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Tour durch private GärtenRosen und ein stolzer Pfau

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Dickhausen – Für Besucher schlägt Siggi stolz das Rad. Dann steht er da mit erhobenem Haupt, langsam dreht er sich in alle Richtungen. Die Scheu vor Menschen hat der sechs Jahre alte Pfau längst verloren, geduldig posiert Siggi für Fotos und zeigt sein prächtiges Federkleid. Und wenn es Kekse gibt, pickt er Andrea Barnett aus der Hand.

Seit bald sieben Jahren hüten die 46-Jährige und ihr Lebensgefährte Stephan Leuschner (50) die „Rosigen Zeiten“, ein echtes Kleinod. Und das öffnet am kommenden Wochenende jeweils von 11 bis 18 Uhr seine Pforten für Schaulustige, zum ersten Mal beteiligt sich das Paar an der „Bergischen Gartentour“, die zur 13. Auflage mit 35 privaten Paradiesen aufwartet. Plötzlich fordert das Navigationsgerät im Auto scharfes Linksabbiegen, hinter einem Fachwerkhaus mitten in Waldbröl-Dickhausen windet sich, recht versteckt, eine schmale Straße durchs Grüne. Zur Linken ein Bauernhof, Weiden und Kühe. Zur Rechten ein Bach, in kunstvollen Schwüngen gemähte Wiesen, ein paar Skulpturen und auf der anderen Seite ein himmelblaues Holzhaus. „Nur der Vorgarten“, sagt Leuschner.

Fast 10 000 Quadratmeter groß ist das Gelände, 5000 davon nimmt allein der Garten ein. Dessen Geschichte beginnt wohl vor 250 Jahren. „Damals war er eine Parklandschaft“, schildert Andrea Barnett, die historische Fotos sammelt. Ihr Heim, das Kämpchen Haus, wurde 1897 errichtet, „da gab es den Park schon“. Noch heute ist das Grundstück übrigens im Besitz der Familie Bussenius. Und das Kölner Paar hat für sich den idealen Ort gefunden, um sich dort ein Atelier einzurichten, um kreativ zu sein: Andrea Barnett und Stephan Leuschner arbeiten als Kunsthandwerker, sie bereisen die ganze Republik und sind etwa Besuchern der Weihnachtsmärkte in der Domstadt schon lange bekannt.

Adressen Im Oberbergischen Kreis

Gummersbach: „Garten mit Badestrand“, Cäciliasraße 8 in Lützinghausen

Lindlar: Ommertalhof, Zur Ommer 9 in Linde; „Naturgarten am Steinbruch“, Zu den Brüchen 18;

„Koiteichgarten“, Roteichenweg 2

Nümbrecht: „Gardening in Progress“, Felixgarten 1 in Prombach; Zen-Garten, Loch 8 in Loch

Radevormwald: „Blütenreicher Naturgarten“, Siepen 1a

Reichshof: „Garten zum Rosenbogen“, Eiershagener Berg 1 in Eiershagen; „Blühende Visionen“, Hasenbacher Straße 23 in Hasenbach; „Wohlfühlgarten“, Welper Straße 34 in Welpe; „Alte Gärtnerei“, Bergstraße 3 in Berghausen; „Kräutergarten“, Zimmerseifer Weg 2 in Zimmerseifen

Waldbröl: „Herzgarten“, Stöckenweg 2 in Wilkenroth; Forstbotanischer Garten, Margretenanger 14; „Rosige Zeiten“, Alte Hofstraße 9c in Dickhausen

Wipperfürth: „Alpiner Garten“, Abstoß 2b in Thier

Mächtige Platanen stehen da, üppige Eichen, Eiben, Kiefern, Zypressen und Ahornbäume ebenso, die meisten sind für Waldbröl nicht typisch. Und in den Rabatten wachsen mehr als 100 seltene und vor allem alte Rosenarten, etwa „Jacques Cartier“, „Président de Sèze“ (Rosa gallica oder Essigrose), „Rose de Resht“ (Damaszener Rose). „Unsere Liebe zu den Rosen sieht man nicht nur, man riecht sie auch“, betont Andrea Barnett und freut sich, dass sich bis zum Wochenende noch manche Knospe öffnet. Rund 20 000 Gartenfreunde, so schätzen die Organisatoren, machen sich dann auf die Reise durch die offenen Gärten im Bergischen. „Diese wählen wir immer persönlich aus“, erklärt Michael Schröter (62), der die Gartentour mit seiner Partnerin Ute Brehm (55) ausrichtet – eine rein private Initiative, wie die Besitzer von Hof Tüschenbonnen in Much betonen. „Wiesen, Blumen und Hecken reichen nicht, es müssen individuelle Strukturen erkennbar sein“, sagt Schröter.

www.bergische-gartentour.de

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