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LeverkusenBürgerbusch-Besitzer gestorben – Waldgebiet soll in Familienbesitz bleiben

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Die Grabstätte der vormaligen Waldbesitzer von Diergardt ist Teil des Leverkusener Bürgerbuschs.

Die Grabstätte der vormaligen Waldbesitzer von Diergardt ist Teil des Leverkusener Bürgerbuschs.

Leverkusen – Der Besitzer des Leverkusener Bürgerbuschs, der Porzer Kaufmann, Sport- und Schachmäzen Wilfried Hilgert, ist gestorben.

Der Bürgerbusch ist Teil der nicht unerheblichen Erbmasse, die nun drei Kinder Hilgerts, zwei Brüder und eine Schwester, verwalten.

Einer der Erben ist Frank Diehl, er hat in der Gemeinschaft jetzt die Zuständigkeit über den Bürgerbusch erlangt: „Es wird nichts verkauft. Wir sind uns zu 99 Prozent darüber einig, dass der Wald in Familienbesitz bleiben soll.“

Dem Vater, der als Patriarch den Immobilien-Familienbetrieb bis zu seinem Tod im Alter von 83 Jahren geleitet hat, hat der Waldbesitz offenbar viel bedeutet. „Er hat sich bis zuletzt selbst um den Bürgerbusch gekümmert“, sagt Diehl. Das letzte Lebensjahr habe Wilfried Hilgert bei klarem Verstand im Bett liegen müssen und er wurde versorgt, aber er habe die Entscheidungen über die Firma und den Leverkusener Wald quasi liegend getroffen. Täglich seien massenhaft Faxe hin und her geschickt worden. Hilgert starb am 11. November.

Nach seinem Tod soll für die Leverkusener laut Frank Diehl nun alles weiterlaufen, wie gewohnt. Dafür gibt es gute Anzeichen: Innerhalb der Erbengemeinschaft herrsche Einigkeit, so Diehl. So bleibt den Leverkusenern wohl erspart, dass der Wald womöglich in den Besitz einer anonymen Gesellschaft übergeht. Es gibt zwar einen Verwalter für die 320 Hektar. Ansprechpartner für Dinge, die den Wald betreffen, bleibe aber in allen Fällen immer das Porzer Büro der „Wilfried Hilgert Immobilien“, sagte Diehl.

Im März 2011 hatte der Kaufmann nach einem längeren juristischen Handelsstreit den 320 Hektar großen Leverkusener Zentralwald in seinen Besitz übernommen. Seit Generationen war der Wald zuvor im Eigentum der Adelsfamilie von Diergardt. Hilgert hatte den Wald vom letzten adligen Besitzer gekauft. Géza von Diergardt lebte damals schon in Kanada in Toronto, wohin ein Teil der Familie ausgewandert ist.

Bei dem Handel mit Hilgert hatte Diergardt einen Abschlag hinnehmen müssen, „einen ganz ordentlichen Betrag“, wie der Porzer Kaufmann damals dem Leverkusener Anzeiger verriet. Hilgert hatte den Kaufpreis drücken können, unter anderem, weil er damals angab, über das Ausmaß der Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete im Wald getäuscht worden zu sein.

Zähe Verhandlungen

Letztlich soll er den Verkäufer durch eine Anzeige in Zugzwang gesetzt haben – der Verkäufer konnte nicht mehr nach Deutschland kommen, weil er bei der Einreise in arge Schwierigkeiten geraten wäre. Die ursprüngliche Kaufsumme von 2,2 Millionen Euro sei nach der juristischen Auseinandersetzung jedenfalls nicht geflossen.

Hilgert beteuerte stets, dass er einfach gerne Wald besitze. Beim Kauf habe er nichts von den Plänen von Straßen NRW gewusst, die damals an der Autobahn eine große Raststätte im Bürgerbusch bauen wollten, hat er dem „Leverkusener Anzeiger“ gesagt. Hätte Straßen NRW diesen Plan gegen starke Widerstände aus der Leverkusener Bevölkerung verwirklicht – der Kauf des Waldes hätte sich vielfach bezahlt gemacht. Aktuelle Pläne für einen Parkplatz gibt es, doch erscheint es nicht sehr wahrscheinlich, dass Leverkusen neben der konfliktreichen Autobahnplanung auch noch einen Rastplatz aufgedrückt bekommen soll.

Im Wald der Familie Hilgert liegt auch eine große Familiengrabstelle der Familie von Diergardt, die vormaligen Besitzer von Morsbroich. Die Gräber stehen unter Denkmalschutz und die verwunschen wirkende Stelle mit einem gusseisernen Zaun war schon mehrfach wegen drohender Verwahrlosung im Gespräch – und weil dort offenbar auch schon seltsame Feiern im Wald abgehalten wurden. Zur Zeit sind die Gräber in einem ganz guten Zustand.

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