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DhünnaueDie Folgen der Altlasten - Schadstoffbelastung in der Kolonie II

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Leverkusen – Die ersten Ergebnisse der Bodenuntersuchungen in der Wiesdorfer Kolonie II liegen vor. An der Stelle stand vor über 100 Jahren eine Ringofen-Ziegelei, es gab einen Altlastenverdacht. Am Montag erhielten die Anwohner im Block zwischen August-Kekulé-, Adolfs-, Albert-Einstein-Straße und Carl-Duisberg-Platz Schreiben von ihrem Vermieter Vivawest.

Vorsorglich warnt Vivawest darin vor dem Verzehr Pflanzen, die in der Kolonie II gewachsen sind. Kinder nähmen es oft nicht so genau mit der Hygiene, es bestehe die Gefahr, dass sie Erde in den Mund steckten. Weil erhöhte Schadstoffwerte festgestellt wurden, sollen Kleinkinder nicht auf dem nackten Boden ohne Vegetation spielen. Den Rasen solle man so pflegen, dass er eine geschlossene Decke bilde, so die Empfehlung der Vivawest. Der abschließende Hinweis lautet: „Nach Grabungen und Bodenkontakt bitte die Hände waschen.“

Verunsicherte Anwohner

„Hier sind einige jetzt verunsichert. Die meisten, die hier im Karree wohnen, sehen es aber nicht so eng“, sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. Die Verunsicherung hat vermutlich ihren Grund im sparsamen Mitteilungsverhalten der Vivawest, die das Schreiben anscheinend in Absprache mit dem Umweltamt und mit dem medizinischen Dienst verfasst hat.

Als Fakten nennen die Vermieter die gefundenen Stoffgruppen, deren Konzentration über den Grenzwerten liegen: Blei, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und die berüchtigten polychlorierte Biphenyle (PCB). Bei einigen Proben sei eine Überschreitung der Prüfwerte für die Nutzungsarten Kinderspielen, Wohnen und Nutzgarten gemessen worden.

Vivawest hat weder genaue Werte angegeben noch Aussagen dazu getroffen, ob es Schwerpunkte gibt. Unklar bleibt auch, ob die gefundenen Stoffe aus der Ziegelei stammen, denn sie kommen alle auch in teils hohen Konzentrationen auf der nahen Kippe Dhünnaue vor. Aufgrund der ersten Ergebnisse kommt die Vivawest zu dem Schluss: „Die Höhe der Schadstoffgehalte lässt keine akute Gefährdung der Anwohner befürchten.“ Sofortmaßnahmen seien nicht erforderlich.

Nächste Bohrungen in Vorbereitung

„Wir müssen weiterbohren, um ein genaueres Bild zu bekommen“, sagt hingegen der Chef des Leverkusener Umweltamtes, Dirk Terlinden. Die nächsten Bohrungen seien in Vorbereitung.

Die gefundenen Stoffe seien nicht unbedingt auf einem Ziegelei-Grundstück zu erwarten gewesen, sagt Terlinden. Ursachen könnten vielfältig sein: „Vielleicht hat mal eine leckende Maschine dort gestanden oder es wurde belasteter Boden eingebracht.“ Nach einer größeren Sanierung sehe es nach den ersten Sondierungsergebnissen noch nicht aus. Wie viele Bohrungen gemacht wurden, lässt Terlinden unter Datenschutz fallen. Vivawest-Umweltbeauftragter Marcus Collmer präzisiert: Von 21 Bohrungen seien 16 sauber gewesen. An drei Stellen seien für Nutzpflanzen relevante Grenzwerte überschritten worden, an zwei Stellen die fürs Kinderspiel zulässigen Schadstoffwerte.

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