„Muslime für Frieden“Jugendorganisation suchte das Gespräch in Gladbach

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Interessiert am Dialog: Mohsan Bhatti mit Beate Schenke am Infostand in Bergisch Gladbach.

Interessiert am Dialog: Mohsan Bhatti mit Beate Schenke am Infostand in Bergisch Gladbach.

Bergisch Gladbach – „Liebe für alle. Hass für keinen.“ Die jungen Männer, die das am Samstag in der Gladbacher Fußgängerzone versprechen, demonstrieren ihre Intention nicht nur mit der Aufschrift am blauen Pavillon. „Muslime für Frieden“ steht auf Kappen und T-Shirts. Zum Tag des Grundgesetzes, der am 23. Mai begangen wird, beteiligt sich auch die Ortsgruppe Bergisch Gladbach der Ahmadiyya-Muslim-Jugendorganisation an der bundesweiten Dialogaktion „Wir sind alle Deutschland“ und sucht, wie jeden Monat, das Gespräch mit den Passanten.

„Wir wollen den Menschen die Angst nehmen und klarmachen, dass diejenigen, die Unfrieden verbreiten, nicht im Sinne des Islam handeln“, sagt Mohsan Bhatti. Mit dieser Botschaft sei er aufgewachsen. „Ich habe als Kind mit zwölf Jahren schon mit meinen Eltern am Infostand vor dem Kölner Kaufhof gestanden“, erinnert sich der Bensberger, der in Deutschland aufgewachsen ist und heute als Arzt im Krankenhaus in Engelskirchen arbeitet. In seiner Heimat Pakistan ist die Gemeinschaft verboten.

Mit seinen Mitstreitern verteilt er Infobroschüren, knüpft Kontakte zu den Kirchengemeinden am Ort, veranstaltet Vorträge und engagiert sich auch aktiv für seine Wahlheimat – unter anderem beim Neujahrsputz, bei dem die jungen Muslime alljährlich die Fußgängerzone vom Abfall der Silvesternacht befreien. Auch nach dem Karnevalszug waren sie schon als ehrenamtliche Reinigungskräfte im Einsatz. Bhatti sucht das Gespräch mit allen Religionen („Auch Muslime haben Aufklärungsbedarf“) und muss sich auch schon mal Beschimpfungen anhören. „Wir bleiben dann ganz ruhig und versuchen, mit unseren Argumenten zu überzeugen.“

Die meisten sind jedoch sehr aufgeschlossen, wie Klaus-Peter Kleinert: „Es ist gut, dass es in Bergisch Gladbach so eine Möglichkeit gibt, sich öffentlich zu präsentieren.“ Peter Jacobsen kennt den Verein und seine Ziele bereits. „Ich bin ein nichtgläubiger Mensch, aber sehr an Religion interessiert“, sagt der Bensberger. „Es ist erstaunlich, dass so eine kleine Gemeinde so viele Aktivitäten übernimmt.“

Jacobsen, der die Ahmadiyya Muslime beim Tag der offenen Moschee im Wohnpark Bensberg kennengelernt hat, war auch beim Welttreffen des Vereins in Karlsruhe. „Das war ein Kultursprung, aber ich habe mich zu keiner Zeit unwohl gefühlt. Das ist eine sehr glaubwürdige, friedliche Religion, die sehr viel Wert auf Bildungschancen für Frauen legt.“

Beate Schenke kommt vom Wochenmarkt und will sich nur mal informieren: „Ich hab noch nie was von Ihnen gehört, aber besser spät als gar nicht“, sagt sie schmunzelnd. Den Dialog zu suchen ist für sie eine Selbstverständlichkeit: „Wir leben alle zusammen, da sollte man auch miteinander reden und nicht übereinander.“ Für Fundamentalismus und Fanatismus sei kein Platz, stimmt Bhatti ihr zu. Respektvoll miteinander umzugehen sei das Wichtigste.

„Das Zauberwort ist Toleranz“, formuliert es Helmut Shogun Schlechtinger. Für ihn muss sich nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch in der Tierhaltung einiges ändern: „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es Schlachtfelder geben“, zitiert er Tolstoi. „Frieden“, sagt Mohsan Bhatti, „kann man nur mit Frieden verbreiten.“ Dass er mit seinem Engagement nicht alle überzeugen und nicht allen Erwartungen gerecht werden kann, ist ihm klar. „Selbst Gott hat es nicht geschafft, alle Menschen zufriedenzustellen.“

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