Ausstellung in Waldbröl zum Luther-JahrBiblische Geschichte in allen Facetten

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Waldbröl – Ihr Vater nannte sie die „Mutter aller Bibelausstellungen“, doch tatsächlich ist François Traudisch der Vater dieser Ausstellung, wie Iris Traudisch schmunzelnd verrät. Denn ihr Vater, mittlerweile 85 Jahre alt, hat seit 1969 die von ihrem Umfang her wohl einmalige Dokumentation mit faksimilierten Handschriften, Informationstafeln, Modellen, Kunstwerken und archäologischen Fundstücken zusammengetragen.

Mit dieser Ausstellung, 2003 zuletzt in Traudischs Heimatort Wiehl gezeigt, steigt ab Sonntag, 5. März, 10.30 Uhr, die Evangelische Kirche Waldbröl in das Lutherjahr ein.

Das sicherlich schwerste Stück ist mit etlichen Kilo Gewicht das Faksimile einer Gutenberg-Bibel, der ersten gedruckten Ausgabe der Heiligen Schrift, die jedoch erst seit Luthers Übersetzung aus dem Lateinischen dem gemeinen Volke zugänglich wurde, zumindest dem Schreib- und Lesekundigen. „Ohne den wichtigen Aspekt der Bibelübersetzung wäre die Feier des Luther-Jubiläums absurd“, stellt Pfarrer Jochen Gran fest, der die Ausstellung gemeinsam mit dem Galeristen-Ehepaar Iris Traudisch und Hartmut Schröter aufbaut.

Heute gibt es die Bibel in fast allen Sprachen der Welt, 25 ganz ausgefallene Exemplare präsentieren die Leihgeber. Es gibt die Psalmen, das Lukasevangelium und eine Kinderbibel auf Arabisch, Bibeln in Blindenschrift und sogar eine amerikanische Taschenbibel aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, versehen mit einem patriotischen Gruß von Theodor Roosevelt. Eine bebilderte Lutherbibel gehört auch mit zur Ausstellung, gar nicht verwunderlich, wie Jochen Gran findet, „denn Luther war kein Bilderstürmer, das waren Calvin und andere.“

Neben der ersten gedruckten Bibel gibt es zahlreiche weitere Faksimiles, etwa ein ägyptisches Totenbuch aus der Zeit um 1350 vor Christus oder eine Kopie der Jesajarollen, wie sie in Qumran gefunden wurden. Von den Pfeilern der Empore aus ziehen sich zahlreiche Ausstellungswände durch das Kirchenschiff, die chronologisch die Entwicklung der Schrift und des Christentums veranschaulichen. Repliken antiker Fundstücke ergänzen die Schrift- und Bilderwelt, so ist zum Beispiel eine assyrische Keilschrift-Tafel aus dem Jahr 650 vor Christus ebenso zu sehen wie ein Tintenfass mit Federkiel aus Qumran (um 50 nach Christus). Ein wesentlicher Aspekt der Ausstellung ist das Thema Kunst. Eine Chagall-Bibel gehört mit zu den Exponaten, ebenso das „Klagelied des Jeremia“, eine Lithographie von Marc Chagall. Mit seinem „Polypaint zur Schöpfung“ ist als oberbergischer Künstler zudem Peter Leidig aus Gummersbach-Strombach vertreten.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 2. April, bis dahin gibt es auch die Möglichkeit zu Führungen für Gruppen und Schulklassen, Ansprechpartner ist hier Jochen Gran. Zu einem „Rundtheater“ zum Markus-Evangelium (2. April, 18 Uhr, 3. April, 20 Uhr) laden die Wetzlarer Regisseurin Sigrid Offermann und Waldbröler Laiendarsteller ein. Auch die nächste Marktmusik (Donnerstag, 16. März, 11 Uhr) ist eine Besondere: Ulrich E. Hein zitiert aus dem Johannes-Evangelium, begleitet von Dirk van Betteray an der Orgel.

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