muss auch abschätzen, wie lang Rettung und Räumung der Unfallstelle voraussichtlich andauern. Wie schnell die Sichtschutzwände aufgebaut werden können, hängt von Tageszeit und Unfallstelle ab. Bei den bisherigen Einsätzen betrug die Zeit für Anforderung und Aufbau der Wände zwischen 20 und 90 Minuten.

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Insgesamt 43 Mal waren die grünen Wände zwischen Mai 2015 und April 2016 schon im Einsatz. Sechsmal wurden sie in Leverkusen aufgebaut, in Burscheid zweimal. Die Erfahrung sind bislang positiv. „Wir erkennen, dass der Verkehr deutlich schneller vorbei fährt, als vorher. So können wir die Gefahr von Stauende-Unfällen deutlich mindern“, sagt Dirk Weber von der Polizei Köln. „Es wird weniger geguckt, weil man auch nichts sehen kann. Die Gefahrensituation wird minimiert, sodass wir jetzt erstmal ein positives Fazit ziehen.“ Negative Erfahrungen hat Weber bisher noch nicht gemacht.

Dennoch wäre es ihm lieber, die mobilen Sichtschutzwände gar nicht einsetzen zu müssen. „Neugierde hat jeder, das liegt in der Natur des Menschen. Aber Gaffer sind ein Problem, welches uns immer wieder begleitet. Abgesehen von den Ordnungswidrigkeiten, ruft man vor allem Gefahrensituationen hervor.“

Auch der Bund hat das Problem erkannt. Am vergangenen Freitag hat der Bundesrat beschlossen, einen Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen. Demnach drohen Gaffern dann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.

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