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Das Rheinland radeltSo geht es ganz bequem zur Fahrradstrecke

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Ein Beispiel aus Westfalen: Von Soest nach Herzfeld fährt der Fahrradbus R 36.

Ein Beispiel aus Westfalen: Von Soest nach Herzfeld fährt der Fahrradbus R 36.

Oberberg – Auch wenn es inzwischen viele Menschen gibt, die sich von einem Elektromotor beim Fahrradfahren unterstützen lassen, gibt es Situationen, in denen entweder Mensch oder Maschine die Puste ausgeht. Passiert das auf einer Radtour mitten im Bergischen Land, kann es problematisch sein, den Rückweg anzutreten. Denn nicht überall gibt es Busverbindungen. Und selbst dann kann es sein, dass der Fahrradfahrer nicht mitgenommen wird, wenn der Bus zu voll ist. Das soll demnächst anders werden, denn die Regionalverkehr Köln (RVK) und die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (OVAG) planen, wahrscheinlich ab dem Frühjahr 2017 einen Fahrradbus einzusetzen.

Fahren auf früheren Gleistrassen

„Wir haben im Rahmen des Leader-Projektes einen attraktiven Baustein entwickelt. Der Fahrradbusverkehr soll entlang der neuen Balkantrasse und der Bahntrasse Wasserquintett eingesetzt werden“, erklärt RVK-Prokurist Udo Wasserfuhr. Beide Trassen sind ehemalige Bahnstrecken, die in den vergangenen Jahren zu Fahrradrouten ausgebaut wurden. Die 2012 eröffnete Balkantrasse verbindet Leverkusen-Opladen, Burscheid, Wermelskirchen und Remscheid. Wer von Opladen hinauf nach Remscheid-Lennep möchte, hat rund 350 Höhenmeter zu überwinden.

Die fünfte Etappe des Bergischen Panorama-Radwegs ist das ebenfalls 2012 eröffnete Wasserquintett, das von Bergisch Born nach Marienheide führt. Auch hier geht es stetig bergauf. Südlich von Bergisch Born liegt der Abzweig der Wippertalbahn von der Balkantrasse, hier berühren sich die beiden Fahrradrouten. „Die neue Buslinie soll es allen Nutzern dieser Radwege ermöglichen, eine Strecke oder Teiletappe im Bus zurückzulegen, da nicht unerhebliche Höhenunterschiede bewältigt werden müssen. Die touristische Erschließung des Bergischen Landes und seinen zahlreichen Radwegen mit einem umweltfreundlichen, ressourcenschonenden ÖPNV-Angebot wird beider Attraktivität steigern“, hofft Wasserfuhr. Die RVK plant nämlich in einem zweiten Schritt, den Freizeitverkehr im Bergischen Wasserland mit Wasserstoffbussen zu bedienen. Die mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen der Hybridfahrzeuge würden dann passend zum umweltfreundlichen Fahrradverkehr auch umweltfreundlichen Transport anbieten.

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Im ersten Schritt sollen Standardbusse mit einem Fahrradanhänger ausgerüstet werden. Die Radfahrer könnten ihre Zweiräder selbst ein- und ausladen. Geplant sind etwa 30 bis 35 Aufbewahrungsmöglichkeiten für Fahrräder.

Die Busse sollen samstags, sonntags und an Feiertagen zwischen April und Oktober verkehren. Damit ist klar: Der Fahrradbus ist wie in anderen Regionen auch ein Angebot an Touristen und Ausflügler. In der Eifel und im Sauerland gibt es bereits ähnliche Angebote, die mit Routenvorschlägen verbunden werden. Auch die Naturarena hat vor, solche Pakete zu schnüren, wie David Bosbach erklärt: „Solche Angebote sind das Fernziel.“ Gemeinsam mit Udo Wasserfuhr haben Bosbach und das Team der Naturarena Bergisches Land den Fahrradbus auf den Weg gebracht.

Florian Lesske, der Wirtschaftsförderer in Wermelskirchen, ist nicht der einzige, der den Fahradbus begrüßen würde: „Als wir die Balkantrasse zur Bahntrasse umbauen wollten, gab es viele Skeptiker, die meinten, dass im Bergischen niemand Fahrrad fahren würde. Sie wurden eines Besseren belehrt. Man hat das Gefühl, dass es jedes Wochenende mehr werden.“

Viele Radfahrer warten sehnsüchtig darauf, dass der letzte Abschnitt der Balkantrasse, der derzeit in Hilgen ausgebaut wird, fertiggestellt ist. Am neuen Busbahnhof in Wermelskirchen, wo der Fahrradbus demnächst halten soll, sind zwei Fahrradboxen sowie zwei E-Bike-Ladestationen geplant. „Wir mussten an mehreren Stellen schon zusätzliche Fahrradständer aufbauen, einfach weil der Bedarf gestiegen ist“, freut sich Lesske. Er begrüßt es, dass das gesamte Bergische Land inzwischen erkannt hat, dass im Tourismus ein wichtiger Einnahmefaktor für die Region liegt.

Ob der Fahrradbus aber realisiert wird und Fördergeld fließt, hängt jetzt davon ab, ob er als Projekt im Rahmen des Leader-Wettbewerbs den Zuschlag bekommt. 160 Projektvorschläge sind beim zuständigen Regionalmanagement im Rheinisch-Bergischen Kreis, zu dessen „Leader“-Region auch der nördliche Teil des Oberbergischen Kreises zählt. „Letzten Endes entscheidet der Leader-Vorstand, welches Projekt umgesetzt wird. Aber der Fahrradbus hat gute Chancen, weil sein Schwerpunkt auf dem Tourismus liegt“, sagt Hannah Weisgerber von der Pressestelle des Rheinisch-Bergischen Kreises. Läuft alles optimal, würde der Bus mit Beginn der Fahrradsaison 2017 Fahrt aufnehmen können.

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