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BerufungLeverkusenerin ist Autorin, Illustratorin und Verlegerin in einer Person

Lesezeit 5 Minuten
In Claudia Freyers Arbeitszimmer in Wiesdorf entstehen neben fröhlichen Kinderbüchern auch düstere Kurzgeschichten und packende Thriller.

In Claudia Freyers Arbeitszimmer in Wiesdorf entstehen neben fröhlichen Kinderbüchern auch düstere Kurzgeschichten und packende Thriller.

Leverkusen – Claudia Freyer ist ein freiheitsliebender Mensch. Deshalb macht sie gern alles selbst. Aktuell macht sie Bücher. Die Norddeutsche aus der Gegend von Papenburg, inzwischen in Leverkusen heimisch, ist Autorin, Illustratorin, Layouterin und Verlegerin ihrer Werke in einer Person. Warum sie das macht? Weil sie es kann.

Folgt man ihren Schilderungen, geht die Berufung zur Schriftstellerin auf eine kindliche Schädigung zurück: Als Einzelgängerin habe sie schon den Trubel im Kindergarten nicht gemocht, sei früh zum Bücherwurm geworden mit ganz vielfältigen Interessen und enormem Hunger an Lesefutter. Eine Lungenentzündung mit zwölf Jahren gab ihr den Rest: Viel Zeit um neuen Autoren zu entdecken, in dem Fall fiel ihr Blick auf Edgar Allan Poe im elterlichen Regal. Die andersartigen, mitunter bösartigen Geschichten, die sie bei Poe, Victor Hugo, Charles Dickens fand, regten ihre Fantasie nachhaltig an. Claudia Freyer begann zu schreiben. „Das war sie, die Rettung. Schreiben wurde mein Überlaufventil.“ Ein Hobby über viele Jahre, und auch mehr.

Art Direktorin in der Webung

Inzwischen studierte Freyer Grafikdesign in Aachen, ging in die Werbung, wurde Art Direktorin einer Agentur, illustrierte nebenbei noch Kinderbücher. Woran es haperte, war oft die innere Unabhängigkeit. „Bei Werbung denkt man gleich an tolle kreative Menschen mit ausgefallenen Ideen. Die Realität ist oft anders, und die Idee wandert in den Papierkorb, weil der Auftraggeber ganz andere, konventionellere Vorstellungen hat. Und er entscheidet schließlich.“

Mutterschaft verändert oft den Lebenslauf, auch bei Claudia Freyer. Als sie nach der Geburt ihres Sohnes in ihren angestammten Beruf zurückkehren wollte, erwies sich das als schwierig. Ihre vorherige Position war längst besetzt, andere Aufgaben weniger reizvoll. Sie machte sich selbstständig, arbeitete fortan freiberuflich. Und sie entdeckte ihr Überlaufventil wieder: das Schreiben.

Zwei Kinderbücher mit eigenen Illustrationen standen am Anfang. „Ein ganz, ganz schwieriger Markt“, so ihre erste Erfahrung mit dem Buchvertrieb. Die Verlage setzen auf ihre erfolgreichen Stammautoren, wollen ein bestimmtes Genre abdecken. „Was nicht ins Schema passt, hat schon keine Chance.“ Sie suchte sich einen Agenten – mäßig erfolgreich. Auch er handelte sich Abfuhren ein, „leider zurzeit nicht ganz...“ Schließlich entdeckte sie für sich ein Modell im Internet: Books on demand. Claudia Freyer wurde Self Publisher.

E-Books der Selbstverleger

Solche Selbstverleger gibt es inzwischen zu Tausenden. Die Möglichkeit, dank einfach handhabbarer Technik selbst ein E-Book in die Welt zu setzen, ist verlockend und preiswert. Gekonnt und professionell dargeboten ist das selten. Gut geschriebene, ordentliche redigierte Texte in ansprechendem Design sind eben auch eine Arbeit, die beherrscht sein will. Und nicht immer eine sichere Einnahmequelle. Freyer gibt es ehrlich zu: Für das Familieneinkommen hat ihr Mann, der im nahen Chempark Leverkusen arbeitet, zu sorgen, sie lebt sich als Autorin aus.

