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Bergisch GladbachFlüchtlinge sollten Kriegsvokabeln lernen – Verein entschuldigt sich

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Agentur für Arbeit

Rhein-Berg – In einem Kurs der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach zur Berufsvorbereitung mussten Flüchtlinge Kriegsvokabeln wie „ermorden“, „anrückende Armee“ oder „Geiselnehmer“ lernen.

Der Anbieter des Programm, den die Agentur beauftragt hatte, ist der Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (Vesbe).

Der Verein entschuldigte sich am Donnerstag für die Nutzung des zweifelhaften Unterrichtsmaterials. Auch die Arbeitsagentur versicherte, man werde alles unternehmen, damit sich so etwas nicht wiederhole.

Einem ehrenamtlichen Nachhilfe-Lehrer eines Asylbewerbers aus Leichlingen, der einen Platz beim Kursanbieter Vesbe am Standort Leverkusen erhalten hatte, waren die Übungsblätter mit dem unangemessenen Inhalt aufgefallen.

In den Arbeitsmaterialien standen Übungssätze wie „Die Geiselnehmer … ihre Geisel ohne mit der Wimper zu zucken“ und „Die Flüchtlinge ... vor der anrückenden Armee“, in die Teilnehmer die Vergangenheitsform der Verben „ermorden“ und „flüchten“ einsetzen sollten.

Das Material sei nicht autorisiert gewesen, stellte Vesbe-Geschäftsführer Udo Hermesdorf klar. Der Kursleiter habe die Übungsblätter eigenständig und ohne vorherige Absprache aus dem Internet als Zusatzmaterial heruntergeladen. Der Verein arbeite ansonsten „grundsätzlich mit bundesweit anerkannten und vom Bundesamt empfohlener Fachliteratur aus seriösen Quellen“.

Teilnehmern Hilfe zugesagt

Die Nutzung der Arbeitsblätter sei sofort untersagt worden, versicherte Hermesdorf. Sollten dadurch Ängste ausgelöst oder traumatisierende Erlebnisse wieder aufgewühlt worden sein, würden die Teilnehmer unterstützt, auch falls sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen müssten, sagte Hermesdorf.

„Sätze zu Gewalt und Krieg haben nichts in einem Sprachkurs für Flüchtlinge zu suchen“, stellte Regina Wallau klar, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach. Zu den Kriterien bei der Auswahl der Anbieter für Integrationsprojekte gehöre außer der Qualifikation des Lehrpersonals auch die Qualität des Unterrichtsmaterials. Wallau vermutete, dass der Kursleiter mit den zusätzlichen Übungen Abwechslung in den Unterricht bringen wollte.

„Wir nehmen den Vorfall sehr ernst“, betonte sie. Zu Vesbe habe die Arbeitsagentur bereits Kontakt aufgenommen, um zu unterbinden, dass künftig ungeprüftes Material eingesetzt werde. Die Regionaldirektion der Agentur für Arbeit NRW sei informiert, damit alle Anbieter im Land vor ähnlichen Vorfällen gewarnt werden könnten.

Der Verein Vesbe wurde 1999 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Hennef. Neben Jugendhilfe bietet er Programme zur Aus- und Weiterbildung an. Im Juli 2016 eröffnete er ein „Förderzentrum für Flüchtlinge“ in Bergisch Gladbach in den ehemaligen Räumen der Belkaw an der Hermann-Löns-Straße. Das Projekt in Auftrag der Agentur für Arbeit ist zunächst auf ein Jahr angelegt.

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