Engelskirchener MelancholieArno Kleinebeckel veröffentlicht Gedichtband „Blue Hour“

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„Blue Hour“ ist der zweite Gedichtband des in Engelskirchen lebenden Lyrikers.

„Blue Hour“ ist der zweite Gedichtband des in Engelskirchen lebenden Lyrikers.

Engelskirchen – Die blaue Stunde – die Zeitspanne zwischen dem verblassenden Tag und dem Heraufdämmern der Nacht, zwischen Wirklichkeit und Traum. Vielleicht verbunden mit Melancholie, vielleicht mit tiefer Ruhe. „Blue Hour“ hat der Engelskirchener Lyriker und Journalist Arno Kleinebeckel seinen gerade im Oberhausener Athena-Verlag erschienen Gedichtband (13,90 Euro) genannt.

„Wahrnehmungssplitter“ nennt der 69-Jährige seine Texte. Splitter, für die er zuvor akribisch das perfekte Wort, den perfekten Ausdruck gesucht hat. „Ich habe die Mitarbeiter des Verlages ganz schön in Stress gebracht, denn ich habe bis zum letzten Augenblick Änderungen eingefügt. Bis ein Gedicht meinen Anforderungen genügt, ist das ein echter Ringkampf mit mir selbst und den Worten“, gesteht der Autor. Er sehe es als seine Aufgabe, die Realität so objektiv es eben geht und ohne persönliches Empfinden zu spiegeln, einen Eindruck von unserer Zivilisation in kurzen Begegnungen wiederzugeben.

2007 ist Arno Kleinebeckels erster Gedichtband „wieder ein tag“ erschienen, der mittlerweile vergriffen ist. „Blue Hour“ liegt nun in einer Erstauflage von 500 Stück vor. Isolation, beschädigtes Leben, der Tod, die Seite der Verlierer der Gesellschaft sind Arno Kleinebeckels Themen.

Das Leiden am Zustand der Welt

In seiner journalistischen Tätigkeit der vergangenen Jahrzehnte habe sich sein Blick auf die Menschheit verändert, stellt er fest, und durchaus nicht zum Positiven, wie er betont. Insofern ist das mit der Objektivität so eine Sache. Das Leiden am Zustand der Welt ist in der Lyrik des Engelskircheners gegenwärtig. Und spürbar in der Wahl der Worte. „Würde ich in den Texten falsche Hoffnungen wecken, hätte ich das Gefühl zu schummeln“, sagt Kleinebeckel. „Ich möchte reale Themen in reale Lyrik verwandeln. Dabei habe ich es immer so erlebt, dass die Themen mich von selbst finden und ich sie einfach nicht schönreden konnte, selbst wenn ich das gewollt hätte“, sagt der Autor.

Rund zehn Jahre des Beobachtens und Nachdenkens sind in den Band eingeflossen. Manche Gedichte brauchten Monate, bis sie das präzise ausdrückten, was der Lyriker mitteilen will. Dabei geht es unter anderem um einen Blick in die deutsche Geschichte, um „das weise Raunen der Bäume“ und die Sehnsucht nach dem Meer. Mehrfach wurde der Autor schon gefragt, ob die Gedichte in den Monaten der Pandemie entstanden seien, weil ihr Ton dieser Zeit entspreche.

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Doch das verneint Arno Kleinebeckel. Es brauche Zeit, um Momentaufnahmen zu Poesie zu verdichten. „In dieser Beschränkung auf wenige prägnante Zeilen liegt für mich aber auch der Reiz.“

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