KüpperstegAuf Sondermüllablagerungen entsteht eine Unterkunft für Flüchtlinge

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Die Erdarbeiten auf dem zuvor wegen Giftstoffen im Boden gesperrten Sportplatzgelände werden von den Anwohnern mit Skepsis gesehen. Die Stadtverwaltung betont aber, alles sei sicher.

  • Auf dem ehemaligen Sportplatzgelände an der Heinrich-Claes-Straße in Küppersteg wühlen die Bagger.
  • Der Platz soll als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft hergerichtet werden.
  • Doch der Untergrund ist verseucht, die Nachbarn sind alarmiert.

Leverkusen – Der frühere Sportplatz an der Heinrich-Claes-Straße in Küppersteg erhitzt ein weiteres Mal die Gemüter. „Das ist ein Skandal!“, sind sich die Anwohner sicher. „Das hat alles seine Richtigkeit“, hält die Sprecherin der Stadtverwaltung dagegen. Es geht um Erdarbeiten auf dem Gelände, auf dem eine weitere Container-Unterkunft für Flüchtlinge errichtet werden soll, ein vorübergehender Wohnort für 180  Asylbewerber, die länger in  Leverkusen bleiben werden. Die Stadt hatte den Bau vor einem  Jahr beschlossen, und auch damals waren schon Bedenken laut geworden, ob dieser Standort denn geeignet sei.

Seit Jahrzehnten gesperrt

Denn die Nutzung des Sportplatzes war schon vor Jahrzehnten verboten worden. Dieser war über einer ehemaligen Kiesgrube errichtet worden, in die eine ganze Reihe unbekannter Stoffe abgekippt worden waren. Die Stadt sprach in diesem Zusammenhang von Sondermüll-Ablagerungen.

Die Nachbarn erinnern sich. Thomas Schmitz, der sich auch im Namen seiner Nachbarn an die Redaktion „Leverkusener Anzeiger“ gewandt hatte: „Jahrzehntelang wurde das Gelände von der Stadt als hochgradig belastet deklariert, der Sportplatz wurde für die Schulen gesperrt und ein hoher, teurer  Zaun um das ganze Areal gezogen, mit strengen Verbotsschildern. Die Anwohner wurden schriftlich gewarnt und informiert, wie giftig alles sei.

Pächter mussten ihre Gartenhäuschen abbrechen und verlassen, die ganze Vegetation wurde gerodet und allen Bewohnern rund um das Gelände suggeriert: „Achtung! Haltet Euch und Eure Kinder fern von dem Gifthaufen!« Es wurden Bodenproben entnommen und ausgewertet und ein Kataster der belasteten Grundstücke erstellt. „Und heute laufen Bauarbeiter auf den angeblich so verseuchten Flächen herum als wenn nichts wäre! Es wird gearbeitet und kontaminierter Boden ausgehoben und frei gelagert als wäre nie etwas gewesen!“

In der Tat hatte die Stadt den Untergrund untersuchen lassen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Untergrund recht stark mit Blei belastet sei. Dies habe jedoch keine akut toxische Wirkung, sondern sei erst bei dauerhaftem und wiederholtem Körperkontakt gesundheitsgefährdend, so der Medizinische Dienst der Stadtverwaltung.

Vor Errichtung der Container solle daher das Gelände mit einer Folie abgedeckt und danach mit einer 30 Zentimeter dicken Erdschicht abgedeckt werden. Selbst wenn dann noch Kinder im Erdreich buddeln würden, wäre ein direkter Kontakt mit bleibelasteter Erde ausgeschlossen.

Das wissen auch die Anwohner, die nun aber mit ansehen, wie Bagger bei den vorbereitenden Erdarbeiten durchaus tiefer im Untergrund buddeln. Schmitz: „Es wird gebuddelt und gebaggert, was das Zeug hält, der Dreck fliegt durch die Gegend, der Aushub lagert meterhoch ohne Abdeckung. Die Bauarbeiter tragen keine Staubmaske, nichts was vor dem Giftstaub schützt.“

Seine Folgerung aus diesen Beobachtungen: „Wer hat denn nun kein Ahnung? Damals die Gutachter, die sperren ließen, oder die von heute?“ 

Es habe alles seine Richtigkeit, erklärt dazu Stadtsprecherin Julia Trick auf Anfrage. An einigen Stellen werde tatsächlich etwas tiefer gegraben, um die notwendigen Versorgungsleitungen für den Containerbau verlegen zu können, ansonsten gehe es bei den vorbereitenden Erdarbeiten um eine gleichmäßige Anpassung des Geländeniveaus, damit die Container gerade aufgestellt werden können. „Das alles läuft unter gutachterlicher Aufsicht. Weder für die dort Arbeitenden noch für die Anwohner besteht eine Gefahr.“ Wo Erdaushub abgelagert sei, werde dieser feucht gehalten, damit es nicht zu einer Staubbildung komme.

Thomas Schmitz wundert sich nicht, dass bei Kontrollen der Baustelle keine Verschmutzungen im Umfeld festgestellt worden seien.

„Kunststück! Der städtische Reinigungswagen hat die Sauerei schon längst beseitigt   und mit seinem  rotierenden Besen das Zeug noch besser in die Umgegend verteilt.“  Er traut den städtischen Versicherungen, alles sei sicher, weiterhin nicht, und argwöhnt, dass nach fünf Jahren Standzeit der  Wohncontainers womöglich ein Bauinvestor das dann auf Landeskosten voll erschlossene Grundstück extrem günstig übernehmen wolle.

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