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Verstorbener BundespräsidentAls Walter Scheel in Morsbach wohnte

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Im Blockhaus „Waldfrieden“ am Ortsrand von Morsbach haben Walter Scheel und seine erste Frau Eva Charlotte zum Ende des Zweiten Weltkrieges gewohnt. Das Haus war im Familienbesitz. 

Im Blockhaus „Waldfrieden“ am Ortsrand von Morsbach haben Walter Scheel und seine erste Frau Eva Charlotte zum Ende des Zweiten Weltkrieges gewohnt. Das Haus war im Familienbesitz. 

Morsbach – Walter Scheel, der am Mittwoch verstorbene vierte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hat zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Morsbach gewohnt und auch danach noch öfters die südlichste Gemeinde des Oberbergischen Kreises besucht. 1942 heiratete Scheel in Solingen Eva Charlotte, geborene Kronenberg. Diese hatte eine Tante in Morsbach und war damals an der 1902 gegründeten Firma „Kronenbergs Stockfabrik“ in Morsbach beteiligt. Auch gehörte der Familien Kronenberg einst das „Haus Waldfrieden“ am Ortsrand von Morsbach.

Sohn Ulrich wurde dort geboren

Vom Herbst 1943 bis 1945 haben die Scheels in Morsbach gewohnt, wohl, weil sie vor den Kriegsereignissen hier sicherer waren, als in Solingen. Wahrscheinlich konnte sich Walter Scheel im „Haus Waldfrieden“ auch eher zwischendurch von den Kriegsstrapazen und seiner Krankheit erholen, als in der Stadt. Scheel hat im Zweiten Weltkrieg seinen Wehrdienst bei der Luftwaffe absolviert und wurde Oberleutnant. Während des Krieges war er an dem lebensgefährlichen Flecktyphus und an einem Geschwür am Rückgrat erkrankt.

In Morsbach wurde 1944 auch Sohn Ulrich geboren. Walter (Robert) Scheel war damals Soldat und noch Student der Rechtswissenschaften, wie es in dem Geburtseintrag im Morsbacher Standesamt heißt. Scheel erschien im Februar 1944 persönlich im alten Morsbacher Bürgermeisteramt, um die Geburt seines Sohnes anzuzeigen. Die Geburtsanzeige des „Knaben“ Ulrich hat er eigenhändig unterschrieben.

Auch nach dem Krieg oft zu Besuch

Nach Kriegsende arbeitete Scheel bis 1953 in einer Solinger Firma der Familie Kronenberg.

1995 lud der damalige Bürgermeister Heinz Schlechtingen Walter Scheel zur 1100-Jahr-Feier nach Morsbach eingeladen. In einem Antwortschreiben gab Scheel damals seiner Freude darüber Ausdruck, dass man sich noch an seine Aufenthalte in Morsbach erinnerte. Gleichwohl aber könne er aus terminlichen Gründen nicht zu den Feierlichkeiten nach Morsbach kommen.

Wie sich ein Verwandter heute noch erinnern kann, kam Scheel auch nach dem Krieg regelmäßig mit seiner Frau in die Gemeinde Morsbach. Er sei ein sehr freundlicher und umgänglicher „Onkel“ gewesen. Nach 24-jähriger Ehe starb Scheels erste Frau Eva Charlotte allerdings im Jahr 1966. Die Kontakte nach Morsbach ließen daraufhin nach.

Im Wortlaut

In seiner Absage auf die Einladung im Jahr 1995 schrieb Walter Scheel in seinem Brief wörtlich:

„Ich möchte mich herzlich für Ihre Einladung bedanken, am Festakt zum 1100-jährigen Bestehen von Morsbach teilzunehmen. Ich habe mich gefreut, dass Sie sich daran erinnert haben, dass ich von 1943 bis 1945 in Morsbach gewohnt habe. Besser gesagt, hat meine verstorbene Ehefrau in dieser Zeit dort gewohnt und unser Sohn wurde im Februar 1944 in Morsbach geboren. Ich selbst war in jener Zeit Angehöriger der Luftwaffe.

Ich erinnere mich auch gerne an meine Besuche nach dem Krieg, weil ja bis heute noch verwandtschaftliche Beziehungen nach Morsbach bestehen. Es wäre für mich sicher reizvoll, die schöne Gemeinde Morsbach einmal wiederzusehen und an diesem bedeutenden Festakt teilzunehmen. Aber leider wird es mir nicht möglich sein zu kommen.

Es bleibt mir also nur, Ihnen für das herrliche Fest meine besten Wünsche zu übermitteln.“ (bu)

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