BesucherZögerlicher Schritt in eine andere Welt – Mesxhidi Aksa Moschee in Leverkusen

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Imam Amir Dzeladini führte die Besucher durch die Albanische Moschee am Mühlenweg.

Imam Amir Dzeladini führte die Besucher durch die Albanische Moschee am Mühlenweg.

Leverkusen – Amir Dzeladini ist ein Mensch, der durchaus offen und frei über das spricht, was ihn bewegt. Über die täglichen Fahrten von seinem Zuhause in Rheindorf zur Moschee Mesxhidi Aksa in Küppersteg, seiner Wirkungsstätte.

Über die Nachbarschaft am Mühlenweg, die die muslimische Gemeinde von Anfang an gut aufgenommen habe. Über das Pflichtgebet, das der Koran zu fünf bestimmten Tageszeiten vorschreibt und das ihm in der Sommerzeit den Schlaf raubt. Es gibt aber ein Thema, über das der Imam möglichst nicht sprechen will: die Politik.

Wie ein kleiner Palast

Der Tag der deutschen Einheit war eine der Gelegenheiten, bei der diese Art von Fragen durchaus hätten aufkommen können. Bundesweit öffnen muslimische Gemeinden an diesem Feiertag ihre Moscheen.

So stand auch die Mesxhidi Aksa Moschee für Nicht-Gemeindemitglieder offen. Zögerlich traten die Besucher ein. An dem strahlend weißen und prächtigen Gebäude, das von außen wie ein kleiner Palast erscheint, waren sie bisher immer vorbeigegangen. Für Nicht-Muslime ist es eine andere Welt.

Eine, die ihnen verborgen bleibt. Amir Dzeladini begrüßte an diesem Tag jeden, der über die Schwelle trat, persönlich. Ein Handschütteln für jeden, eine kurze Umarmung und ein Schulterklopfen für die langjährigen Gemeindemitglieder.

Willkommen war am Montag jeder, der beispielsweise wissen wollte, warum freitags Hunderte Menschen zum Mühlenweg strömen, warum Frauen und Männer getrennt beten und warum beim Betreten der Moschee die Schuhe ausgezogen werden müssen.

Der Aktionstag unterscheide sich eigentlich nicht von jedem anderen Kalendertag, betonte der Imam. „Wir brauchen keinen Tag der offenen Tür. Unsere Moschee ist immer offen.“

Gemeinsam hatten sich die Imame entschieden, drei von sechs Gotteshäuser an diesem Tag ganz offiziell für den Publikumsverkehr zu öffnen: Majid al Muhsinin in Rheindorf, Mimar Sinan Camii in Küppersteg und die Mesxhidi-Aksa-Moschee wurden als die repräsentativen Bauten auserkoren.

Die Gemeinden Islamische Union, Masjid Nour und Merkez Cami blieben unter sich. Man wolle den Besuchern prächtige Gebetsräume zeigen, so der Imam. Und die gebe es nicht an allen Standorten.

Amir Dzeladini erzählte von den Schülergruppen, die regelmäßig kommen, um sich anzuschauen, wie Muslime beten. Und von einer älteren Dame, einer Christin, mit der er neulich erst über Abraham und dessen Söhne Ismael und Isaak gesprochen habe.

Dieses Gespräch blieb dem Imam, der an der evangelischen Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid Islamunterricht gibt, in guter Erinnerung. „Sie kannte die Geschichte ganz genau. Das hat mich beeindruckt“, sagte er.

Das sind die Themen, über die Amir Dzeladini am Feiertag sprechen wollte. Er ist der Sprecher der Imame in Leverkusen und Mitglied im Rat der Religionen, der am 9. November der Zerstörung der Synagoge in Opladen gedenken will.

Seine Religion nach außen hin zu repräsentieren, zu beschreiben und zu erklären, darin sah Amir Dzeladini seine Aufgabe – vor allem an einem für das deutsche Volk so symbolträchtigen Tag. „Über 70 Leute waren heute hier“, sagte Amir Dzeladini. „Bis jetzt kam keine politische Frage.“

Der Imam zeigte sich erleichtert. Natürlich hatte er eine Meinung, wenn es über Flüchtlingspolitik geht, über Terroristen, oder über Fremdenfeindlichkeit im Osten Deutschlands. Doch der Imam behielt sie für sich.

Er sei ein Seelsorger, kein Politiker. Die Moschee sei ein Ort der Religion, ein Ort, in dem der Mensch als Gläubiger im Mittelpunkt stehe.

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