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Strafverfolgung drohtLastwagen durchbrechen Schranken an Lkw-Sperren

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Endstation Industriestraße: Die Auffahrt zur A 1 ist zu.

Endstation Industriestraße: Die Auffahrt zur A 1 ist zu.

Leverkusen/Köln – Die Akzeptanz für die Lkw-Sperren ist nicht besonders hoch in der Bevölkerung. Immer wieder kocht die Stimmung gegen die Notmaßnahme zum Schutz der maroden Leverkusener Rheinbrücke hoch, nicht zuletzt in den sozialen Netzwerken. Gleich mehrere Zwischenfälle in den vergangenen Wochen zeugen allerdings von einer ungewöhnlichen und überraschenden Aggressivität manches Verkehrsteilnehmers.

Demnach haben Lkw-Fahrer offenbar aufs Gaspedal getreten anstatt sich registrieren zu lassen, nachdem sie in einer Lkw-Sperre gestrandet waren. So sind Straßen NRW zwei Fälle bekannt, in denen Brummi-Fahrer die Schranke am Ende der Anlage einfach mit ihrem Lastwagen durchbrochen haben. Der erste Fall ereignete sich an der Lkw-Sperre in Köln-Niehl an der Industriestraße und geht auf den 10. Oktober zurück. Doch der Zwischenfall wiederholte sich in den vergangenen Tagen, diesmal wurde eine Schranke an der Anlage auf der A1 in Richtung Dortmund durchbrochen.

Ganz klarer Vorsatz

An Versehen glaubt Straßen NRW nicht. Bereits mehrere Kilometer vorher wird auf das Fahrverbot für den Schwerlastverkehr hingewiesen, auch die Fahrspurverengungen beginnen Hunderte Meter vor den eigentlichen Schranken. Zudem schaltet eine Ampelanlage auf Rot. „Zeichen, die eigentlich nicht übersehen werden können“, so Timo Stoppacher, Pressesprecher von Straßen NRW.

Nachvollziehbar ist die Aktion der Fahrer nicht. Auch wenn derzeit noch keine Blitzeranlagen an den Lkw-Sperren scharf gestellt sind: In dem Fall, in dem ein Lkw die Schranke auslöst, wird er auch mit Kennzeichen und Foto für das Verkehrsvergehen registriert. Derzeit geschieht dies noch per Hand von einem Verwaltungsangestellten.

„Den Fahrern droht zudem ein Verfahren wegen Verkehrsunfallflucht, also eine Strafanzeige, über die ein Richter entscheidet“, ergänzt eine Pressesprecherin der Polizei Köln.

Ersatzteillager angelegt

Ganz überraschend sind solche Vorfälle für den Landesbetrieb Straßen hingegen nicht, gibt Stoppacher zu. Auch an der Schiersteiner Brücke, wo bereits seit längerer Zeit ähnliche Lkw-Sperren eingesetzt werden, wurden Schranken von Lastwagen durchbrochen. „Wir haben deshalb bereits im Vorfeld ein kleines Ersatzteillager angelegt, auf das im Ernstfall zeitnah zurückgegriffen werden kann“, so Stoppacher.

Freilich macht die leichte Ersetzbarkeit der Schranken die mutwillige Zerstörung nicht vergessen. Es handelt sich schließlich um öffentliches Eigentum. Straßen NRW hält sich in solchen Fällen eine Schadensersatzklage gegen den Spediteur offen, zusätzlich zu dem ohnehin schon fälligen Bußgeld und der Strafanzeige aufgrund der Verkehrswidrigkeit.

Absperrwände einfach weggeräumt

Doch das Durchbrechen der Schranken ist nicht das einzige Vergehen, mit denen Polizei und Straßen NRW im Zusammenhang mit den Sperranlagen zu kämpfen haben. In weitaus mehr Fällen werden Absperrbaken offenbar einfach abgebaut. Schwerpunktmäßig komme das an der Industriestraße in Niehl vor. Lkw-Fahrer halten demnach ihr Fahrzeug mitten im laufenden Verkehr an, steigen aus, räumen die Absperrwände eigenmächtig zur Seite und gelangen so verbotswidrig auf die Leverkusener Rheinbrücke.

Ähnlich der Fall, als ein Schwerlasttransporter der US-Army in der Lkw-Sperre gestrandet war. Auch hier machte sich die Besatzung eigenmächtig den Weg frei, ohne jedoch über die Brücke zu fahren. Zudem wurden die Balken anschließend wieder zurückgebaut. In den anderen Fällen werden die Trennwände einfach achtlos liegen gelassen.

Straßen NRW rüstet nach

Die Verfolgung gestaltet sich unterdessen schwierig. Bislang waren die Fahrer bereits über alle Berge, als die Polizei vor Ort eintraf. Um ähnliches Verhalten in Zukunft zu unterbinden, hat sich Straßen NRW nun dazu entschlossen, an den entsprechenden Stellen Stahlschutzwände zu errichten. Diese können dann nicht mehr einfach weggeräumt werden.

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