UmkleideSchneider soll Kundin in Schlebusch zum Sex genötigt haben

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Eine Taube sitzt auf einer Justitia (Symbolbild)

Eine Taube sitzt auf einer Justitia (Symbolbild)

Leverkusen – Auch wenn er die Katze vorerst noch nicht aus dem Sack lässt, zeichnet sich schon nach dem ersten Verhandlungstag ab, welche Strategie der Verteidiger von Selim M. (Name geändert) verfolgt.

Keine Vergewaltigung, sondern einvernehmlicher Sex – darauf wird es im Plädoyer wohl hinauslaufen. Sein Mandant werde sich zunächst nicht zur Sache äußern, erklärte der Anwalt gleich nach Verlesen der Anklageschrift und kündigte im selben Atemzug an, dass er im weiteren Verlauf des Verfahrens noch mehrere Beweisanträge stellen werde.

Dem 43-jährigen Angeklagten, verheiratet und Vater von drei Kindern, wird vorgeworfen, eine Kundin am 3. Juni vergangenen Jahres in einer Umkleidekabine seiner Änderungsschneiderei in Schlebusch vergewaltigt zu haben. Die junge Frau, die an dem Prozess auch als Nebenklägerin beteiligt ist, wurde am Freitag vor dem Schöffengericht als erste Zeugin stundenlang befragt, wobei der Verteidiger kaum etwas unversucht ließ, sie in Widersprüche zu verwickeln.

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Kaffee und Schwätzchen

Sie kenne Selim M. schon seit etwa drei Jahren, berichtete die 23-Jährige, weil ihre Großmutter ihm regelmäßig Kleidungsstücke zum Ändern oder Flicken gegeben habe. Im Lauf der Zeit sei sogar fast so etwas wie Freundschaft entstanden. Des öfteren habe man auch zu dritt in seinem Laden gesessen, Kaffee getrunken und ein Schwätzchen gehalten, ohne dass es um Arbeitsaufträge gegangen sei, erklärte die Zeugin.

Einmal habe der Angeklagte sie sogar in ihrer Wohnung besucht. Seinen für sie überraschenden Versuch, sie zu küssen, habe sie aber abgewehrt und ihn danach hinauskomplimentiert. Danach sei das Verhältnis etwas abgekühlt und sie sei deshalb nicht mehr so häufig bei ihm gewesen. Dennoch gehörten zur Begrüßung bis zum Schluss Umarmungen und Küsschen auf beide Wangen. Ohnehin sei ja meist auch die Oma dabei gewesen, so dass sie sich weiter keine Gedanken gemacht habe. Auf Nachfrage des Verteidigers räumte die 23-Jährige auch ein, dass ihre Großmutter gelegentlich Bemerkungen über das gute Aussehen von Selim M. und seiner Töchter gemacht und scherzhaft gefragt habe, ob sie nicht auch Kinder von ihm wolle.

Ladentür verriegelt

Am Tattag sei sie um die Mittagszeit allerdings alleine in der Schneiderei gewesen. Nachdem der Angeklagte ein Kleid, das sie ändern lassen wollte, abgesteckt hatte, sei sie zum Umziehen in die Kabine gegangen, berichtete die Zeugin. Als sie gerade nur noch in Unterwäsche war, habe der 43-Jährige plötzlich vor ihr gestanden und sich völlig unvermittelt an ihr zu schaffen gemacht. Zunächst sei es ihr gelungen, ihn von sich wegzudrücken, woraufhin er die Umkleidekabine verlassen und die Ladentür abgeschlossen habe.

Diese Zeit habe sie nutzen wollen, um sich anzuziehen, was aber an ihrer auf links gedrehten Jeans gescheitert sei. Sie habe die Hose kaum bis über die Knie bekommen, als der Angeklagte sie erneut attackiert und diesmal vergewaltigt habe. Ihre Gegenwehr und Proteste habe Selim M. mit einem mehrmals wiederholten „Nur kurz, nur kurz“ abgetan.

Nachdem er von ihr abgelassen habe, sei sie zu ihrer in der Nähe wohnenden Oma gegangen und habe bruchstückhaft erzählt, was ihr widerfahren war. Anzeige habe sie allerdings erst auf Betreiben ihrer Schwester erstattet, sagte die junge Frau, die im Zeugenstand immer wieder mit den Tränen kämpfen musste. Der Prozess wird am 10. Februar fortgesetzt.

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