Wiesenmeisterschaft 2016Gesucht waren die artenreichsten Flächen in Oberberg

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Oberberg – Das olympische Feuer war kaum verloschen, da wurden auf eine Wiese in Reichshof-Löffelsterz die Preisträger eines ganz anderen Wettbewerbs bekanntgegeben: der Wiesenmeisterschaft 2016. Gesucht waren die artenreichsten Flächen in den drei Kategorien Wiese, Weide, Silage-Wiese.

Das hört etwas kurios an, hat aber tatsächlich einen sehr ernsten Hintergrund. Denn nicht nur Tiger und Menschenaffen in Asien oder Afrika sind vom Aussterben bedroht, sondern dieses Schicksal kann auch die unscheinbare Fadenbinde oder das Zittergras in Oberberg ereilen, warnte Frank Herhaus, der Leiter der Biologischen Station Oberberg, in einem Pressegespräch.

150 Arten verschwinden weltweit täglich auf Nimmerwiedersehen. In Oberberg sollen artenreiche Wiesen gegensteuern als Beitrag zur Naturvielfalt. 18 Landwirte hatten gut 30 Wiesen zum Wettbewerb angemeldet, die von fachkundigen Juroren unter die Lupe genommen worden waren.

Bedrohte Pflanzen

Nur noch selten in Oberberg anzutreffen sind im Bereich der Nasswiesen zum Beispiel das Breitblättrige Knabenkraut und die Fadenbinse.

Auf Trockenwiesen gehören inzwischen das Kreuzblümchen und das Zittergras zu den Raritäten. Bei dem Zittergras, das es in vielen Gärtnereien zu kaufen gibt, handelt es sich ausschließlich um Nachzüchtungen. Die „Originale“ sind in Oberberg längst vom Aussterben bedroht.

Das gilt auch für den Thymian. Auf buckligen Schafsweiden entdeckt man ihn noch, sonst bleibt nur der Gang zum Gärtner. (kn)

Treffpunkt gestern war ein 4,5 Hektar großes Gelände von Jörg Rossenbach aus Denklingen, dem Sieger in der Kategorie Weide. Nordhang, Staunässe – aus wirtschaftlichen Gründen bringt dem Landwirt die Wiese am Ortsrand von Löffelsterz nichts. Selbst seine Rinder, sagt er, würden statt des Heilkrauts Arnika, statt Rotklee, Kreuzblümchen oder wilder Orchidee lieber gehaltvolles Gras fressen.

Aber Rossenbach hat mit dem Vertrag mit dem Kreis abgeschlossen über extensive Bewirtschaftung des Geländes: Vertragsnaturschutz nennt sich das. Landwirte verpflichten sich – je nach Standort – wenig zu düngen, gar nicht oder wenig zu kalken und deutlich weniger Tiere dort zu weiden. 25 Tiere lässt Rossenbach auf seine herkömmlichen Weiden, auf die „Naturschutzwiese dürfen nur 14. Seit einigen Jahrzehnten schon wird diese Weide extensiv bewirtschaftet.

Im Gegenzug dafür bekommen Rossenbach und seine Kollegen, die solche Verträge abschließen, zum Ausgleich Geld vom Kreis und Fördermittel. 1200 Hektar stehen in Oberberg bereits unter Vertragsnaturschutz, 2017 und 18 sollen je 100 Hektar dazukommen. Helmut Dresbach von der Kreisbauernschaft umriss das Spannungsverhältnis, in dem sich die Landwirte befinden. Sie verzichteten durch die extensive Bewirtschaftung auf Erträge, bewahrten aber gleichzeitig wertvolle Landschaft für die Menschen hier und nicht zuletzt auch für den Fremdenverkehr.

Da sei ein finanzieller Ausgleich nur angebracht. Dem konnte auch Bürgermeister Rüdiger Genies nicht widersprechen, der sich natürlich freute, dass zwei der drei Preisträger aus dem Reichshof kommen: Neben Jörg Rosenbach wurde Stefan Köster Erste in der Kategorie Wiesen. Der Bergneustädter Michael Baumhof gewann für seine Silage-Wiese nahe Marienhagen Platz 1.

Die Wiesenmeisterschaft findet statt im Rahmen des Netzwerks der Biologischen Stationen und des Projekts „Naturschutz trifft Kulturpflege – Heuland“. Der Wettbewerb wird ermöglicht vom Landschaftsverband Rheinland.

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