ProjektVerein möchte Lehrpfad der Apothekerbäume an der Balkantrasse anlegen

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Leverkusen – Kirschen zum Naschen im Sommer, Weidenruten zum Korbflechten oder Kastanien aus dem Backofen im Herbst – dass Bäume nicht nur Schatten spenden, sondern auch Leckeres und Nützliches produzieren, ist nun wirklich keine Neuigkeit und allgemein bekannt.

Dass Bäume jedoch auch Heilwirkung haben, ist zwar ebenfalls keine Neuigkeit, dennoch vielen Menschen mittlerweile unbekannt. Dieses alte Wissen möchte nun der Verein der Freunde und Förderer der Balkantrasse vermitteln.

„Das Projekt soll den Menschen einen anderen Zugang zu den großen Lebewesen geben“, sagt Manfred Urbschat, der einen Lehrpfad der Apothekerbäume entlang der Balkantrasse anlegen will. Und dabei geht es nicht um das Umarmen von Bäumen, sondern um ihre Blätter, Rinden und Äste.

Nach seinen Plänen sollen Zeichen in verschiedenen Farben und Nummern auf den Bäumen auf die medizinischen Möglichkeiten hindeuten. Gelb soll für das Nervensystem, Lindgrün für die Verdauung und Rosa für die Haut stehen. Weitere Erläuterungen sollen dann auf der Rückseite der Informationstafeln stehen, die bereits entlang der Balkantrasse zu finden sind.

Esche, Ahorn und Eiche

Zwölf für Spaziergänger zugängliche Baumarten wachsen an der ehemaligen Bahnlinie. Das ist viel, besteht doch 95 Prozent des deutschen Waldes aus Fichte, Buche, Kiefer und Eiche. „Wenn der Mensch nicht eingreifen würde, hätten wir flächendeckend Buchen- und nicht Eichenwälder, wie viele glauben,“ sagt Gerald Völker, der ebenfalls zum Verein der Balkantrassen-Freunde gehört.

„Die Buche ist viel konkurrenzfähiger als viele andere Baumarten Sie kann auch im Schatten wachsen“, erläutert der Baumexperte. An der Balkantrasse finden sich am häufigsten Esche, Ahorn und Eiche. An machen Stellen auch Robinien und Birken. Fichten sind eher selten.

„Wir haben sogar noch ein stattliches Exemplar einer Ulme. Diese Baumart ist zurzeit sehr von einem Käfer bedroht“, so Völker. Dieser Artenreichtum an der Trasse lässt sich nutzen, „Die Eiche ist besonders wertvoll“ schwärmt Urbschat.

Die Rinde wird wegen ihrer vielen Gerbstoffe seit je her gegen entzündliche Prozesse der Haut und gegen Durchfall eingesetzt.

Fichtnadeln, Wildkirsche, Weiden, Eibe - Was ist zu beachten?

Fichtennadeln helfen unter anderem gegen Erkältungen. Die Wildkirsche ist entwässernd und regt die Verdauung an. Weiden liefern nicht nur Rohstoffe für Flechtkörbe, sondern einst auch die Salicylsäure, die Schmerzen lindert. Bayer hat mit einem Derivat dieses Wirkstoffs bereits viel Geld verdient, macht der Pharmakonzern doch Aspirin daraus.

Von der Eibe sollte man jedoch die Finger lassen, da sie giftig ist. „Doch auch hier zeigt sich wieder, dass die Dosis das Gift macht. Zurzeit gibt es Experimente, um sie als Anti-Krebsmittel einzusetzen. Aber das ist nun wirklich nichts für Laien“, so Urbschat.

Aber auch bei anderen Heilmitteln braucht es Erfahrung. Sicherlich sei ein Insektenstich leicht mit Ahornblättern zu lindern, oft braucht es jedoch vertieftes Wissen, um einen Effekt zu erzielen. „Viele Substanzen sind in der richtigen Konzentration nur zu bestimmten Jahreszeiten zu bekommen“, so Urbschat. Der Lehrpfad der Apothekerbäume könne daher nur eine erste Anregung geben, um sich mit dem Thema näher zu beschäftigen. „Viele Präparate mit Inhaltsstoffen von Bäumen kann man auch in der Apotheke kaufen“, so der Leverkusener.

Wann es genau losgeht, kann der ehemalige Biologielehrer noch nicht sagen. „Wir möchten gern mit Schülern zusammenarbeiten, um die Informationstafeln zu machen“, sagt Urbschat. Deswegen ist er zurzeit auf der Suche nach kunstorientierten Lehrern und Schülern, die Lust hätten, an dem Projekt mitzuwirken. Kontakt bitte per E-Mail.

maurbschat@aol.com

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