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10 Jahre Villa AdebarHebammen in Engelskirchen sorgen sich um ihre berufliche Zukunft

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Anton (M.) fühlt sich wohl in der Villa Adebar: Betreut wurde die Familie von Indra Tissier (l.) und Michaela Styrnal (r.).

Anton (M.) fühlt sich wohl in der Villa Adebar: Betreut wurde die Familie von Indra Tissier (l.) und Michaela Styrnal (r.).

RÜNDEROTH – „Es ist der schönste Beruf der Welt. Wir würden nichts anderes machen wollen.“ Michaela Styrnal und Indra Tissier sind Hebammen und sich ganz einig, dass sie – trotz aller Schwierigkeiten – den richtigen Beruf gewählt haben. Seit zehn Jahren gibt es in Engelskirchen-Ründeroth die Villa Adebar, in der die beiden mit Hebamme Ronny Beckhausen werdende Eltern beraten, eine Vielfalt an Kursen anbieten und die Familien und ihre Kinder auch nach der Geburt betreuen.

Zehn Jahre – ein solcher Geburtstag ist an sich ein Anlass zu feiern. Doch das Team in der Villa sieht trotz vieler schöner Momente mit den Familien auch einige Probleme. Michael Styrnal beklagt: „Es gibt nur noch ganz wenige Versicherungen, die Hebammen überhaupt aufnehmen. Die Berufshaftpflichtprämien sind unwahrscheinlich hoch.“ Sie liegen für freiberufliche Hebammen laut dem Deutschen Hebammenverband bei etwa 7000 Euro im Jahr.

Kurse und Hausbesuche statt Geburtshilfe

Indra Tissier ergänzt: „Es gibt schicksalhafte Zwischenfälle, für die die Hebamme nichts kann, die aber mitversichert werden. Das treibt die Versicherungskosten untragbar hoch.“ Irgendwann werde es daher keine Hebammen zur Begleitung der Geburt mehr geben, vermuten die beiden.

Ihnen fehlt schon seit einigen Jahren eine weitere Mitarbeiterin, inzwischen haben sie die Suche aufgegeben. „Manches können wir daher einfach nicht mehr leisten. Es gibt zu wenig Hebammen.“ Im Oberbergischen Kreis sind laut Auskunft des Gesundheitsamtes rund 80 Hebammen gelistet. Viel zu wenige, wie das Team der Villa Adebar meint. In der Villa Adebar ist Ronny Beckhausen die einzige, die zurzeit noch in der Geburtshilfe arbeitet. Und auch dort werde das Arbeiten nicht leichter. Immer mehr Entbindungsstationen werden geschlossen, die Plätze in den Kreißsälen sind mittlerweile begehrt.

Gebärende wurden schon abgewiesen

„Wir haben es schon erlebt, dass Gebärende abgewiesen wurden und zu einer anderen Klinik mit Entbindungsstation fahren mussten, die aber ja mittlerweile auch sehr weit auseinander liegen.“ Das sei doch kein Zustand, finden die Hebammen.

Michaela Styrnal und Indra Tissier haben sich unter anderem wegen dieser Rahmenbedingungen aus der eigentlichen Geburtshilfe zurückgezogen. Indra Tissier: „Das fehlt mir natürlich manchmal. Aber wir müssen auch realistisch sein. Die Villa Adebar als Standort unserer Angebote trägt sich ja nicht allein. Wir müssen eben auch, wie jeder Andere, Geld verdienen.“

Indra Tissier und Michaela Styrnal bieten Beratungen, Kurse, Hausbesuche und Hilfe bei Beschwerden innerhalb der Schwangerschaft an. Sie helfen den Müttern in der Regel mit Rat und Tat bis zum Ende der Stillzeit. Styrnal lacht: „Manche der Kinder sehen wir auch danach noch wieder, wenn sie mit den Eltern zu unseren Basaren kommen.“

Mariette und Stefan Küster aus Lindlar wurden von Beginn der Schwangerschaft an von den Fachfrauen begleitet und kommen mittlerweile mit Söhnchen Anton (elf Monate), der in der Villa Adebar unter anderem die Babymassage genoss. Seine Mutter ist begeistert. „Ich konnte alle Fragen loswerden. Alles wurde ganz ausführlich erklärt. Das hat uns viel Sicherheit gegeben.“ Für sie sei immer klar gewesen, dass sie sich während und nach der Schwangerschaft von einer Hebamme begleiten lassen möchte.

www.villa-adebar.de

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