Abo

SteinmüllergeländeGummersbacher sind für Theater-Neubau

Lesezeit 4 Minuten
Der Abschied vom Theater fällt den Gummersbachern schwer. Viele würden sich ein neues in der Stadt wünschen.

Der Abschied vom Theater fällt den Gummersbachern schwer. Viele würden sich ein neues in der Stadt wünschen.

Gummersbach – In einer repräsentativen Umfrage, die die Technische Hochschule (TH) Köln im Auftrag der Stadt Gummersbach durchführte, hat sich eine deutliche Mehrheit der Befragten für einen Theater-Neubau auf dem Steinmüllergelände ausgesprochen. Dieses Ergebnis hat Prof. Dr. Monika Engelen von der TH am Campus Gummersbach gestern Abend in einer Informationsveranstaltung den Mitgliedern des Rates und des Kulturausschusses der Stadt vorgestellt.

Demnach stimmen 62,1 Prozent der Befragten dem Konzept eines neuen Stadttheaters mit 550 Plätzen gegenüber dem neu zu bauenden Kino und dem Forum Gummersbach zu. Auf die Frage, ob ein Theater grundsätzlich wichtig für Gummersbach sei, antworteten sogar 69,7 Prozent der Befragten mit „eher wichtig“, „wichtig“ oder „sehr wichtig“.

Engelen, die die Umfrage mit ihren Kollegen und Mitarbeitern des Betriebswirtschaftlichen Institutes Gummersbach (BIG) durchführte, erklärte, dass selbst Abzug der Fehlerquote auf dieser Grundlage eine Zustimmung für das neue Konzept in der Bevölkerung zwischen 57 bis 67 Prozent zu 95 Prozent wahrscheinlich sei. „Ich habe auch dem Bürgermeister schon gesagt, dass ich aus diesen Zahlen jetzt kein Finanzierungskonzept stricken würde.“ Trotzdem sei die große Zustimmung für das Projekt schon überraschend. Das räumte auch Bürgermeister Frank Helmenstein ein: „Wenn das Ergebnis ein anderes gewesen wäre, hätte ich das zu den Akten gelegt.“

Alles zum Thema Technische Hochschule Köln

Finanzielle Verpflichtungen nicht eingehen können

Trotz der Umfrage, so Helmenstein, bleibe es aber dabei, dass die Stadt die damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen nicht eingehen könne, solange sie Mitglied im Stärkungspakt ist – bis 2022 also. Auch danach sei ein solcher Bau die größte Einzelinvestition der Stadt seit Jahrzehnten. Damit verpflichte sich die Stadt auf vier bis fünf Jahre, keine anderen Investitionen zu tätigen: „Es geht nicht ums Wollen, sondern ums Können und ums Dürfen.“

Denn: Einen Theater-Neubau, dessen Baukosten auf 29 Millionen Euro geschätzt werden und dessen Betrieb noch einmal 1,9 Millionen Euro im Jahr kosten soll, muss die Stadt vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren. „Wir haben das abgeklärt – sowohl mit der alten als auch mit der neuen Landesregierung: Weder für ein neues Theater noch für die Sanierung des alten gibt es Fördermittel“, betonte Helmenstein.

Im November beschließen

Trotzdem will der Bürgermeister die Möglichkeit für ein Theater für die Zukunft nicht „verbauen“, wie er es ausdrückt. Sein Plan: Das Grundstück auf dem Steinmüller-Gelände, das dafür zur Verfügung steht, soll in den nächsten Jahren nicht verkauft werden. Das solle der Rat im November beschließen. „Aus Respekt vor dem Willen der Bürger werden wir das Grundstück reservieren.“ Nach 2020, wenn Bürgermeister und Rat neu gewählt sind, solle dann ein Ratsbürgerentscheid durchgeführt werden: Die Bürger selbst sollen verbindlich entscheiden, ob sie ein neues Theater wollen oder nicht.

Eine Kehrtwende von Helmenstein: Noch im Januar hatte er im Interview mit dieser Zeitung gesagt: „Ich halte nichts von einem Ratsbürgerentscheid. Warum sollten sich Politik und Verwaltung hinter einem solchen Instrument abducken?“

Jetzt hat der Bürgermeister seine Meinung geändert: „Ich habe sehr lange darüber nachgedacht.“ Natürlich seien der Rat und er gewählt, um so etwas zu entscheiden. „Wenn eine Entscheidung aber so eine finanzielle Dimension und Tragweite hat, dann müssen das die Bürger selbst bestimmen.“

Die Zeit bis dahin könne Gummersbach nutzen, um sein neues Kulturkonzept mit der Halle 32 als Alternativ-Standort zum alten Theater, das im nächsten Jahr geschlossen werden soll, auszuprobieren. „Mal sehen, was sich da noch alles entwickelt“, sagte der Bürgermeister.

Stimmen aus der Politik

Thorsten Konzelmann (SPD): „Wir haben schon gesagt, dass wir einem Neubau offen gegenüber stehen. Deshalb werden wir dem Vorschlag des Bürgermeisters zustimmen, das Grundstück zu reservieren. Dennoch sollte klar sein, dass es auch nach 2020 keinen Automatismus für ein neues Theater gibt. Wir werden das auch dann nicht aus der Portokasse zahlen können. Wir freuen uns aber auf jeden Fall, dass sich der Bürgermeister unserem Vorschlag, die Bürger darüber entscheiden zu lassen, angenähert hat.“

Dr. Ulrich von Trotha (FDP): „Wenn wir uns ein neues Theater nicht leisten können, heißt das noch lange nicht, dass wir das alte Theater abreißen müssen. Das sollte man bei dem Dreiklang des Bürgermeisters vom Wollen, Können und Dürfen nicht ganz vergessen.“

Karl-Otto Schiwek (CDU): „Der Wahlkampf ist vorbei. Wir haben jetzt diese Umfrage vorliegen, und das Ergebnis müssen wir erst einmal sacken lassen. Wir sollten auch zuerst eine Nacht darüber schlafen, bevor wir dann in Ruhe beraten, wie wir weiter vorgehen.“ (kmm)

Förderbescheide für Gummersbach

Während beim Theater-Bau anders als bei den anderen Entwicklungen auf dem Steinmüllergelände eine Förderung durch das Land nicht in Betracht kommt, sind für Gummersbach zwei andere millionenschwere Förderungen in trockenen Tüchern.

Wie der Technische Beigeordnete Jürgen Hefner mitteilte, hat er bei der Bezirksregierung in Köln die Förderbescheide für das Stadtumbaugebiet Gummersbach Zentrum 2030 sowie für das Projekt Soziale Stadt Bernberg entgegengenommen.

„Damit“, so Hefner, „sind Maßnahmen im Wert von insgesamt über 45 Millionen Euro grundsätzlich als förderfähig anerkannt worden.“ Ins Zentrum sollen 35,3 Millionen an Fördermitteln, nach Bernberg noch einmal 10,6 Millionen. Sofort zur Verfügung stünden Mittel in Höhe von jeweils etwa zwei Millionen für beide Bereiche. (kmm)

KStA abonnieren