Leverkusen – Josef Heynckes, in der Fußballszene „Jupp“ genannt und als einst erfolgreicher Spieler und Trainer bekannt, schwärmt noch heute von Simon Rolfes: „Ja, mit ihm hätte ich sehr gern viel länger zusammen gearbeitet.“ Neben den sportlichen Fähigkeiten seien ihm Rolfes’ Qualitäten im Umgang mit Teamkollegen besonders aufgefallen. An ehemaliger Wirkungsstätte, in der BayArena, gab es nun ein herzliches Wiedersehen der einstigen Weggefährten.
Heynckes, von 2009 bis 2011 Coach der Werkself-Profis, und Rolfes, von 2005 bis 2015 für die Werkself aktiv, gehörten beim dritten Bayer-04-Campus zur illustren Referentenschar. Mehr als 150 Zuhörer wohnten den Vorträgen und Podiumsdiskussionen in der Premium Lounge im Westbereich des Stadions zum Thema „Die Kunst der Führung“ bei.
Über den Tellerrand blicken
„Es gehört zu unserer Strategie, die Jugendarbeit voranzubringen. Deshalb haben wir vor zwei Jahren mit dem Bayer-04-Campus begonnen. Wir wollen über den Tellerrand schauen, uns mit anderen Sportarten beschäftigen und von Experten aus anderen Professionen lernen“, betonte Geschäftsführer Michael Schade in seiner Begrüßungsrede. Von diesen wertvollen Erfahrungen wolle man in Zukunft profitieren.
Über den Tellerrand blicken und aus anderen Bereichen lernen, exakt in diese Kerbe schlug die erste Diskussion unter dem Titel „The Art of Coaching and Developement“. Lucy Skilbeck, Direktorin der weltberühmten Schauspielschule „Royal Academy of Dramatic Art (RADA)“ in London, die zahlreiche Oscarnominierte Schauspieler hervorgebracht hat, merkte an, auf Lernprozesse in einer sicheren und kreativen Umgebung zu setzen.
Zur internationalen Diskussionsrunde gehörte zudem Dr. Mark Stephen Nesti, Professor an der John Moores University. Der Experte für Angewandte Sportpsychologie war unter anderem für den FC Chelsea London, den FC Everton, die Bolton Wanderes und Newcastle United tätig. Heute leitet Nesti an seiner Universität den Master-Studiengang Sportpsychologie.
Einblicke in Talententwicklung und Führungsstil
Das simultan übersetzte Podiumsgespräch zum Thema Talententwicklung leitete Dr. Martin Littlewood, Professor für Sportpsychologie und Talententwicklung an der John Moores Universität in Liverpool. Jupp Heynckes (71), nach dem Triplegewinn mit dem FC Bayern im Jahr 2013 im Ruhestand, und der ehemalige Hockey-Trainer Markus Weise, der mit den Frauen und den Männern Olympisches Gold gewann, gaben Einblicke in den von ihnen favorisierten Führungsstil.
Als interessant empfanden viele Zuhörer auch den Perspektivwechsel von Rolfes. Der nun 34-Jährige hatte im Dezember 2014 mitgeteilt, seine Karriere als Fußballer beenden und als Manager für Sportler arbeiten zu wollen. Zielstrebig, wie schon als Profi, setzte der Vater von drei Töchtern, dieses Vorhaben um und arbeitet zudem als Experte für das ZDF.
Handballer und Bestseller-Autor
Ein Experte, allerdings auf dem Handballgebiet, ist Xesco Espar, der mehr als 20 Jahre für den FC Barcelona im Jugend- und Profibereich als Handballtrainer gearbeitet hat und von Bayer 04 als Referent gewonnen werden konnte. Espar hat die Champions League, die spanische Meisterschaft und den spanischen Pokal gewonnen. Sein Buch „Jugar Con El Corazón (Mit dem Herzen spielen)“ ist in Spanien ein Bestseller geworden.
„Der Campus hat begonnen als Veranstaltung für das Nachwuchsleistungszentrum, für die Trainer und die Scouts, und hat sich nun zu einem Event für den gesamten Verein entwickelt“, meinte Christian Luthardt, Sportpsychologe der Werkself. Dazu gehörte auch der gesellige Teil zum Abschluss in der Schwadbud. In der Fankneipe in der BayArena wurde bis in die Abendstunden gefachsimpelt und so manches Anekdötchen aus vergangenen Tagen sorgte für Heiterkeit in der Runde.
