Wolf in Oberberg„Uns war schnell klar, dass das Tier für einen Fuchs zu groß ist“

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Wolf Bild ClaudiaKamp

Diese Aufnahmen machte eine Beobachterin von dem Wolf im Oberbergischen Kreis.

Oberberg – Freitagnachmittag, kurz vor 16 Uhr: Claudia Kamp und ihr Sohn Florian aus Gummersbach-Berghausen sind mit dem Auto unterwegs. An einer Wiese zwischen den Ortschaften Nochen und Apfelbaum tritt die 43 Jahre alte Physiotherapeutin plötzlich auf die Bremse: Denn sie und der 14-jährige Florian haben gleichzeitig ein Tier entdeckt, das sie zunächst für einen Fuchs halten.

„Aber eigentlich war uns sehr schnell klar, dass das Tier für einen Fuchs viel zu groß ist.“ Um nachher zu Hause  recherchieren zu können, machen beide mit dem Handy Fotos, auch dreht Florian einen   Film. „Das Tier stand keine 100 Meter von uns  entfernt und wollte offenbar  nicht weglaufen“, erinnert sich Claudia Kamp.

Seit Dienstagmittag wissen Mutter und Sohn, was sie wirklich vor der Kameralinse hatten: Das Umweltministerium des Landes Nordrhein-Westfalen und die Dokumentationsstelle und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bestätigen, dass der Wolf in den Oberbergischen Kreis eingewandert ist – ziemlich genau ein Jahr nachdem schon einmal ein Wolf im Kreisgebiet vermutet wurde, ohne dass es dafür jemals eine offizielle Bestätigung gegeben hätte. „Diesmal aber besteht kein  Zweifel: Es ist ein Wolf!“, sagt Frank Seidlitz, Sprecher des Ministeriums. „Alle beteiligten Experten waren sich sofort einig, dass die Bilder eindeutig einen Wolf zeigen.“ Und selbst Laien könnten das erkennen.

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Vermutung bestätigt

Damit bestätigt sich auch die Vermutung von Dietmar Birkhahn aus Lindlar, Wolfsbotschafter  beim Kreisverband Oberberg des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Gemeinsam mit der Forstoberinspektorin Mirjam Hoberg vom Regionalforstamt Bergisches Land in Gummersbach hat Birkhahn am Montagmorgen DNA-Proben an einem im Gelpetal gerissenen Schaf genommen. „Dieser Fall  hat mit der jüngsten Sichtung aber nicht  zwingend zu tun“, warnt Hoberg eindringlich vor voreiligen Schlüssen. „Denn noch ist nicht klar, ob dieser Wolf oder ein anderes Tier dieses Schaf getötet hat.“ Erst, wenn das Senckenberg-Institut in Gelnhausen die Spuren ausgewertet habe, gebe es Gewissheit.

Klar aber ist nach Angaben von Dietmar Birkhahn, dass der Wolf über Meinerzhagen, Marienheide-Müllenbach, Nochen nach Apfelbaum gewandert ist. „Schließlich gab es mehrere Meldungen“, beruft sich der Experte auf verschiedene Sichtungen, von denen er fünf für glaubwürdig erklärt. „Und das Material von Claudia Kamp und ihrem Sohn Florian ist  das beste bisher.“

Aus welchem Rudel das etwa zwei Jahre alte Jungtier stammt und ob es Oberberg zu seiner Heimat erklären wird, sei ungewiss. Birkhahn: „Wohin die Wanderung geht, das entscheidet allein der Wolf.“ Claudia und Florian Kamp sind derweil sicher, dass sie diese Begegnung nie vergessen werden: „Das war auf jeden Fall ein besonderer, seltener Moment.“

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