Das aber mit der gebotenen Professionalität und der ihr eigenen Selbstbeherrschung. „Um Erfolg zu haben braucht man vier Dinge: Talent, Disziplin, einen Mentor und vor allem Glück“, erklärt sie ihre Arbeitsphilosophie. Wenn Mann und Sohn morgens aus dem Haus sind, geht es an den Schreibtisch, wo die Illustrationen mit einem Grafikprogramm auf dem Bildschirm entstehen. „Diese Technik kommt meiner Arbeitsweise sehr entgegen.“ Aber wo auch die Texte verfasst werden. Hart erarbeitet, sauber gefeilt, lebendig formuliert, maßgeschneidert. Kein Material von der Stange.

Zur Person

Claudia Freyer, geboren 1966 in Papenburg, studierte in Aachen Grafikdesign und arbeitete einige Jahre als Grafikerin und Art-Direktorin für Werbeagenturen. Außerdem illustrierte sie Kinderbücher. Seit 2004 arbeitet sie freiberuflich. Sie ist verheiratet und lebt mit Mann und Sohn in Leverkusen.

Als Autorin im Eigenverlag herausgegeben hat sie bisher ihre Kinderbücher „Friedas Plan“ und „Haare für Mimi“. Außerdem als „Erwachsenenbücher“ den Kurzgeschichten-Band „Schockwellen“ sowie den Thriller „Von Engel und Schlangen“ und den genreübergreifenden spannenden Roman „Der Schrein“. Ihre Bücher, die zunächst ausschließlich als E-Book erhältlich waren, gibt es neuerdings auch in gedruckter Form über den Versandhandel.

www.claudiafreyer.de

„Ich will nicht den Mainstream bedienen, ich will meine eigenen Ideen umsetzen können, ich genieße meine Freiheit. Und es ist mir egal, ob das am Ende in irgendein Genre passt.“ So sind neben ihren farbenfroh illustrierten Kinderbüchern von dem furchtlosen Burgfräulein und dem zauberhaften Monstermädchen auch ihre „Erwachsenenbücher“ entstanden. Zunächst der düstere Kurzgeschichten-Band „Schockwelle“, nun wirklich nichts für kindliche Gemüter. Dann ihr bisherige Bestseller , der Zukunfts-Thriller „Von Engeln und Schlangen“, in dem Hirnschrittmacher anno 2042 die Menschen manipulieren. Zuletzt der spannende Roman „Der Schrein“, worin die um ihr Gedächtnis gebrachte Protagonistin ihrer eigenen Vergangenheit nachspürt und in Gefahr gerät. Die Faszination des Unerklärlichen, das Interesse an Außenseitern taucht immer wieder bei ihr auf.

Konzentration und Disziplin

Wann immer sie eine Idee hat, schreibt Claudia Freyer sie auf. Umfangreiche Recherchen stehen für sie vor dem Anfang jeden Schreibens. Die Fakten müssen stimmen. Dann folgt die Entwicklung der handelnden Figuren, der Charaktere, aus denen heraus sich erst eine Handlung entwickeln kann. Steht das Feinkonzept, geht es ans Schreiben. Ein Prozess, für den Freyer Ruhe braucht und Konzentration. Sauberes Handwerk ist für sie absolute Voraussetzung. Von der Recherche bis zum fertigen Manuskript. Das bekommt zuerst ihr Mann zum Gegenlesen, danach eine befreundete Lektorin.

Die Texte sind fehlerfrei und so akkurat wie auch der Internet-Auftritt der Leverkusener Autorin. Darauf erzählt sie freimütig von sich und ihren Werken, weist den Weg zum Einkauf, der über den Internet-Versandhandel Amazon läuft. Seit kurzem nicht nur mehr als E-Books, sondern auch als handfeste, gedruckte Bücher.

Bei allem begleitet sie eine Figur, ein Logo, das eher beiläufig am Ende ihres Studiums entstanden ist und ihr seither die Treue hält. „Mein Männchen“, nennt sie die Figur mit dem breiten Hintern, dass den großen Schlapphut freundlich zum Gruß hebt. Es symbolisiert für sie ihren eigenständigen Weg, als Selfmade-Frau und nun auch als Self Publisher.

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