Autobahnbrücke LeverkusenUmgehung der Mülldeponie fordert permanente Kontrollen

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  • Für den Neubau der Leverkusener Autobahnbrücke sind wegen der damit verbundenen Eingriffe in die Giftmülldeponie am Wiesdorfer Rheinufer Vorkehrungen nötig.
  • Ein Tunnel ist nach Einschätzungen des Landesbetriebs Straßen NRW viel zu teuer und aufwendig.

Leverkusen  – Ein Tunnel ist nach Einschätzung des Landesbetriebs Straßen NRW viel zu teuer und aufwendig. Für den Neubau der Leverkusener Autobahnbrücke sind wegen der damit verbundenen Eingriffe in die Giftmülldeponie am Wiesdorfer Rheinufer allerdings Vorkehrungen nötig, die im Bau- und Planungsausschuss bei manchen Politikern Zweifel aufkommen ließen, ob ein Tunnel nicht doch die einfachere Lösung ist. Was alles getan werden muss, um Gefahren zu vermeiden, erläuterten drei Vertreter des Landesbetriebs, darunter Projektleiter Thomas Raithel, anhand eines mit 40 Folien illustrierten Vortrags.

Permanente Kontrollen

Demnach fallen bei den Bauarbeiten rund 230 000 Kubikmeter Erdaushub an, davon etwa 90 000 Kubikmeter verseuchtes Material. Da ein Kubikmeter 1,6 bis 1,8 Tonnen wiegt, könnte es sich also um bis zu 162 000 Tonnen Giftstoffe handeln, die auf Sondermülldeponien entsorgt oder in speziellen Anlagen verbrannt werden müssen. Technisch sei das aber alles machbar und werde tagtäglich auf etlichen Baustellen in ganz Deutschland problemlos praktiziert, so die Experten des Landesbetriebs.

Um zu verhindern, dass Giftstoffe in die Umwelt gelangen, soll die Baustelle teilweise unter Planen oder auch mit festen Wänden und Dächern „eingehaust“ werden. Darunter wird ein Unterdruck erzeugt, so dass weder Erdreich noch Dämpfe ins Freie entweichen können. Die Arbeiter müssen in den gefährdeten Bereichen Vollschutzkleidung mit externer Atemluftversorgung tragen. Permanente Kontrollen und Messungen, Absaugpumpen, Filter, Beregnungs- und Befeuchtungsanlagen, Waschstraßen für die benötigten Lastwagen und bei Bedarf auch das vollständige Einstellen aller Arbeiten gehören zu den weiteren Maßnahmen.

Dort, wo im Bereich des Spaghettiknotens Stützpfeiler für den Anschluss der Autobahn 59 an die A 1 in den Untergrund getrieben werden, soll das Erdreich außerdem mit flüssigem Stickstoff vereist werden. Den Neubau des Autobahnkreuzes Leverkusen-West bezeichneten die Experten als unabweisbar, weil die 1974 errichteten Fahrbahnen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hätten und ohnehin ersetzt werden müssten. Und da die Normen für die Tragfähigkeit der Stützen inzwischen erheblich verschärft worden seien, führe auch an ihrer Erneuerung kein Weg vorbei.

Sowohl die Bürgerliste als auch die Leverkusener Interessenvertretung gegen Feinstaub, Lärm und andere gesundheitsschädigende Immissionen (IFL) forderten in zwei Anträgen dagegen, wegen der großen Risiken auf jedwede Eingriffe in die Giftmülldeponie zu verzichten. IFL-Sprecher Horst Müller, der von seinem Rederecht in der Ausschusssitzung ausgiebig Gebrauch machte, schlug dagegen einmal mehr eine Sowohl-als-auch-Lösung vor: Zunächst solle ein Tunnel mit drei Fahrspuren für jede Richtung unter dem Rhein gebohrt, später noch eine neue Brücke mit je zwei Fahrspuren errichtet werden.

Der gesamte Fernverkehr, so Müller, könne dann den Tunnel nutzen, während nur Gefahrguttransporter und alle die Leverkusener Autobahnausfahrten ansteuernden Fahrzeuge über die Brücke fahren würden.

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