Initiative „Freifunk“Kostenloses WLAN in der Wiesdorfer City

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Aufkleber signalisieren: Hier gibt es freies WLAN.

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Wiesdorf – Isolde Faust hätte Grund gehabt zum Rotwerden. So sehr wurde die Fachhändlerin für Unterwäsche gelobt. Wieder einmal. Diesmal waren es indes keine Kollegen, sondern Honoratioren, die Fausts Pioniergeist hervorhoben. Nach einer Informationsveranstaltung habe es „ungefähr 36 Stunden gedauert, bis die Sache klar war“, erinnerte sich Frank Obermaier. Mit der „Sache“ meinte der Wirtschaftsförderer freies Drahtlos-Internet. Der Traum, Besuchern der City auf der Straße einen Internet- Zugang anzubieten, kommt seiner Erfüllung langsam näher. Dank Isolde Faust und ihren Nachahmern, die um die 20 Euro investieren und einen Router bereitstellen, den sie an ihre Internetleitung klemmen – natürlich komplett getrennt von ihrem eigenen Netz.

Initiative "Freifunk"

Möglich macht das die Initiative „Freifunk“. Felix Kaechele hielt am Freitag einen handelsüblichen Router in der Hand, auf den ein spezielles Programm gespielt wird. Das nimmt dem Anbieter die größte Sorge: dass er, weil jemand illegale Inhalte heruntergeladen hat, von Abmahnanwälten heimgesucht wird. Die Abmahnindustrie muss sich stattdessen mit „Freifunk“ herumschlagen – und ist chancenlos, erklärte Kaechele: Die Initiative sei als Internetanbieter anerkannt und unterliege daher nicht der gefürchteten und weltweit einmaligen Störerhaftung. Nicht nur wegen solcher Probleme schien der Traum vom freien Netz in der City schon ausgeträumt. Vor drei, vier Jahren, erinnerte sich Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn, habe man im Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst, die drei Fußgängerzonen mit WLAN auszustatten.

Als es in die Details ging, wären nur „ganz teure Lösungen“ in Betracht gekommen, etwa von der Stadt-Tochter Informationsverarbeitung Leverkusen (IVL). Doch sechsstellige Beträge – pro Jahr – konnte die Stadt nicht aufbringen. Jetzt ist „Freifunk“ am Zug, was die „Piraten“ als Netz-Partei besonders freut. Oliver Ding ist selbst Freifunker. Ansonsten hilft die Wirtschaftsförderung Leverkusen, vor allem aber die Werbegemeinschaften. Deren Vorsitzender Frank Schönberger hat in Wiesdorf den Anfang gemacht – aber der Vorsprung werde wohl nicht lange halten, verriet der OB. Buchhorn hatte schon mit den Vorsitzenden der Kaufleute-Vereinigungen in Opladen und Schlebusch gesprochen. Die wollen jetzt auch schnell freies Internet. Die Netzabdeckung in Wiesdorf ist noch nicht toll, aber das soll sich bald ändern.

Sofort nach der offiziellen Vorstellung des Projekts machten sich Felix Kaechele und Rainer Bertelsmeier, Einzelhandelsbetreuer der Wirtschaftsförderung, auf zur nächsten Werbetour. Parallel legt die Energieversorgung Leverkusen Dauerstrom in die Info-Stelen in der Fußgängerzone und auch an einige Lichtmasten. Dort werden ebenfalls Router installiert. Für Frank Obermaier ist das Ziel: „Wer in Leverkusen ankommt, muss drei Balken auf dem Display haben.“ In der Otto-Grimm-Straße, wo Isolde Faust schon einige Kollegen mitgezogen hat, sind es schon fünf.

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