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FestivalDas erwartet Musikfans bei den 37. Leverkusener Jazztagen

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Stefanie Heinzmann

Stefanie Heinzmann

Leverkusen – Nein, er habe noch keine schlaflosen Nächte gehabt. „Aber die kommen bestimmt noch“, sagt Fabian Stiens und gibt zu, vor dieser, seiner ersten Pressekonferenz, zumindest ein bisschen aufgeregt gewesen zu sein. Denn es ist ja nicht irgendeine x-beliebige Pressekonferenz. Es ist die zu den 37. Leverkusener Jazztagen, einem Festival, das seit Jahren internationales Renommee genießt. Und er, der 29-jährige aus Opladen, ist ab sofort der alleinige Chef dieses Konzertreigens. Eckhard Meszelinsky nahm 2015 nach zwei Dekaden jenen Hut, den er tatsächlich immer trug und unter dem er Jahr für Jahr ausbaldowerte, wen er denn so einladen könne, um das Publikum im Terrassensaal des Forums zu begeistern. Er wird fortan – zumindest für drei Jahre – nur noch beratend und somit nur noch halb dabei sein.

Azubi wird zum Chef

Die Last, die Jazztage erfolgreich zu erhalten, liegt nun beim ehemaligen Meszelinsky-Azubi und Partner Stiens. Und der hat gleich ein Konzept parat, wie er diese Last schultern will: „Ich möchte die Jazztage wegführen von einem reinen Jazzfestival hin zu einem Musikereignis, bei dem viele Genres präsentiert werden.“

Dass dieser Weg trotz der vereinzelten Motzerei von Jazz-Puristen ein gangbarer weil in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch seine Mithilfe schon erfolgreich angetretener sei, davon ist Stiens überzeugt. Mit Recht: Jamie Cullum, Wolfgang Niedecken, Gregory Porter, Jan Delay, Zaz, Philipp Poisel – die Auftritte dieser ebenso im Pop und Rock wie im Jazz verwurzelten Stars waren allesamt ausverkauft. Man müsse nun einmal der Realität ins Auge blicken: „Wenn wir nur Jazzer einladen würden, dann sähe es düster aus.“ Dann seien die Jazztage schneller als es irgendeinem lieb sein kann, passé. Die Leute wollten Vielfalt. Nur so lasse sich überhaupt ein neues, ein jüngeres Publikum gewinnen. „In Montreux und beim North Sea Jazz Festival machen sie es seit Jahren genauso“, sagt Stiens.

Alles zum Thema Wolfgang Niedecken

Mit seinem Konzept befindet er sich also in bester Gesellschaft. Und: Mit seinem Konzept könnte sich die Anzahl der schlaflosen Nächte vor dem Startschuss des Festivals am Donnerstag, 4. November, deutlich verringern.

Superstar Gregory Porter

Diesen Startschuss gibt mit dem erwähnten Gregory Porter, der bereits 2014 in Leverkusen gastierte, denn auch gleich ein Superstar ab.

Dem Grammy-Gewinner, Chartstürmer und millionenfach Tonträger absetzendem Sänger folgen bis zum Festival-Ende am Sonntag, 13. November, neun Tage lang unter anderem die Stammgäste und Publikumsmagneten Popa Chubby (5.November) und Candy Dulfer (6. November). Die Schweizer Popsängerin und Echo-Gewinnerin Stefanie Heinzmann (6. November). Die Gitarrenlegende Al Di Meola (7. November). Die deutschen Neo-Singer/Songwriter Gregor Meyle (10. November), Andreas Kümmert und Max Mutzke (beide 11. November). Oder die besonders in den 80er-Jahren angesagten Acid Jazzer der Brand New Heavies (12. November).

Den Abschluss des Festivals, der in Kooperation mit der Bayer-Kultur erstmals im Erholungshaus stattfindet, bestreitet neben dem Tingvall Trio übrigens der ehemalige Jazztage-Chef Eckhard Meszelinsky: Er ist selber seit jeher passionierter Jazzer, spielte seinerzeit in der Band Deja Vu – und hat nun, da er sich nicht mehr ums Organisieren kümmern muss, Zeit zum Musizieren und ein paar junge Musiker um sich geschart, mit denen er auf die Bühne treten wird.

Konzerte sind wichtige Geldquelle

Natürlich, das betont Stiens, werde es in Zeiten von Musikdownloads und immer weniger verkauften physischen Tonträgern nicht einfacher, ein Festival mit Ausnahmekünstlern zu bestücken. Konzerte seien die Geldquelle Nummer eins für Musiker geworden. „Ein Gregory Porter ruft schon seine Riesen-Gage auf.“ Und dennoch sehe er die Jazztage auf einem guten Weg: Einige Konzerte seien kurz vor „ausverkauft“. Speziell am Mittwoch, 9. November, werde mit den Lucky Chops, dem Robert Glasper Experiment und dem Trompeter Christian Scott ein reiner Jazzabend geboten, der ihm als Veranstalter besonders am Herzen liege und der vielleicht auch die meckernde Jazz-Polizei beruhigen könnte.

Und überhaupt: „Ich habe Eckhard Meszelinsky versprochen, seinen Rekord von 20 Jahren als Organisator mindestens einzustellen.“ Die Mission hat begonnen.

Eintrittskarten zu sämtlichen Konzerten sind bereits an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Das komplette Programm der 37. Leverkusener Jazztage ist im Internet zu finden (siehe unten) und liegt als Magazin in allen öffentlichen Einrichtungen in der Stadt aus.

www.leverkusener-jazztage.de

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