NellyAls ein rauchender Elefant in Bürrig wohnte – Geschichte des Circus Holzmüller

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Josef Holzmüller mit Nelly, dem rauchenden Elefanten.

Josef Holzmüller mit Nelly, dem rauchenden Elefanten.

Leverkusen – Einst gab es Löwen und Elefanten in Bürrig. Zumindest im Winter. Josef Holzmüller, Zirkusbesitzer – so ist ein Grundstück an der Stephanusstraße in einem Gemarkungsplan von 1930 benannt. „Das ist der Beweis, nach dem ich gesucht habe“, sagt Peter Odenthal.

Der 2. Vorsitzende der Stadtgeschichtlichen Vereinigung hatte von einem Zirkus gehört, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Leverkusen sein Winterquartier gehabt haben soll.

Furchtbarer Gestank

„Mein Cousin weiß noch, dass es da immer furchtbar gestunken hat“, berichtet Odenthal. Und seine Mutter erzählte, dass früher kleine Elefanten in der Fronleichnamsprozession mit durch Bürrig gelaufen seien.

Aber er konnte einfach keine Beweise für den Aufenthalt des Zirkus Holzmüller in Leverkusen finden. „Und das ist erstaunlich, denn er gehörte damals zu den ganz großen europäischen Zirkussen.“

Den Gemarkungsplan hat er schließlich in der früheren Nachbarschaft des Zirkusbesitzers gefunden, bei Familie Lützenkirchen, die den Auszug irgendwann einmal angefordert hatten, um den Grundbesitz zu dokumentieren.

„Köln, Küppersteg“

Später fand Odenthal noch einen Briefkopf: Der „Welt-Circus Joseph Holzmüller, gegründet 1824“ wird hier unter der Adresse „Köln, Küppersteg“ geführt, vermutlich der Ort der nächsten Poststelle. Das ist das einzige bislang aufgefundene Dokument in dem Joseph mit ph geschrieben wird, in den anderen Unterlagen der Familie steht der Zirkusvater immer als Josef.

Etwa von 1900 bis 1940, vermutet Odenthal, war der Zirkus Holzmüller in Bürrig ansässig. Was Josef Holzmüller, dessen Familie aus Baden stammt, nach Leverkusen verschlagen hat, weiß er nicht. Durch eine Zeitungsannonce, in der eine Zirkusvereinigung zur Hochzeit gratulierte, machte er Monika de Pessemiere ausfindig, geborene Holzmüller, Josefs Tochter.

Überraschte Tochter

Sie war überrascht von dem Anruf aus Leverkusen. 1942 in Hamburg geboren, hatte Monika nie davon gehört, dass ihr Vater einst mit Elefanten, Löwen und Pferden im Rheinland ansässig war. Dem Zirkus allerdings ist auch sie lange treugeblieben, gemeinsam mit ihrem Ehemann Robert de Pessemiere, der ebenfalls aus einer traditionsreichen Zirkusfamilie stammt, führte sie bis 2008 den „Circus Monelly“.

„Der Name Monelly ist abgeleitet von den beiden Elefanten Moni und Nelly“, berichtet Odenthal. Moni und Nelly gehörten zu den Hauptattraktionen von Josef Holzmüller, möglicherweise auch schon zur Bürriger Zeit. Beworben wurden Sie als sprechende und rauchende Elefanten.

Zigarette im Rüssel

„Sie konnte angeblich zählen und rechnen und haben das Ergebnis dann mit den Füßen gestampft“, erzählt Odenthal. Von Nelly gibt es ein Foto mit einer riesigen, qualmenden Zigarette im Rüssel – ein aus heutiger Sicht sehr fragwürdiges Talent.

Überhaupt klingen die bis zu 100 Jahre alten Zirkusprogramme, die Odenthal gesammelt hat, äußerst befremdlich, auch die Ausstellung „exotischer Menschen“ oder eines „Kamerun-Neger“ wird in den Programmheften angekündigt.

Vieles weiß Odenthal nun über den Zirkusfamilie Holzmüller, in der auch die Brüder Carl und Willi Holzmüller als Zirkusdirektoren um die Welt zogen. Doch was Joseph Holzmüller nach Leverkusen verschlagen hat, wie sein Leben – und das der Zirkustiere – hier ausgesehen hat, darüber möchte Odenthal gerne mehr erfahren und alles in einem Buch zusammenfassen.

War er nur im Winter hier stationiert, oder gab es auch Zirkusvorstellungen in Leverkusen? Ein Antrag auf den Bau eines Vier-Mast-Zeltes, der 1922 bei der Gemeinde Wiesdorf/Bürrig eingegangen ist, deutet jedenfalls darauf hin, dass auch hier Elefanten vor Publikum Zigaretten geraucht haben.

Hinweise, Dokumente und persönliche Erinnerungen aus der Zeit des Circus Holzmüller in Leverkusen nimmt Peter Odenthal gerne entgegen unter ☎ 0214 / 63894 oder per E-Mail.

evan1@t-online.de

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