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SchaustellerManuel Schneider kommt gern zum Stadtfest nach Waldbröl

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Ab Donnerstag geht’s rund auf Schneiders Autoscooter.

Ab Donnerstag geht’s rund auf Schneiders Autoscooter.

Waldbröl – Die Wiege von Manuel Schneider stand in einem schlichten Kirmeswagen. Heute, 45 Jahre später, ist das rollende Zuhause des Schaustellers Manuel Schneider ein Luxus-Wohntrailer im Wert von 100 000 Euro.

Mit seinen zwölfmal 3,50 Metern und herausfahrbaren Erkern ist das mobile Zuhause ein imposanter Blickfang, zurzeit parkt es vor der Waldbröler Markthalle. Nur wenige Meter entfernt steht Schneiders moderner Zweisäulen-Autoscooter, der im blinkenden Licht der 16500 bunten Brennstellen funkelt. Ein Fahrgeschäft, für das locker eine Million Euro auf den Tisch des Herstellers hingeblättert werden muss.

Wer bei solchen Summen zusammenzuckt, ist für dieses Gewerbe nicht geeignet. „Wir sind in fünfter Generation als Schausteller auf Achse und kennen das Geschäft“, sagt Schneider. Mit „Wir“ meint er seine Geschwister, die mit dem „Hang Over“ – einem Freefall-Tower – und einer Achterbahn unterwegs sind. Welten liegen zwischen Opas Ketten-Karussell und den Großfahrgeschäften der Enkel. Von Ostern bis zur Soester Kirmes an Allerheiligen ist Schneider gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Patricia Hortz und vier Mitarbeitern auf Festplätzen zu Hause, in Waldbröl jetzt schon zum fünften Mal in Folge.

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Hortz, die auch aus einer Schaustellerfamilie kommt, kocht jeden Tag für die gesamte Mannschaft, für die der Speiseplan auch schon mal ein Wunschkonzert ist. Von Sauerbraten über Eintopf bis zu internationalen Spezialitäten wird alles gekocht. „Das Essen muss stimmen, daraus nimmt man die Kraft“, betont Schneider und lacht. In Waldbröl, sagt er, sei die Welt noch in Ordnung. Gut erinnert er sich an den Gottesdienst, der im vergangenen Jahr auf seinem Autoscooter mit Pfarrer Jochen Gran stattfand. „Da hatte ich Gänsehaut.“

Schneider kramt Familienfotos aus dem Schrank und blickt zurück: Schon als Kind war er lieber auf dem Fahrgeschäft als in der Schule. Oft sagte sein Vater am Ende einer Kirmes: „Entweder du hilfst abbauen oder du gehst zur Schule!“ Dabei ist der Geschäftsmann in Düsseldorf mehrere Jahre zur Schule gegangen. Oft jedoch war der Schulweg wöchentlich ein anderer, denn als Schaustellerkind mussten die stets örtlichen Schulen besucht werden.

Nach der Zukunft für seine Zunft befragt, antwortet Schneider sachlich und ohne ein Klagelied anzustimmen: „Es wird immer schwerer für uns. Die kleinen Plätze fallen mehr und mehr weg, lediglich großen Feste wie Pützchens Markt oder die Oberkassler Kirmes, werden langfristig bleiben.“ 1000 Euro mussten für die 200 Kilometer lange Anfahrt nach Waldbröl allein für den Sprit, den die schweren Zugmaschinen schlucken, locker gemacht werden.

Urlaub und Freizeit sind in der Branche rar. Ist das Saisongeschäft vorbei, geht es mit gebrannten Mandeln auf Weihnachtsmärkten weiter. Im Winterquartier in Lippstadt werden die Wagen in der Halle überholt, poliert, die Elektrik geprüft und alles für die neue Saison picobello hergerichtet. Wenn dann noch Zeit bleibt, geht es in den Urlaub auf Familienbesuch in die USA. Dort wartet kein Fahrgeschäft auf die Schneiders.

Hier ist Abwechslung angesagt, denn die in Amerika lebenden Verwandten der „German Schneiders „ stehen als Hochseilartisten im Rampenlicht.

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