VerwaltungLeverkusen verliert beliebte Trödelmärkte durch neue Auflagen

Lesezeit 4 Minuten
Nach der Änderung werden kaum noch Trödelmärkte in Leverkusen veranstaltet.

Nach der Änderung werden kaum noch Trödelmärkte in Leverkusen veranstaltet.

Leverkusen – Wenn die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und die Händler ihre Stände aufbauen, dann wird es Sonntags wuselig auf einigen großen Parkplätzen in Leverkusen. So war es in den vergangenen Jahren immer: Mal vor Obi, mal vor Edeka oder Sponti fanden kommerzielle Trödelmärkte statt und die meisten Menschen, die dahin kamen, gingen mit gut gefüllten Tüten nach Hause. Trotz steigender Temperaturen hat im Jahr 2016 noch keiner dieser Trödel stattgefunden. Die Ratsfraktion von Opladen Plus bedauert das. „Die Trödelmärkte waren in der Regel gut besucht und neben den angebotenen Waren wurde eine Zusammenkunft von Bürgerinnen und Bürgern gefördert“, heißt es in einer Anfrage an den Rat zum Fortgang der Leverkusener Trödelmärkte.

Auch Mevludin Halilbasic, Inhaber der Geide-Märkte, die früher den Trödelmarkt auf dem Obi-Parkplatz in Manfort veranstalteten, hat sich aus Leverkusen zurückgezogen. Schon 2015 seien die Sicherheitsauflagen erhöht worden. „Da war die Feuerwehr sehr nett und hat uns ein Brandschutzkonzept erstellt mit einer Skizze für Rettungswege“, sagt Halilbasic. Damit habe es keine Probleme gegeben.

Baunutzungsänderung

Für 2016 allerdings forderte die Stadt ein Baunutzungsänderung. „Wir haben im Jahr 2015 Begehungen bei verschiedenen Trödelmärkten gemacht und haben festgestellt, dass bestimmte Sicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten wurden, etwa Fluchtwege und Brandschutz“, erklärt Alfred Görlich, Leiter der Bauaufsicht. Deswegen seien im November vergangenen Jahres alle Veranstalter informiert worden, dass ab 2016 für solche Veranstaltungen ein Bauantrag zu stellen sei. Ein Parkplatz sei eben zum Parken da und wenn dieser für einen Trödelmarkt verwendet wird, müsse die Nutzung temporär geändert werden. „Wir haben hierfür auch unsere Beratung angeboten, das wurde aber nur einmal in Anspruch genommen – eben für den Obi-Markt“, sagt Görlich. Weitere Anträge wurden danach aber nicht gestellt. „Deswegen muss davon ausgegangen werden, dass die Örtlichkeiten nicht lukrativ genug sind“, schreibt die Stadt in ihrer Antwort auf die Anfrage von Opladen Plus.

Um die Genehmigung zu bekommen, müssten entweder der Veranstalter oder der Eigentümer – in diesem Fall also Obi – ein Bauantragsvordruck ausgefüllt, von Seiten der Stadt würden dafür etwa 250 Euro anfallen, erklärt Görlich. Dazu muss ein abgespecktes Brandschutzkonzept vorgelegt werden. Die Genehmigung gelte dann aber mehrere Jahre lang für alle Trödel auf diesem Platz.

Veranstalter Halilbasic findet, dass dieser Prozess viel zu aufwendig und kompliziert sei für eine kleine Veranstaltung.

Viele kommerzielle Anbieter

Zumal es keine Garantie gebe, dass die Erlaubnis dann auch erteilt werde. So hat er sich aus Leverkusen zurückgezogen, obwohl es ihm leidtut. „Das war ein sehr schöner Flohmarkt und auch eine ziemlich familiäre Veranstaltung. Wir hatten etwa 70 bis 80 Prozent Privatverkäufer“, sagt der Veranstalter. Vor allem die Kinder, die eine Verkaufsfläche von einem Meter auf einer Decke kostenlos nutzen durften, hätten sich immer sehr gefreut. Auch kommerzielle Aussteller würden Leverkusener Märkte immer wieder anfragen.

Georg Ott vom Veranstaltungsservice Ott, der den Schlebuscher Martins- und Adventsmarkt mit integriertem Trödel veranstaltet, sieht das anders: „Bei den Parkplatztrödeln haben die Kommerziellen Anbieter überhandgenommen. Die Leute haben die Nase voll von diesen Billiggeschichten.“ Wer einen Trödelmarkt besuche, wolle auch echten Trödel – sei das nicht der Fall, blieben über kurz oder lang die Leute weg. Erfolgsversprechender seien Trödelmärkte mit privaten Anbietern, am besten in Anbindung an ein Fest.

Steigende Besucherzahlen

Der Veranstalter des Obi-Trödels verteidigt die Anwesenheit von gewerblichen Anbietern mit Neuware. „Wir müssen diese Aussteller haben, weil sie für uns eine verlässliche Einnahmequelle sind. Die sind auch bei schlechtem Wetter da, wenn Privatverkäufer wegbleiben.“ Einen Rückgang der Nachfrage sieht er nicht. Weil einige Internetseiten immer noch Termine verbreiten, zu denen angeblich ein Trödelmarkt auf dem Obi-Parkplatz stattfindet, bekomme er regelmäßig Anfragen.

„Die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen“, sagt auch Alfred Görlich von der Bauaufsicht. Gerade deswegen müsse die Stadt auf ein geregeltes Sicherheitskonzept bestehen. „Man stelle sich nur mal vor, im Obimarkt bricht ein Feuer aus oder jemand bekommt in der Menge einen Herzinfarkt und die Rettungskräfte kommen nicht durch.“ Eine politische Motivation hinter der Maßnahme verneint die Stadt, es gehe lediglich um die Sicherheit.

KStA abonnieren