KulturMuseumsverein bietet Rettungseinsatz für Museum Morsbroich an

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Leverkusen – Können private Förderer das Museum Morsbroich auf Dauer retten? Der Museumsverein Morsbroich will das jedenfalls versuchen – wenn auch nicht ganz allein, und auch nur, wenn der Stadtrat ihn lässt. Der Verein hat, nach vorbereitenden Gesprächen mit dem Oberbürgermeister, ein entsprechendes Hilfsangebot an Uwe Richrath gerichtet, das dieser dem Rat empfiehlt anzunehmen.

Kernpunkt: Der Museumsverein will versuchen, auf eigene Kosten und gemeinsam mit externen Experten bis Ende 2017 dokumentierte und begründete Vorschläge zu erarbeiten mit dem Ziel, „die Aufrechterhaltung nicht nur des Museums Morsbroich, sondern auch der Liegenschaft Schloss Morsbroich nachhaltig zu sichern, andererseits aber auch die aktuelle wirtschaftliche Bedrängnis unserer Stadt zu reduzieren“.

Seit Februar geht das Gespenst einer Schließung des Museums um, seit das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG im Auftrag der Gemeindeprüfungsanstalt NRW den Leverkusener Haushalt auf Einsparpotenziale untersucht hatte und bei der Kultur fündig wurde. Unter den rein wirtschaftlichen Kriterien der Prüfer, wo der Aufwand gesenkt und Ertrag erhöht werden könnte, war das Museum der größte Kostenfaktor. Einsparungen bis hin zur Schließung schlugen die Prüfer vor. Dass eine „tabulose Diskussion“, wie Oberbürgermeister Richrath sie vorschlug, in diesem hoch emotionalen Bereich nicht möglich zu sein scheint, erlebte der Stadtchef unmittelbar danach.

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Viel Protest, wenig Ideen

An Protesten und Demonstrationen mangelte es nicht, an Gegenvorschlägen, wie die Kultur wirtschaftlicher betrieben werden könnte, schon. Weder eine Arbeitsgruppe aus den kultur- und den finanzpolitischen Sprechern der Ratsfraktionen, noch Bürgervorschläge, die auf der Internetseite der Stadt eingingen, brachten bisher den Durchbruch. Nun will jener Museumsverein die Lösung finden, der ebenfalls energisch gegen eine Schließung des Ausstellungsbetriebes gewettert und der in der Vergangenheit jährlich Fördersummen von um die 300 000 Euro für das Museum aufgebracht hat.

Der Vorschlag des Vereins, von dessen Vorsitzendem Gottfried Zaby schriftlich dargelegt, klingt für die Stadt verlockend. „Der Museumsverein zeigt mit diesem Vorschlag, sich mit persönlichem Einsatz seiner Mitglieder und deren Spendenbereitschaft einzubringen, bürgerschaftliches Engagement im besten Wortsinn“, heißt es lobend in der Verwaltungsvorlage für den Stadtrat, der am Montag den Weg freigeben und die bisher vorgelegten Kürzungsvorschläge vorübergehend auf Eis legen soll.

Der Museumsverein will bis Ende 2017 weitgehend freie Hand haben und dafür – für die Stadt kostenfrei – „ein perspektivisches Standort-Entwicklungsprojekt“ finanzieren. Darin soll es über den Museumsbetrieb hinaus um die ganze Immobilie Schloss Morsbroich gehen und auch alternative Nutzungen im Erdgeschoss des Schlosses, auf den Freiflächen und in den remisen erwogen werden. Ein Projektteam, in dem der Museumsverein, die Stadtverwaltung und externe Sachverständige vertreten sind, soll konkrete Ideen entwickeln und diese einem Ausschuss vorlegen. Dazu sollen die Mitarbeiter der Stadt auf Anforderung alle erforderlichen Informationen zur Verfügung stellen.

„Die Mitglieder des operativen Projektteams werden so ausgewählt, dass deren Verschwiegenheit durch ihre bewährte, absolute persönliche Integrität und Reputation für die Stadt Leverkusen unzweifelhaft ist“, versichert Vereinsvorsitzender Zaby dem Oberbürgermeister. In dem Ausschuss sind für den Verein dessen Vorsitzender Gottfried Zaby für das Thema Finanzen, Museumsdirektor Markus Heinzelmann (er ist auch Geschäftsführer des Vereins) für die Kultur, Immobilienentwickler Gernot Paeschke für bauliche Aspekte und Rechtsanwalt Manfred Hüttemann für juristische Fragen vertreten.

Die Interessen der Stadt Leverkusen soll an dieser Stelle der Geschäftsführer des Vereins Region Köln/Bonn, Reimar Molitor, wahrnehmen. Er hat bereits in mehreren Projekten in der Region Rheinland sein Talent dafür bewiesen, in geschickten Verhandlungen Kooperationen zu vereinbaren und Zuschüsse zu bekommen. Für ein Museum mit überörtlicher Bedeutung, wie Morsbroich es darstellt, eine interessante Option.

Arbeitskraft und Spenden

Ausschuss und Projektteam sollen vierteljährlich dem Oberbürgermeister Bericht erstatten, weil diese Angelegenheit, wie der Museumsverein unterstellt, schließlich „eine angeborene Chefsache“ sei. Für Anfang 2018 wird ein Konzept für Morsbroich versprochen, das umsetzbar ist. So lange wären der Stadt Leverkusen, per Selbstverpflichtung sich herauszuhalten, die Hände gebunden. Schließlich nimmt der Museumsverein, wie er selbst unterstreicht, „mit der Arbeitskraft seiner Mitglieder und deren Spendenbereitschaft ein erhebliches wirtschaftliches Projektvolumen zur Zukunftssicherung von Schloss Morsbroich in die Hand.“

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