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AsylbewerberNeue Flüchtlinge kommen erst im Herbst nach Bergisch Gladbach

Lesezeit 4 Minuten
Jeden Monat kommen neue Flüchtlinge, wie hier im September 2015 in Katterbach, in den Städten an.

Jeden Monat kommen neue Flüchtlinge, wie hier im September 2015 in Katterbach, in den Städten an.

Bergisch Gladbach – Die Stadt liegt gut im Soll: Die Flüchtlingsquote ist zu 96,5 Prozent erfüllt. Erst im Herbst muss die Kreisstadt wieder mit neuen Zuweisungen von Flüchtlingen rechnen.

Die Stadtverwaltung zählt 1378 Flüchtlinge, die zurzeit in Bergisch Gladbach leben und betreut werden. Die Bezirksregierung in Arnsberg hingegen geht nur von 1305 Asylsuchenden aus.

Eine Diskrepanz, die sich laut Stadtverwaltung durch eine unterschiedliche Zählweise begründet. „Wir berücksichtigen in unserer Statistik alle Menschen, die von uns untergebracht und versorgt werden“, erläutert Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Die Bezirksregierung zähle dagegen Personen, deren Asylverfahren bereits abgeschlossen sei, nicht mit.

Zuletzt ist es ruhig gewesen in der Stadt: Im Juli etwa waren es 28 Neuankömmlinge, meist Angehörige, die nachgezogen sind. Dafür waren andere Städte an der Reihe, wie Köln und Düsseldorf, deren Quote unter 90 Prozent lag. Auf diese Weise bemühte sich die Bezirksregierung, die entstandenen Ungleichgewichte bei der Verteilung der Flüchtlinge wieder auszugleichen.

Denn manche Städte hatten mehr Menschen aufgenommen, als sie laut Verteilungsschlüssel eigentlich aufnehmen sollten. Andere blieben unter ihrer Quote. Bürgermeister Lutz Urbach gehörte zu den Bürgermeistern in NRW, die Anfang des Jahres die Ungleichbehandlung kritisiert hatten.

Für die Zukunft sieht Fachbereichsleiterin Beate Schlich die Situation optimistisch: „In den vergangenen Monaten hat sich viel getan.“

Sie erwartet, dass die Bezirksregierung Zuweisungen künftig zwei Wochen vorher ankündigt, damit sich die Stadt ohne Druck darauf einstellen kann: „Uns ist es wichtig, dass wir uns der Aufgabe der Integration widmen können.“ Schlich geht davon aus, dass es spätestens im Herbst wieder neue Zuweisungen geben wird.

Freie Kapazitäten hat die Stadt derzeit in den Leichtbauzelten auf dem Ascheplatz in Katterbach. Hier leben 70 Menschen, für 380 wäre Platz. Voran geht es mit dem Bau des neuen Containerdorfs in Lückerath, das 300 Leuten Obdach bieten soll.

Voraussichtlich im Herbst soll die Anlage bezugsfertig sein, sagt Schlich, ohne sich genau auf den Monat festlegen zu wollen.

In Erinnerung an den Sommer 2015 hält Schlich an dem Standort in dieser Größenordnung fest. „Es könnte sich ja wiederholen, dass sich wieder Tausende auf den Weg machen“, gibt sie zu bedenken. In manchen Monaten im Jahr 2015 waren es bis zu 300 Asylbewerber gewesen, für die die Stadt von heute auf morgen ein Quartier finden musste.

Die Bezirksregierung hat einen Vergleich der NRW-Städte veröffentlicht. Ab sofort kann jeder Bürger auf der Internetseite die Gesamtzahl aller in NRW untergebrachten Flüchtlinge, deren Aufteilung auf die 396 Kommunen sowie die Erfüllungsquote abrufen.

www.bezreg-arnsberg.nrw.de

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Berechnung der Quote

Die Bezirksregierung Arnsberg ist landesweit für die Verteilung der Flüchtlinge zuständig. Die Behörde untersteht dem NRW-Innenministerium.

Die Zuweisung erfolgt nach einem vorgegebenen Schlüssel, der die Bevölkerungsgröße sowie die Fläche der Gemeinde berücksichtigt. Aktuell werden nur Kommunen Flüchtlinge zugeteilt, die unter 90 Prozent liegen. Die Quoten werden regelmäßig neu festgelegt. (ub)

So viele Flüchtlinge leben in anderen Kommunen

In Overath werden nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit 329 Flüchtlinge betreut. Damit hat die Stadt ihre Quote übererfüllt, sie liegt bei 114 Prozent.

In der Stadt Rösrath sind aktuell 315 Flüchtlinge, die Sozialleistungen beziehen, untergebracht. Laut Stadtverwaltung erfüllt die Stadt damit etwa 85 Prozent der geforderten Quote.

Zu Jahresbeginn war die Quote noch weit übererfüllt, weil die Flüchtlinge in zwei Erstaufnahme-Einrichtungen mitgezählt wurden. Inzwischen sind diese geschlossen, damit hat die Stadt bei den länger bleibenden Flüchtlingen einiges nachzuholen.

Es ist daher anvisiert, dass sie bis zum Jahresende monatlich 25 neue Flüchtlinge aufnimmt. Ende 2016 dürften dann mehr als 400 Asylsuchende in Rösrath leben, damit werden voraussichtlich 100 Prozent der Quote erreicht, vielleicht wird sie auch übererfüllt.

Die Stadt habe sich auf diese Zahl von Flüchtlingen schon seit längerem eingestellt, sagt der Beigeordnete Ulrich Kowalewski (CDU), der nötige Wohnraum stehe zur Verfügung. Wohnungsangebote für Flüchtlinge seien bei der Stadt aber weiter willkommen.

Von der Kreisverwaltung werden nur noch sieben Flüchtlinge in einer Einrichtung in Burscheid versorgt. Aber auch diese sollen demnächst weitervermittelt werden, so dass der Kreis vorerst nicht mehr selbst für Flüchtlinge zuständig ist.

In der Gemeinde Kürten leben aktuell 303 Flüchtlinge, die Erfüllungsquote liegt laut Amtsleiterin Monika Chimtschenko bei 80 Prozent. Die Bezirksregierung Arnsberg habe angekündigt, über einen Zeitraum von sechs Wochen jeweils zehn Flüchtlinge der Gemeinde zuzuweisen. Bis Ende September erhöhe sich somit die Zahl der in Kürten lebenden Flüchtlinge auf rund 360.

Die Gemeinde Odenthal beherbergt zurzeit 293 Flüchtlinge bei einer Erfüllungsquote von 120 Prozent. Bis auf fünf Personen, die im Zuge einer Familienzusammenführung nach Odenthal kommen, erwartet die Gemeinde in den nächsten Wochen keine weiteren Flüchtlinge. (tr/ew)

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