Leverkusener FirmaTrimexa findet keine Flüchtlinge für Mitarbeit

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Sein Unternehmen sucht Mitarbeiter. Aber Flüchtlinge bekommt Kristian Söhl, hier  im Youtube-Raum von Trimexa, nicht.

Sein Unternehmen sucht Mitarbeiter. Aber Flüchtlinge bekommt Kristian Söhl, hier  im Youtube-Raum von Trimexa, nicht.

  • Die Leverkusener Internetfirma Trimexa betreibt mehrere Schnäppchen- und Reiseportale.
  • Das wachsende Unternehmen sucht auch gezielt nach Flüchtlingen als Mitarbeiter.
  • Laut Arbeitsagenturen seien aber keine Asylbewerber verfügbar.

Leverkusen – Wo sind sie nur? Diese Frage stellt sich Kristian Söhl täglich. Überall hört man von der riesigen Zahl an Flüchtlingen, die in den vergangenen Monaten nach Deutschland gekommen sind. Und davon, dass viele von Ihnen gut ausgebildet und arbeitswillig sind.

Söhl ist Chef  des Wiesdorfer Internetunternehmens Trimexa, das mehrere Schnäppchen- und Reiseportale betreibt. Das Geschäft läuft so gut, dass die Leverkusener ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind. „Ich verbringe täglich mehrere Stunden mit der Suche, aber der Markt ist einfach leer“, sagt Ute Moritz. „Der Fachkräftemangel im IT-Bereich ist wirklich massiv, die klassischen Beschaffungswege sind  ausgelutscht“, ergänzt Söhl.

Suche bislang ohne Erfolg

So kamen sie auf die Idee, gezielt nach Flüchtlingen zu suchen. Doch bislang ohne großen Erfolg. Die Wirtschaftsförderung Leverkusen konnte Ihnen zwar eine Irakerin vermitteln, die 2011 nach Deutschland eingewandert ist, mit Flüchtlingen können sie derzeit aber nicht dienen.

Und von einem Vermittler der Kölner Arbeitsagentur bekam Moritz die Antwort, die „guten Flüchtlinge“ seien schon vor einigen Jahren nach Deutschland gekommen und hätten alle Anstellungen. Jetzt habe er nur noch „Schafhüter ohne Deutschkenntnisse“. Moritz ärgert diese Antwort  – und sie glaubt es nicht. „Ich habe mich informiert: In Mossul im Irak beispielsweise gab es eine sehr spannende IT-Uni.“ Auch Regina Wallau, Pressesprecherin der für Leverkusen zuständigen Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach, glaubt, dass es durchaus Chancen gibt, einen passenden Bewerber zu finden. Relativ problemlos ginge das mit Menschen, deren Asylverfahren abgeschlossen sind, diese sind mit Fähigkeiten und Ausbildung im Jobcenter registriert.

Hier aber findet Trimexa niemanden. Asylbewerber mit laufendem Verfahren dürfen nach drei Monaten arbeiten, dafür müssen sie sich aber aktiv bei einem der neu eingerichteten „Integration Points“ melden und ihre Fähigkeiten registrieren lassen. Dann können sie an Firmen vermittelt werden, die bei der Arbeitsagentur gezielt solche anfragen.

Verpflichtet sind Flüchtlinge dazu im laufenden Verfahren allerdings nicht. „Und viele haben derzeit einfach andere Probleme, als sich um ihre berufliche Zukunft zu kümmern“, sagt Wallau. Dazu kommt, dass aufgrund der großen Zahl viele noch nicht einmal registriert sind.

Auch die Residenzpflicht ist ein Problem – schon Flüchtlinge, die in einer Kölner Einrichtung untergebracht sind, dürften nicht einfach zum Arbeiten nach Leverkusen pendeln. Agentur für Arbeit und Jobcenter weiten derzeit ihre Zusammenarbeit in der Kommune aus, um speziell Flüchtlinge zu vermitteln, doch alles befindet sich noch im Aufbau. Meistens seien Sprachkenntnisse das größte Problem bei der Vermittlung, sagt Wallau.

Für die Verantwortlichen bei Trimexa ist das nicht so wichtig.  „Klar muss man sich irgendwie ein bisschen verständigen können, aber Programmieren ist ja auch eine eigene Sprache, und die sprechen wir alle“, sagt Söhl. Außerdem ist das kleine Unternehmen ohnehin sehr international aufgestellt, in seinem Domizil am Friedrich-Ebert-Platz  werden zehn verschiedene Sprachen gesprochen. Spätestens beim Kicker-Turnier auf der Dachterrasse kommen alle zusammen, und dann verstehe man sich auch irgendwie.

 „Wir haben festgestellt, dass gerade Eingewanderte sehr engagierte und loyale Mitarbeiter sind, wenn man Ihnen eine Chance gibt. Sie wollen sich wirklich beweisen.“ So etwa ein junger Mann aus der Ukraine, der seinen Wissensrückstand gegenüber den Kollegen schnell aufgeholt hat und nun zu den Stützen der kleinen Firma zählt.  

Trimexa will Flüchtlinge aus- und fortbilden

Gerne würde Trimexa in mehrere solcher Leute investieren, sie aus- oder fortbilden und bei der Wohnungssuche unterstützen. Doch dann ist da wieder diese  Frage. Wo sind sie? Wie kommen wir an sie ran? Die Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach freut das Engagement und verspricht, dran zu bleiben. Trimexa könnte sich sogar vorstellen, auch über die pure Arbeitskraft hinaus von Flüchtlingen zu profitieren – und umgekehrt.

„Unsere Portale bieten Schnäppchen an, zum Beispiel auch im Bereich Handyverträge“, sagt Söhl, das sei vielleicht gerade für Zugewanderte interessant. Mit dem entsprechenden Personal könnte er sich vorstellen, solche Seiten auch in anderen Sprachen anzubieten. „Natürliche Flüchtlingshilfe“, nennt Moritz das. Ein Gewinn für beide Seiten. Wenn man denn nur zusammenfinden könnte.

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