Schule in OpladenHarry aus China lernt Deutsch im Internat in der Neuen Bahnstadt

Lesezeit 3 Minuten
  • Im November ist Harry aus Peking nach Leverkusen gekommen, um in einem Internat in der Neuen Bahnstadt Deutsch zu lernen.
  • Ziel ist es, später das Abitur zu machen und studieren zu können.
  • Das Essen wird von einem chinesischen Restaurant gebracht. Zusätzlich soll ein deutscher Caterer engagiert werden.

Leverkusen – Harry heißt nicht Harry, dennoch nennt er sich so. Der Name Liang Yuan Hao ist einfach zu lang und für deutsche Zungen schwer auszusprechen. Und um es noch schwieriger zu machen. Er wird auch nicht Liang gerufen. Denn das ist sein Nachname, obwohl er vorne steht. „Wir in China machen das andersrum“, sagt der 17-Jährige und gibt als Harry die Hand zur Begrüßung. Aber auch das nur sehr zögerlich. Am liebsten würde der Chinese nämlich in seinem Klassenzimmer sitzen bleiben und Deutsch büffeln. „Ich muss schnell zurück in den Unterricht. Ich bin der Gruppenleiter“, macht der Schüler schnell klar.

Im November ist Harry aus Peking nach Leverkusen gekommen, um in einem Internat in der Neuen Bahnstadt Deutsch zu lernen. Damit ist er nicht alleine. 24 Chinesen im Alter von 15 bis 18 Jahren pauken deutsche Vokabeln, schlagen sich mit Der, Die und Das rum oder versenken sich in Literatur aus dem Land der Dichter und Denker. Damit ist das Internat für chinesische Schüler, die aus allen Teilen des Landes kommen, voll belegt. Ziel ist es, später das Abitur zu machen und studieren zu können.

Vater zunächst nicht begeistert

Das will auch Harry. Sein Vater sei zunächst nicht begeistert von der Idee gewesen, dass er nach Deutschland geht. „Ich bin das einzige Kind.“ Aber die deutsche Kultur habe ihn fasziniert, sagt Harry, der bereits 20 Tage nach seiner Ankunft in einem Orchester in Köln eine musikalische Heimat gefunden hat. „Ich spiele die Pauke“, freut er sich. Am liebsten würde er nach seinem Abitur Kulturwissenschaften studieren und mal selbst ein eigenes Orchester leiten.

Vor einem Jahr hat Harry die ersten deutschen Worte in seinen Mund genommen. Mittlerweile kann es sich schon unterhalten. „Am schwierigsten ist es, die Unterschiede zwischen den einzelnen Worten zu verstehen, etwa ob ich mich zu einem Termin verabrede oder ob ich ihn bespreche.“

Zunächst gilt es, Vokabeln zu büffeln, um nach den Sommerferien aufs Gymnasiums zu gehen – wieder in einem Internat. Diesmal aber nicht in Leverkusen. Überhaupt hat er noch nicht viel von der Stadt gesehen. „Ich war in Schlebusch im Industriemuseum und viermal in der Rathausgalerien.“ Dort hat er etwas machen müssen, was er nicht so an Deutschland mag: „Hier muss man immer so viele Formulare ausfüllen.“

Essen vom China-Restaurant

Kulinarisch musste er sich nicht groß umstellen. „Das Essen ist besser als zu Hause. Es wird von einem chinesischen Restaurant gebracht“, sagt Harry. „Wir in China essen immer warm.“ Schon morgens gibt es in seiner Heimat Nudeln oder Suppe. Demnächst soll es aber mehr Abwechslung geben und das Internat hat zusätzlich einen deutschen Caterer engagiert. Ansonsten ist die Sehnsucht nach Peking groß. „Ich vermisse alles“, sagt der 17-Jährige. Doch das Vertraute ist viele kilometerweit weg. Zurückgeblieben in der Heimat sind seine Pauke, sein Bogenschießen, seine Freunde und sein Dirigent.

Viel mehr möchte Harry aber nicht erzählen. Er rutscht die ganze Zeit unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Der Unterricht wartet doch auf ihn. Kaum hat er er sich verabschiedet, ist es schon durch die Tür. Es gibt so viel zu lernen.

KStA abonnieren