Neuer Leiter der Kreis- und StadtbüchereiChristian Bürgin folgt auf Ingeborg Henrich

Lesezeit 3 Minuten

Gummersbach – Generationen von Bücherfreunden kennen Ingeborg Henrich als Leiterin der Kreis- und Stadtbücherei in Gummersbach. Seit Oktober 1975 arbeitete die gebürtige Schleswig-Holsteinerin dort, begann direkt nach ihrem Examen als Diplombibliothekarin für den Dienst an öffentlichen Bibliotheken. Jetzt geht sie in Ruhestand. Ab Montag leitet Christian Bürgin die Bücherei.

Bürgin ist seit Oktober 2015 in Gummersbach. Der 28-Jährige kam gleich nach seinem „Master of Science“-Abschluss an der Technischen Uni Darmstadt in die Kreisstadt. Gebürtig kommt er aus Südbaden, genauer: aus dem Dreiländereck. Technik ist sein Steckenpferd, sagt er, aber auch Geschichte. Er verkörpert damit sozusagen das inoffizielle Motto der Bücherei: Retro trifft Moderne. „Das leben wir auch“, sagt Bürgin, „wir versuchen immer, den Spagat zu schaffen zwischen dem altehrwürdigen Buch und moderneren Angeboten, sei es die Onleihe von E-Books, seien es andere digitale Medien.“

„Wir haben immer versucht, auf dem Laufenden zu bleiben, im Rahmen unserer Möglichkeiten“, sagt die scheidende Chefin. Momentan ist das etwa der Bereich der Konsolenspiele. Zurzeit baut die Bibliothek an der Moltkestraße vor allem den Bestand an Fernsehserien aus. Bürgin: „Wir haben festgestellt: In Zeiten von Netflix erleben die Serien einen ziemlichen Boom, aber die allerneuesten Staffeln sind oft erst nach dem DVD-Release dort verfügbar. Da können wir punkten.“

Noch von einer anderen Seite der Bibliothek schwärmen Ingeborg Henrich und Christian Bürgin – nämlich von der als Treffpunkt für jedermann: „Öffentliche Bibliotheken sind mit die letzten nicht-kommerziellen Treffpunkte und Orte, wo man einfach hingehen kann“, findet Bürgin. „Im Gegensatz zum Restaurant ist es in der Bibliothek okay, wenn man alleine kommt, und man kann neue Leute kennenlernen.“ Das ist ein internationales Phänomen, weiß Ingeborg Henrich, seit sie im Fernsehen einen Bericht über einen älteren Herrn aus England gesehen hat.

In dessen Leitfaden für Rentner rangiere der Tipp, die öffentliche Bücherei zu besuchen, auf Platz zwei, gleich hinter „Ruf deine Freunde an“.

Beziehungspflege – das gibt es auch zwischen Büchereien.

Christian Bürgin weiß das, seine Abschlussarbeit an der Uni Darmstadt schrieb er über „Regionale Verbünde öffentlicher Bibliotheken“. Kann er davon etwas umsetzen hier in Oberberg? „Auf Anhieb erst mal nicht, das ist ein langwieriger Prozess“, sagt Henrich aus Erfahrung, „ das ist im Prinzip eine tolle Sache, man könnte zum Beispiel mit einem Biblitheksausweis sämtliche Büchereien im Kreis nutzen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.“ Und Bürgin ergänzt: „Grundsätzlich sind wir ja die Kreis- und Stadtbücherei, wir arbeiten mit Bibliotheken im Kreis zusammen. Ein regionaler Verbund ist eine Vision, die wir ganz langsam angehen. Eine Umsetzung wird noch länger dauern, vielleicht kann es auch gar nicht realisiert werden. Aber wenn wir als Bibliotheken gemeinsam an einem Strang zieht, kann da unterm Strich mehr bei rauskommen.“

Nicht so weit hin dürfte der erste Besuch Ingeborg Henrich als Rentnerin in der Bücherei sein. „Ich nehme mal an, dass die Kollegen mich zu ihren Geburtstagen einladen“, sagt sie lachend. Ansonsten freut sie sich auf viel Zeit zum Lesen: Fontane und ein paar Klassiker, zum Beispiel. „Und ich habe vor kurzem mit meinem Mann den Tango Argentino entdeckt.“

KStA abonnieren