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AutobahnausbauStraßen.NRW ließ gespendetete Bäume im Neulandpark fällen

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Bäume Leverkusen

So wie viele andere zur Landesgartenschau gespendete Bäume wurde auch der Mammutbaum von Gunna Holz gefällt.

Leverkusen – Schüpp, schüpp und quatsch nicht, hat Landesverkehrsminister Michael Groschek wohl als Parole zum Autobahnbau ausgegeben. Doch vor dem Schüppen kommt zuerst das Sägen.

Wie wir berichteten, ließ Straßen NRW in den letzten Tagen im Februar in der Umgebung der Autobahn und sogar im Neulandpark größere Flächen roden, damit man mit Vorarbeiten beginnen kann.

Der Grund: Die Erdgas-Hauptleitung Emmerich-Bergisch Gladbach liegt jetzt offenbar zu nah an der Autobahn, sie soll künftig auf dem Neulandpark, ganz oben entlang des Westrings verlaufen.

2005, im Jahr der Landesgartenschau, legte man am oberen Rand den sogenannten "Waldgürtel" an.

Leverkusener spendeten Bäume

Für dieses Wäldchen spendeten damals eine Menge Leverkusener Bäumchen und größere Bäume. Der Einsatz damals war nicht gering: 500 Euro je Baum wurden verlangt, dennoch beteiligten sich viele Leverkusener, weil, wie es Hans-Max Deutschle, der Macher der Landesgartenschau ausdrückte: "Leverkusen endlich seinen Frieden mit dem Gelände (der Giftmülldeponie) schließen kann."

Man erhielt eine persönlichen Granitstein mit einer Messingplatte für eine Widmung. Zum Wiederfinden. Das konnte man auch bis neulich noch, aber dass die Lebensdauer auf knapp 13 Jahre begrenzt sein sollte, ahnte damals noch niemand: Viele von den Patenbäumen wurden jetzt "vorsorglich" für den Autobahnbau abgesägt, fast der ganze Waldgürtel liegt flach.

Als Gunna Holz am Dienstag den "Leverkusener Anzeiger" las, schwante ihm, dass auch sein Mammutbaum gefällt worden sein könnte, den er 2005 in den Waldgürtel gesetzt hatte. Und so war es, davon überzeugte er sich am Dienstagabend selbst. Und er erinnerte sich an die Geschichte:

Eine Bekannte hatte ihm Jahre zuvor einen echten Mammutbaum vererbt, den sie selbst aus Kanada nach Leverkusen gebracht hatte.

Das anfangs fingerdicke Topf-Bäumchen machte seinem Namen alle Ehre und wuchs schnell ordentlich heran. Es überragte seinen Besitzer bald. "Es war klar, dass der Redwood nicht bei mir bleiben konnte", sagt Holz, der sich den Kopf zerbrach, an welcher Stelle sein Baum die nächsten Jahrhunderte groß werden könnte.

Die Landesgartenschau kam gelegen, Chef Deutschle nahm den flachwurzelnden Baum gerne als Solitär und ließ ihn pflanzen. Holz erhielt seinen Widmungs-Stein. "Das war eigentlich schön, weil man den Baum vom Westring aus sehen konnte, haben wir ihn immer im vorbeifahren sehen können. Jetzt liegt er da."

Keine Handhabe

Holz, Miteigentümer der Opladener Designagentur B3, wirkt arg betroffen: "So sollte man nicht mit bürgerschaftlichem Engagement umgehen." Auch wenn er findet, dass manchmal für ein höheres Ziel Opfer gebracht werden müssen.

In den zwölf Jahren, die der Baum in der an dieser Stelle mächtig dicken Deponie-Abdeckschicht wachsen konnte, hat er einen Stammdurchmesser von 35 Zentimeter erreicht und hatte eine Höhe von zehn Metern. Mammutbäume können über 2000 Jahre alt werden.

Gedenksteine herausgenommen

Dass die Verantwortlichen offenbar kein gutes Gefühl bei der Sache gehabt haben, als sie den von den Leverkusenern gepflanzten und gespendeten Ehrenamtler-Wald rodeten, ahnt man, weil sie akribisch die Gedenksteine mit den Widmungen herausgenommen haben.

An vielen der Baumstümpfe sind gut die viereckigen Löcher der Granitsteine zu sehen. Da es sich bei den Bäumen um bedingungslose Spenden handelte, gibt es vermutlich keine Handhabe für die Ehrenamtler, von Straßen NRW oder von der Stadt die damalige Spende zurückzufordern.

Es heißt zwar, dass Straßen NRW wegen des offenen Verfahrens am Bundesverwaltungsgericht nur rückgängig zu machende Arbeiten ausführen dürfe. Aber, so stellt Holz fest: Wenn ein Lebewesen wie ein Baum weg sei, sei das eben nicht wieder rückgängig zu machen.

Wird es teuer für Straßen NRW?

Sollte Straßen NRW verdonnert werden, das Wäldchen wieder zu pflanzen, könnte das für die Behörde ganz schön teuer werden, denn erwachsene Bäume haben je nach Baumart einen hohen Geldwert, auch wenn sie ganz ohne Zutun von selbst wachsen. Und es sind große Mengen Bäume gelegt worden.

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