Abo

200 Jahre altFachwerkhaus in Romaney wird an anderer Stelle wieder errichtet

Lesezeit 3 Minuten
Besuch auf der Baustelle: Doris Dünner (3. v. l.), Markus Hetzenegger (4. v. l.) und Heiner Dünner (5. v. l.) mit den Arbeitern

Besuch auf der Baustelle: Doris Dünner (3. v. l.), Markus Hetzenegger (4. v. l.) und Heiner Dünner (5. v. l.) mit den Arbeitern

Bergisch Gladbach – Ein Fachwerkhaus geht auf Reisen.

Von den Balken über Treppen, Fenster, Türen bis hin zu den Jugendstil-Bodenfliesen wird alles mitgenommen. Von dem Haus mit der Nummer 33 in Romaney – gelegen an der Bundesstraße 506 in Richtung Wipperfürth – steht nur noch das Gerippe.

In zwei Wochen ist das 200 Jahre alte Haus dann ganz weg. Aber es verschwindet nicht vollständig von der Bildfläche. „Wir setzen das Haus wieder zusammen“, sagt Markus Hetzenegger.

Alles zum Thema Cafes

Zu einem späteren Zeitpunkt will der Geschäftsmann das traditionsreiche Gebäude wieder aufbauen – wenn auch an anderer Stelle.

Er hat auch schon eine Idee, wie das ehemalige Fachwerkgehöft einmal genutzt werden könnte: „Von der Größe her würde es sich gut eignen als Bioladen.“ Käme dann auch noch ein kleines Café rein, wäre alles fast wie früher. Denn in dem Haus war von Anfang an eine Schankwirtschaft untergebracht.

Dies belegen alte Ansichtskarten aus dem Jahr 1910. Zuletzt lief die Gaststätte unter dem Namen Fachwerk 33, bis die Betreiberin 2008 wegen Insolvenz schließen musste. Seitdem stand das Haus leer.

Dicke Balken aus Eichenholz, teilweise gebogen, dazwischen Flechtwerk aus Lehm und Stroh: Die Abbrucharbeiten machen die Bautechnik früherer Zeiten sichtbar. „Die Substanz ist erstaunlich gut. Es gibt kaum Fäulnis durch Feuchtigkeit“, sagt Bauleiter Norbert Stark.

Gerade hievt er mit seinen Leuten Wladimir Redlich, Hanno Berger und Holger Gunia einen acht Meter langen und 200 Kilogramm schweren Deckenbalken von der ersten Etage nach unten.

Zwei Traktoranhänger –beladen mit solchen Schwergewichten – sind schon abtransportiert.

Noch weitere sieben Fuhren werden wohl hinzukommen, schätzt Stark. Jeder einzelne Balken ist fein säuberlich nummeriert, damit das „Puzzle“ wieder zusammengesetzt werden kann.

Die Eigentümer, Doris und Heiner Dünner, beobachten das Geschehen fasziniert. Von oben nach unten wird das Gebäude, Balken für Balken, abgetragen.

Erst kürzlich hatte Heiner Dünner sein Elternhaus bei einer Zwangsversteigerung zurückgekauft. Doch nach intensiver Prüfung hat das Ehepaar keine andere Möglichkeit gesehen, als das Gebäude aufzugeben.

„Eine Sanierung hätte sich nicht gerechnet“, sagt Doris Dünner. Deshalb sei die Initiative des Fachwerkliebhabers Hetzeneggers für sie „ein absoluter Glücksfall“. Doris Dünner: „Ein Stück Erinnerung bleibt erhalten, das ist schön.“

Für das Fachwerkhaus musste Hetzenegger nichts bezahlen. Außerdem stellt das Ehepaar der Stadt einen etwa sechs Meter breiten Streifen des Grundstücks zur Verfügung.

So kann die Fahrbahn der Bundesstraße verbreitert werden, damit in der Mitte der Straße eine Verkehrsinsel gebaut werden kann. Vor allem für Kinder ist es gefährlich, die vielbefahrene Durchgangsstraße zu überqueren.

So profitieren die Anwohner auf andere Weise von dem Abbruch, wenn auch viele traurig sein werden, dass mit der Nummer 33 ein Stück Romaney verschwindet.

KStA abonnieren