Abbruch und NeubauAus dem Berzeliushaus in Bensberg wurde ein Sakralbau

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Im Juli 2015 wurde das Berzeliushaus in Bensberg abgerissen (l.). Aus einem Teil der Steine entstand die jetzt in Friesenhagen eingeweihte Rita-Kapelle.

Im Juli 2015 wurde das Berzeliushaus in Bensberg abgerissen (l.). Aus einem Teil der Steine entstand die jetzt in Friesenhagen eingeweihte Rita-Kapelle.

Bensberg/Friesenhagen – Begleitet von heftigen Protesten ist das Bensberger Haus am Markt 6 im vergangenen Jahr abgerissen worden. Jetzt ist es wieder da. In ganz neuer Form – und an einem anderen Ort. Aus 3000 Ziegeln des in Bensberg abgebrochenen früheren Verwaltungsgebäudes der Berzelius-Bergwerksgesellschaft hat ein Ehepaar aus Oberberg eine Kapelle in Bettorf, einem Örtchen in der Gemeinde Friesenhagen zwischen dem oberbergischen Morsbach und dem siegerländischen Freudenberg, gebaut.

Sollte sie sich jemals von der schweren Krankheit erholen und völlig genesen, so hatte Rita Nußbaum gelobt, werde sie eine Kapelle bauen und diese der Heiligen Rita weihen lassen. Deren Wirkungsstätten in Italien hatten die 65-Jährige und ihr Ehemann Rainer besucht. Das war im Jahr 2011. Jetzt, fünf Jahre später, ist das Gotteshaus im Garten des Ehepaars fertig. Ein Teil der Rita-Kapelle und der Glockenturm sind mit Feldbrand-Ziegelsteinen verblendet, die bis 2015 im Berzeliushaus am Bensberger Markt verbaut waren. 1841 war dieses errichtet worden, diente später der 1854 gegründeten Berzelius-Bergwerksgesellschaft als Verwaltungssitz, bis diese 1924 ihren Betrieb einstellte. Zuletzt beherbergte der historische, aber nicht denkmalgeschützte Bau das „Reisebüro am Markt“, das im Juli 2015 einem Neubau wich.

„Das sind richtige alte Feldbrandziegel. Viel zu schade, um im Schuttcontainer zu landen“, sagte Abbruchunternehmer Ralf Mathey damals dieser Zeitung. „Wenn jemand Interesse an diesen Ziegeln hat, kann er sie sich hier auf der Baustelle abholen.“ Wenn eine größere Menge abgenommen werde, könne man auch beim Transport mit dem Lastwagen behilflich sein. „3000 der Steine haben wir übernommen“, erinnert sich Kapellen-Bauherr Rainer Nußbaum (69), der früher als Förster in Morsbach gearbeitet hat. „Das waren zwei große Lastwagenfuhren.“ Danach habe er jeden einzelnen Stein mit einem Hammer von Mörtelresten befreit und sortiert, in ganze, halbe und dreiviertelgroße Steine.

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20 bis 50 Besucher kommen am Tag

„In zehn Schichten haben wir die Feldbrand-Steine im Garten auf der Wiese gelagert, bis sie an der Nord- und an der Westseite der Kapelle verbaut werden konnten.“ Das Gewicht schätzt der Bauherr auf mehr als 30 Tonnen.

Jüngst hat der Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller die Rita-Kapelle auf dem Anwesen der Eheleute Nußbaum eingesegnet. Alle Elemente der neuen, im italienischen Stil gebauten Kapelle hätten wie die Steine aus Bensberg ihre eigene Geschichte, erzählt das Paar. „Beim Guss der Glocke auf dem Trierer Handwerkermarkt waren wir am 2. Juli übrigens dabei“, sagt Rainer Nußbaum nicht ohne Stolz.

Seit der Einsegnung der Rita-Kapelle kämen am Tag zwischen 20 und 50 Gäste, um das Bauwerk zu besichtigen. Durch eine ebenso historische Kapellentür betritt der Besucher das Gotteshaus und blickt auf das Bildnis der heiligen Rita, die als Fürsprecherin in hoffnungslosen Situationen verehrt wird. Das Bild ist auf ein Nussbaumholz gemalt. Auf vier hellen Stichbogenfenstern sind die Heiligen Benedikt, Lukas, Franziskus und Rita dargestellt. Das Westfenster symbolisiert mit der Taube die Dreifaltigkeit, das Fenster im Altarraum scheint in Regenbogenfarben. Der Altartisch besteht aus einer alten Eichenholzplatte – mit Metallfüßen alter Straßenlaternen.

Eichenholz stammt aus Pennsylvania

Daneben befindet sich eine Marienstatue mit Jesuskind aus Lindenholz, die Nachbildung einer gotischen Madonna. Die fünf Kirchenbänke aus Eiche stammen nach Auskunft von Rainer Nußbaum aus Pennsylvania und waren für eine amerikanische Kirche in Mannheim gezimmert worden. Als sie geschlossen wurde, konnte der Neu-Bettorfer die Sitze aufkaufen.

Friesenhagens Bürgermeister Norbert Klaes freut sich über dieses neue Kleinod für die Gemeinde und bezeichnete es bein der Einweihung als Ort der Gebetsruhe. Rainer Nußbaum indes gefällt es, dass der Bau auf so großes Interesse stößt: Er liebt den Anblick der Kapelle, besonders in der Dunkelheit. Fünf Strahler hat er installiert, die das Gotteshaus ins perfekte Licht setzen. So viel Wertschätzung haben die Feldbrand-Ziegel aus Bensberg wohl schon lange nicht mehr erfahren . . .

Die Rita-Kapelle in Friesenhagen-Bettorf ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen können unter (0 22 94) 2 27 angemeldet werden.

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