BeratungsstelleOffenes Ohr in allen Krisen

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Gummersbach – Sie sei seit 27 Jahren verheiratet, habe drei Kinder groß gezogen. „Damit darf ich wohl als krisenerprobt gelten“, sagt Eva Maria Scharr und hat die Lacher auf ihrer Seite. Bereits am 1. September hat die 54 Jahre alte Diplom-Theologin die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Gummersbacher Stadtteil Steinenbrück übernommen, gestern wurde der Bergisch Gladbacherin Scharr diese Aufgabe offiziell übergeben. Und nicht nur das: Die Beratungsstelle feiert zudem ihr 40-jähriges Bestehen.

Zunehmend suchen Paare gemeinsam Hilfe

Grund genug für Kreisdechant Christoph Bersch, Bilanz zu ziehen: „Wurden in den ersten 30 Jahren 6300 Beratungsgespräche geführt, so sind allein in den vergangenen zehn Jahren mehr als 10 000 weitere Gespräche hinzugekommen.“ Dies lasse auf die große Bedeutung der unscheinbaren, aber diskreten Einrichtung an der Hömerichstraße 7 schließen. „Und kamen anfangs meist Frauen, um Hilfe in Ehefragen zu bekommen, so sind es zunehmend Paare, die gemeinsam zur Beratung kommen.“

Ursache und Anlass seien oft Probleme im alltäglichen Miteinander und in der Kommunikation, aber auch mit den tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, die manchen Menschen heute überforderten, sagt Dechant Bersch. „In Netzwerken kann man sich nämlich schnell verstricken.“

Insgesamt aber fehle Paaren Zeit – Zeit, die Beziehung neu zu stärken, Zeit für den Partner, Zeit für sich selbst. Die meisten Ratsuchenden sind den Statistiken zufolge zwischen 40 und 50 Jahre sowie zwischen 50 und 60 Jahre alt, doch gehe die Tendenz vermehrt zu Jüngeren.

Neben Ehekrisen kämen zudem Eltern-/Kind-Probleme – und da besonders das Problem des Loslassens – und Suchtprobleme zur Sprache, fasst Christoph Bersch das weite Spektrum zusammen, mit dem es Eva Maria Scharr und die zweite Beraterin, Christine Felder, zu tun haben. „Und es fällt auf, das immer mehr Fragen nach Hilfe per Internet die Beratungsstelle erreichen.“ Netzwerke nutzen möchte auch die neue Leiterin für ihre Arbeit, zum Beispiel die Initiative „no“ gegen Gewalt des Oberbergischen Kreises.

Studiert hat die Theologin in Bonn und Freiburg, zuletzt war sie als Pastorassistentin und später als Pastoralreferentin in Leverkusen-Manfort tätig. Für den Posten in der Kreisstadt hat sich Eva Maria Schaar über ein Studium an der Katholischen Hochschule des Erzbistums Köln qualifiziert. „Da wurde die Grundlage für das Tiefenpsychologische geschaffen“, blickt die Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn zurück. Vorgängerin Claudia Richter hatte die Leitung der Ehe-, Familien- und Lebensberatung abgegeben, um in Meschede (Hochsauerlandkreis) eine neue Aufgabe zu übernehmen. Den Festakt in Gummersbach begleitet die Kürtener Querflötistin Heike Gorny mit Werken von Telemann, Kämmerling und Stamitz. Und als Ehrengast gibt Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp in einem Vortrag Impulse für die Ehe als „Geschenk, Sakrament und Auftrag“.

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